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Arbeitgeber wollen neue Praxisgebühr

Neue Praxisgebühr sorgt für Empörung! Arbeitgeber fordern eine Kontaktgebühr für Arztbesuche, um Kosten im Gesundheitssystem zu senken – doch Ärzte, Patientenvertreter und Politiker schlagen Alarm. Kritiker sprechen von „unsozial“ und warnen vor lebensgefährlichen Folgen.

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Foto: Newsflash24 (KI generiert)

Heftige Debatte um neue Praxisgebühr

Ein Vorstoß des Arbeitgeberverbands BDA sorgt für gewaltige Aufregung: Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter schlägt vor, eine sogenannte Kontaktgebühr für Arztbesuche einzuführen. Damit solle das sogenannte „Ärzte-Hopping“ verhindert werden – also mehrfaches Aufsuchen verschiedener Praxen wegen desselben Leidens. Doch Ärzteverbände, Patientenvertreter und Gewerkschaften sind entsetzt.

Hausärzte schlagen Alarm

„Dieser Vorschlag ist nicht nur unsozial, sondern auch völlig undurchdacht“, erklärte die Vorsitzende des Hausärzteverbands, Nicola Buhlinger-Göpfarth. Sie warnte, dass nicht nur überflüssige, sondern auch dringend notwendige Arztbesuche verhindert würden. Besonders betroffen wären chronisch kranke Menschen wie Dialysepatienten, die im Jahr Dutzende Male eine Praxis aufsuchen müssen. Für sozial Schwache könnte die Gebühr eine enorme Hürde darstellen – mit fatalen gesundheitlichen Folgen.

Erinnerung an gescheiterte Praxisgebühr

Deutschland hatte eine ähnliche Regelung bereits: Von 2004 bis 2012 mussten Kassenpatienten pro Quartal zehn Euro zahlen, wenn sie zum Arzt gingen. Die Maßnahme erwies sich als bürokratisch, teuer und weitgehend wirkungslos. Viele Patienten suchten damals zu spät medizinische Hilfe, was im schlimmsten Fall schwerere Krankheitsverläufe verursachte.

Stiftung Patientenschutz spricht von „alter Leier“

Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz äußerte massive Kritik. Vorstand Eugen Brysch bezeichnete die Debatte als „alte Leier“. Weder sei damals eine Steuerungswirkung erreicht worden, noch habe sich der Verwaltungsaufwand gelohnt. Die Gewerkschaft Verdi warnt zusätzlich vor einer weiteren sozialen Schieflage im Gesundheitssystem.

CSU-Politiker klar dagegen

Klaus Holetschek, CSU-Fraktionschef im bayerischen Landtag und ehemaliger Gesundheitsminister, wies den Vorschlag entschieden zurück. „Eine Kontaktgebühr bei Arztbesuchen wäre völlig der falsche Weg“, sagte er. Statt neue Hürden aufzubauen, müsse man das System so gestalten, dass Sozialabgaben nicht weiter steigen.

Lösung: Primärarztsystem statt Strafgebühren

Sowohl Hausärzteverband als auch CSU-Politiker setzen auf ein sogenanntes Primärarztsystem. Dabei soll die Hausarztpraxis als erste Anlaufstelle dienen, die bei Bedarf an Fachärzte überweist. Kritiker sind sich einig: Nur mit klarer Struktur, nicht mit Strafgebühren, lasse sich das Gesundheitssystem langfristig stabilisieren.

TS
Quellen: br.de, tagesschau.de