Vor mehr als sieben Jahren wurden zwei Journalisten attackiert – nun wird der Fall erneut verhandelt. Im Gerichtssaal ist das öffentliche Interesse groß, die Angeklagten äußern sich bislang nicht.
Angriff auf Journalisten in Thüringen: Angeklagte schweigen

Zu Beginn des zweiten Prozesses um einen Angriff auf zwei Journalisten in der Region Fretterode (Eichsfeld) vor mehr als sieben Jahren haben die beiden Angeklagten zunächst geschwiegen. Ob sich die Angeklagten zu einem späteren Zeitpunkt vor dem Landgericht Mühlhausen äußern, ließen die Anwälte auch auf Nachfrage hin offen. Zuvor war die Anklage gegen die 35 und 31 Jahre alten Männer erneut verlesen worden.
Im Verfahren müssen sich zwei Rechtsextremisten verantworten, die im April 2018 zwei Journalisten aus Göttingen in der Region Fretterode in Nordthüringen angegriffen und schwer verletzt haben sollen. Eine Kammer des Landgerichts Mühlhausen hatte beide in einem ersten Prozess 2022 für schuldig befunden, sie jedoch nur zu milden Strafen verurteilt. Der Bundesgerichtshof hob dieses Urteil 2024 wegen schwerwiegender Rechtsfehler auf, sodass sich nun eine andere Kammer des Gerichts erneut mit dem Fall befassen muss. Insgesamt sind bisher acht Verhandlungstage in dem Verfahren angesetzt.
Schraubenschlüssel und Baseballschläger
Die beiden Angeklagten sollen die Journalisten nicht nur mit einem Schraubenschlüssel und einem Baseballschläger attackiert haben. Bei der Tat seien auch ein Messer sowie Reizgas eingesetzt worden, sagte die Vertreterin der Staatsanwaltschaft Mühlhausen, Anna Merker, bei der Verlesung der Anklage. Das Reizgas habe einer der Angeklagten in das Auto gesprüht, mit dem die beiden Journalisten von den Angreifern geflohen waren. Sie hatten in Fretterode zur dortigen rechtsextremen Szene recherchiert. Bei der Tat sollen die Angreifer auch die Kameraausrüstung der Journalisten geraubt haben.
Direkt nach Beginn des Prozesses gab es eine kurze Unterbrechung der Verhandlung. Einer der Angeklagten zögerte zunächst, seine Adresse öffentlich zu nennen. Nach einer kurzen Beratung wies das Gericht jedoch seinen Antrag zurück. Daraufhin gab der Mann seine Adresse bekannt.
Gerichtssaal bis auf den letzten Platz besetzt
Auch beim zweiten Durchgang des Prozesses gab es ein großes öffentliches Interesse. Der Gerichtssaal war voll besetzt, und vor der Tür hatten sich zusätzlich weitere Unterstützer der beiden Journalisten versammelt.
Vor wenigen Tagen hatte der Nebenklage-Anwalt Sven Adam noch einmal grundsätzliche Kritik an dem Verfahren geübt. Das erste Urteil des Landgerichts Mühlhausen in diesem Prozess entsetze ihn und seinen Mandanten noch immer, hatte Adam gesagt. Die damalige Entscheidung sei ein «Urteil der Schande» gewesen. Zudem hatte er scharf kritisiert, dass die Tat inzwischen sieben Jahre her ist und es noch immer kein rechtskräftiges Urteil gibt. Nach siebeneinhalb Jahren Verschleppung sei ein der Tat angemessenes Urteil kaum mehr zu erwarten. Der Prozess wird im Januar fortgesetzt.








