Anklage wegen Mordes gegen Magdeburg-Täter erhoben
Monatelang hat die Staatsanwaltschaft nach der Todesfahrt über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gegen Taleb A. ermittelt. Nun steht die Anklage.
Die Generalstaatsanwaltschaft hat Anklage gegen Taleb A. erhoben. (Archivbild)
Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg hat Anklage gegen den Todesfahrer vom Magdeburger Weihnachtsmarkt erhoben. Taleb A. wird unter anderem sechsfacher Mord und versuchter Mord an 338 Personen vorgeworfen, wie die Behörde in Naumburg mitteilte. Es kamen fünf Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren sowie ein neunjähriger Junge ums Leben. Außerdem wird dem Mann gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt.
Am 20. Dezember des vergangenen Jahres raste der Täter mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt. Laut der Generalstaatsanwaltschaft dauerte der Anschlag eine Minute und vier Sekunden. Der 50-jährige saudische Arzt benutzte einen 340 PS starken Mietwagen. Er war mit bis zu 48 Stundenkilometern unterwegs. Insgesamt verletzte er laut Angaben 344 Personen.
Es ist unklar, wann der Prozess beginnen könnte. Der Bau eines neuen Interims-Gerichtsgebäudes soll voraussichtlich im September abgeschlossen sein. Die Leichtbauhalle wird auf einem landeseigenen Grundstück in Magdeburg errichtet.
Psychiatrisches Gutachten erstellt
Der Mann befindet sich in Untersuchungshaft und wurde zuletzt mehrmals verlegt. Die Generalstaatsanwaltschaft hat ein psychiatrisches Gutachten angefordert, um die Frage der Schuldfähigkeit zu klären. In der Mitteilung zur Anklageerhebung wurde betont, dass der Attentäter während der Fahrt nicht unter Alkoholeinfluss stand.
Er habe «offenbar aus Unzufriedenheit und Frustration über den Verlauf und den Ausgang einer zivilrechtlichen Streitigkeit sowie die Erfolglosigkeit diverser Strafanzeigen gehandelt, und zwar mit dem Ziel, eine unbestimmte, möglichst große Anzahl von Personen und Personengruppen, die in den Fahrbereich seines Fahrzeugs gelangen würden, zu töten». Die Tat sei mehrere Wochen in Einzelheiten geplant und vorbereitet worden, so die Ermittlungsergebnisse. Mittäter und Mitwisser habe es demnach nicht gegeben.
Politische Aufarbeitung im Landtag
Neben den strafrechtlichen Ermittlungen wird im Landtag von Sachsen-Anhalt auch eine politische Aufarbeitung durchgeführt. Nachdem es zunächst hauptsächlich um das Sicherheitskonzept für den Weihnachtsmarkt und die Verantwortung von Veranstalter, Stadt und Polizei ging, soll der Fokus der Abgeordneten in den nächsten Monaten verstärkt auf den Täter gerichtet werden.
Taleb A. war vor der Todesfahrt in Bernburg (Salzlandkreis) als Arzt im Maßregelvollzug tätig. Er war für die psychiatrische Betreuung von Straftätern auf drei Stationen zuständig. Ein Kollege hatte sich einige Monate vor dem Anschlag um den Zustand von Taleb A. gesorgt und diese Bedenken auch an Vorgesetzte weitergeleitet. Verschiedene Sicherheitsbehörden hatten sich ebenfalls wiederholt mit dem Täter befasst, jedoch war er als Gegner von Islamisten letztendlich durch alle Raster gefallen.
