Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Asylanträge in Deutschland: Wartezeit von fast 9 Monaten

Die Bearbeitungsdauer von Asylanträgen in Deutschland betrug im Schnitt 8,7 Monate. Besonders lange mussten Antragsteller aus Togo, Gambia und Nigeria warten.

Besonders lange müssen sich Asylbewerber aus Togo, Gambia und Nigeria gedulden (Archivbild).
Foto: Felix Kästle/dpa

Laut einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage von Linken-Abgeordneten beträgt die durchschnittliche Wartezeit für die Entscheidung über einen Asylantrag in Deutschland 8,7 Monate. Die Informationen liegen der Deutschen Presse-Agentur vor.

Laut Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) dauerte die Bearbeitung der Anträge im letzten Jahr so lange wie seit 2017 nicht mehr. Damals vergingen von der Antragstellung bis zum Bescheid 10,7 Monate. Im Jahr 2023 warteten die Antragsteller im Durchschnitt 6,8 Monate auf eine Entscheidung.

Nigerianer warteten im Schnitt 20,1 Monate

Im letzten Jahr mussten insbesondere Antragsteller aus Togo, Gambia und Nigeria laut Bundesregierung besonders lange warten. Sie warteten jeweils mehr als 20 Monate auf ihren Asylbescheid. Auch Asylbewerber aus den Palästinensergebieten und dem Bürgerkriegsland Sudan erhielten im Durchschnitt erst nach rund 15 Monaten einen – meist positiven – Bescheid.

Die Bundesregierung gibt an, dass die Schutzquote für die 960 abgeschlossenen Asylverfahren von Sudanesen im vergangenen Jahr 99 Prozent beträgt. Bei den 433 entschiedenen Verfahren für Menschen aus den palästinensischen Gebieten wurde in fast 82 Prozent der Fälle Schutz gewährt.

Es muss jedoch beachtet werden, dass Anträge von palästinensischen Antragstellern aus dem Gazastreifen aufgrund der instabilen Situation in dem vom Krieg stark betroffenen Gebiet seit dem 9. Januar 2024 nicht bearbeitet werden.

Nach dem Sturz von Machthaber Baschar al-Assad am 8. Dezember hatten mehrere europäische Staaten, darunter auch Deutschland, Entscheidungen über Asylverfahren von Menschen aus Syrien ausgesetzt. Syrien war im vergangenen Jahr mit rund 33 Prozent aller Erstanträge das Hauptherkunftsland von Asylbewerbern in Deutschland.

Fokus auf Altfälle

Die Bundesregierung erklärt die insgesamt längere Verfahrensdauer damit, dass sich das Bamf aktuell verstärkt auf den «Rückstandsabbau von anhängigen Verfahren mit hoher Liegezeit» fokussiere. Tatsächlich war die Zahl der Asylbewerber 2023 stark gestiegen. Mit rund 329.000 Erstanträgen war sie um rund 51 Prozent höher als 2022. Im vergangenen Jahr gab es dann einen Rückgang um etwa 30 Prozent auf rund 230.000 Asylerstanträge.

Nicht berücksichtigt sind in der Statistik zur Dauer der Asylverfahren sogenannte Widerrufsverfahren. Diese stehen beispielsweise an, wenn sich die Lage im Herkunftsland grundlegend geändert hat. «Die Politik muss eine Lösung finden, um aufwendige Widerrufsverfahren bei anerkannten syrischen Geflüchteten möglichst zu vermeiden», sagt Clara Bünger, Innenpolitikerin der Linken. Schließlich sei das Bamf jetzt schon überfordert.

dpa