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Atomkraft in Australien: Kontroverse vor Parlamentswahl

Experten warnen vor unrealistischen Plänen, während Wähler um Energiezukunft und internationale Beziehungen besorgt sind.

Premierminister Albanese hofft auf eine zweite Amtszeit. (Archivbild)
Foto: Lukas Coch/AAP/dpa

Am 3. Mai wird bei der Parlamentswahl in Australien auch darüber abgestimmt, ob der Kontinent seine ersten Atomkraftwerke erhalten soll. Premierminister Anthony Albanese, der auf eine zweite Amtszeit hofft und den Wahltermin am Donnerstag bekanntgab, setzt vor allem auf den Ausbau erneuerbarer Energien. Der konservative Oppositionsführer Peter Dutton möchte dagegen das gesetzliche Atomkraftverbot aus den 90er Jahren aufheben und sieben Reaktoren errichten lassen. Obwohl er den Wählern niedrigere Strompreise verspricht, halten die meisten Experten seine Pläne für unrealistisch und warnen vor immensen Kosten und Risiken.

Radioaktives Uran wird für den Betrieb von Atomkraftwerken benötigt, und die australischen Vorkommen gelten als die größten der Welt. Bisher setzt das Land hauptsächlich auf die umweltschädliche Verbrennung von Kohle und – in geringerem Maße – Erdgas zur Stromerzeugung. Der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix ist jedoch in den letzten Jahrzehnten auf über ein Drittel gestiegen und wächst weiter. Kritiker werfen Dutton vor, dass sein Plan, die ersten Meiler im Jahr 2035 in Betrieb zu nehmen, illusorisch sei, da kein AKW vor 2040 ans Netz gehen könnte. Die Wählerschaft ist in dieser Frage gespalten.

Selbst wenn die in Umfragen knapp führende Liberale Partei von Dutton einen Wahlsieg erringen sollte, wäre es unwahrscheinlich, dass er Premierminister bleibt, wenn eines Tages tatsächlich Strom aus Atomkraftwerken fließt. Der Regierungschef in Australien kann zwar beliebig oft wiedergewählt werden, jedoch beträgt die Amtszeit nur drei Jahre, was die Umsetzung komplexer Projekte erschwert und zu regelmäßigen Machtwechseln in der Hauptstadt Canberra führt. Albanese, dessen Labour-Partei nach deutschen Maßstäben am ehesten im sozialdemokratischen Lager anzusiedeln ist, muss um seine Wiederwahl bangen.

Lebenshaltungskosten explodiert – Hilfe der USA ungewiss

Die australischen Wähler haben andere Prioritäten als die Energiepolitik. Aufgrund der stark gestiegenen Lebenshaltungskosten und explodierenden Mieten haben es vor allem Geringverdiener in teuren Metropolen wie Sydney und Melbourne schwer. Der Klimawandel bereitet vielen Menschen Sorgen, da sie die Auswirkungen zunehmender Wetterextreme wie Starkregen, Überschwemmungen, verheerende Buschbrände und Stürme deutlich spüren.

Zusätzlich sorgt sich Australien angesichts des Machtwechsels in den USA um die Unterstützung seines wichtigsten außenpolitischen Verbündeten. Mit 27 Millionen Einwohnern und einer Wirtschaftsleistung, die kaum ein Drittel des deutschen Bruttoinlandsprodukts ausmacht, ist das Land auf internationale Kooperation angewiesen. In den letzten Jahren ist Australien jedoch immer abhängiger von China geworden, dem mittlerweile wichtigsten Handelspartner. Sollte sich das Verhältnis zu Peking verschlechtern und die Sicherheitslage im Indopazifik unsicherer werden, wäre fraglich, ob Australien unter US-Präsident Donald Trump auf Unterstützung aus Washington zählen könnte.

dpa