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Analyse: Zu wenig Medizinstudienplätze gegen Ärztemangel

Reichen die Medizinstudienplätze, um den Fachkräftemangel zu beheben? Eine Auswertung verneint das. Unter den Ländern gebe es bei der Ausbildung von medizinischem Nachwuchs große Zahlenunterschiede.

Viele Bewerber um einen Medizinstudienplatz gehen leer aus. (Archivbild)
Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Laut einer Studie des Centrums für Hochschulentwicklung gibt es beim Angebot von Medizinstudienplätzen erhebliche Unterschiede zwischen den Bundesländern und insgesamt zu wenig potenzielle Nachwuchskräfte, um den Ärztemangel zu beheben. Die Analyse zeigt auch, dass Bundesländer, die mehr Medizinstudienplätze zur Verfügung stellen, auch von einer besseren ärztlichen Versorgung profitieren.

Laut dem CHE in Gütersloh ist das Medizinstudium eines der beliebtesten Fächer bei Studieninteressierten in Deutschland. Für das Wintersemester 2024/25 konnten etwa 10.000 Erstsemester einen Medizinstudienplatz an einer Hochschule bekommen, während rund 20.000 Bewerber leer ausgingen.

Medizinstudienplätze sind unter Ländern ungleich verteilt

Die Unterschiede zwischen den Ländern in Bezug auf die Anzahl der Medizinstudienplätze pro Einwohner sind signifikant. Laut der CHE-Analyse gibt es bisher kein staatliches Studienangebot für angehende Ärztinnen und Ärzte in Brandenburg und Bremen. Allerdings soll die neu gegründete Medizinische Universität Lausitz in Brandenburg den Betrieb im Wintersemester 2026/27 aufnehmen.

Betrachtet man das Studienjahr 2024, so starteten im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen mit 2.334 Erstsemestern die meisten Personen ihr Studium in Humanmedizin. Dies entspricht laut Untersuchung einem Anteil von 13 Medizin-Studienplätzen pro 100.000 Einwohner. Dies bedeutet eine durchschnittliche Position zusammen mit Baden-Württemberg und Thüringen.

Im Saarland und in Mecklenburg-Vorpommern gab es pro 100.000 Einwohner hingegen 29 bzw. 26 Medizinstudienplätze für Studienanfänger, die beiden Länder führen. Auch in Sachsen-Anhalt, Hamburg sowie in Hessen und Berlin sieht es vergleichsweise gut aus.

Medizinstudienplatz ist für die Länder kostenintensiv

Laut CHE sind die hohen Kosten für medizinische Fakultäten wahrscheinlich der Hauptgrund für das unterschiedliche Engagement der Bundesländer. Die laufenden Ausgaben pro Jahr und Person belaufen sich allein im Bereich Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften auf rund 25.000 Euro, wie das Statistische Bundesamt berichtet.

Auswertung: Der erhoffte «Klebeeffekt» tritt tatsächlich auf 

Medizinstudienplätze sind für die langfristige ärztliche Versorgung zentral. Die Länder hofften angesichts ihrer Investitionen dabei auf einen «Klebeeffekt» – dass Absolventen sich später also in der Nähe des Studienorts als Ärzte ansiedeln, schilderte Studienautor Cort-Denis Hachmeister. 

Und in der Tat hätten Regionen mit einer medizinischen Fakultät tendenziell eine relativ hohe Anzahl von Ärzten. So würden neben Großstädten wie Hamburg, Berlin, Köln/Bonn oder München auch Gebiete um die Universitäten Heidelberg, Freiburg oder Lübeck vom Nachwuchs der Universität profitieren, erklärte er.

Medizinabsolventen decken aber den Fachkräftebedarf nicht

Ungeachtet zahlreicher Appelle aus Politik und Medizin habe sich die Zahl der Medizinstudienplätze in den vergangenen beinahe zehn Jahren nur leicht von gut 9.000 auf rund 10.000 erhöht. Es sei zwar auch zu Neugründungen von medizinischen Fakultäten oder privaten Hochschulen gekommen. Die Zahlen reichten aber bei weitem nicht aus, um den Fachkräftemangel zu beheben. «Wer keine oder zu wenig Medizinstudienplätze schafft, trägt zur strukturellen Unterversorgung bei», betonte Hachmeister.

An Privatuniversitäten mit einem Medizinstudium stehen laut CHE insgesamt knapp 1.500 Studienplätze pro Jahr für Studienanfänger zur Verfügung, zusätzlich zu den staatlichen Hochschulen. Mindestens 9.100 deutsche Männer und Frauen studieren Medizin im Ausland. Auch sie tragen nicht zur Linderung des Mangels bei.

dpa