Wer ist schuld am Bruch der Ampel-Koalition? SPD und FDP machen sich gegenseitig schwere Vorwürfe. Nun sorgen Medienberichte für Aufregung.
Ampel-Aus seit Wochen vorbereitet? Empörung über Berichte
SPD-Politiker haben empört auf Medienberichte reagiert, wonach die FDP sich seit Ende September auf ein Ende der Ampel-Koalition vorbereitet haben soll. «Verantwortung als Fremdwort, Bösartigkeit als Methode: Ich bin tief erschüttert über dieses Verhalten der FDP», schrieb Arbeitsminister Hubertus Heil auf der Plattform X. Gesundheitsminister Karl Lauterbach nannte den von der «Zeit» und der «Süddeutschen» Zeitung geschilderten Vorgang eine «unfassbare Enttäuschung». Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt quittierte die «bemerkenswerten» Berichte mit einem knappen «aha».
Laut Recherchen der «Zeit» soll sich die FDP akribisch auf ein Ende der Ampel-Koalition vorbereitet haben. In mehreren Treffen seien verschiedene Szenarien durchgespielt worden. Teilgenommen hätten unter anderen die damaligen FDP-Minister. Die «Zeit» beruft sich auf Schilderungen mehrerer Personen, die mit den Vorgängen vertrauen seien. Zudem habe die Redaktion Dokumente eingesehen, die in diesen Wochen entstanden seien.
Politiker wollen sich in «Zeit» nicht äußern
Die Beteiligten wollten sich auf Anfrage der «Zeit» zu der Recherche nicht äußern. Der frühere Justizminister Marco Buschmann erklärte demnach, dass er die zitierten Äußerungen weder bestätigen noch dementieren wolle. Ex-Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger, FDP-Fraktionschef Christian Dürr und der inzwischen aus der FDP ausgetretene Verkehrsminister Volker Wissing ließen demnach ausrichten, dass sie grundsätzlich nicht aus internen Sitzungen berichteten.
Die «Zeit» zitierte zudem einen Parteisprecher mit den Worten, es habe in den vergangenen Monaten «immer wieder und in verschiedenen Runden eine Bewertung der Regierungsbeteiligung» stattgefunden. «Selbstverständlich wurden immer wieder Szenarien erwogen und Stimmungsbilder eingeholt.»
Ex-Partner werfen sich gegenseitig Koalitionsbruch vor
SPD und FDP hatten sich in den vergangenen Tagen wechselseitig vorgeworfen, das Ende der Ampel-Koalition provoziert zu haben. FDP-Chef Christian Lindner warf Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach seinem Rauswurf aus der Koalition eine «Entlassungsinszenierung» vor.
Für Wirbel sorgten in dieser Woche auch Äußerungen des neuen Bundesfinanzministers Jörg Kukies (SPD) zum Ablauf des Zerbrechens der Ampel-Koalition. Kukies war am Dienstag beim Wirtschaftsgipfel der «Süddeutschen Zeitung» gefragt worden, wann er gewusst habe, dass er eine neue Aufgabe bekomme. Der bisherige Wirtschaftsberater des Kanzlers antwortete: «sehr kurz davor». Auf Nachfrage präzisierte er: «Einen Tag vor dem Mittwoch, dem Koalitionsausschuss, haben wir zum ersten Mal abstrakt darüber gesprochen, dass das eine Möglichkeit sein könnte.»
Dem Kanzler wurde von den Mitgliedern der Union und der FDP vorgeworfen, dass er den Rauswurf des bisherigen Finanzministers Lindner und damit den Bruch der Ampel-Koalition beim Koalitionsausschuss vor einer Woche gezielt herbeigeführt hat.