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Baltische Staaten lösen sich aus russischem Stromnetz

Politisch, kulturell und wirtschaftlich sind Estland, Lettland und Litauen schon lange fest im Westen verankert. Nun haben sich die drei Länder auch im Energiebereich vollständig von Russland gelöst.

Politisch sind die baltischen Staaten längst in EU und Nato verankert, nun trennen sie eine der letzten großen Verbindungen zu Russland.
Foto: Markku Ulander/Lehtikuva/dpa

Mehr als 30 Jahre nach ihrer wiedererlangten Unabhängigkeit haben Estland, Lettland und Litauen das russische Energiesystem verlassen. Um kurz nach 9.00 Uhr Ortszeit wurden die drei baltischen EU- und Nato-Länder am Samstag vom gemeinsamen Stromnetz mit Russland abgekoppelt, mit dem sie aus historischen Gründen seit Sowjetzeiten verbunden waren.

Die Trennung verlief reibungslos und wurde von den Verbrauchern in Estland, Lettland und Litauen unbemerkt gelassen, wie die Netzbetreiber mitteilten. Die Stromnetze der drei Länder sollen nun für einen Tag unabhängig voneinander betrieben werden und dann am Sonntag über Polen in das europäische System integriert werden.

Estland, Lettland und Litauen hatten ihre Stromimporte aus Russland bereits eingestellt, nachdem Russland die Ukraine angegriffen hatte. Dennoch waren sie Teil eines gemeinsamen, synchronisierten Netzes mit Russland und Belarus, das noch aus der Sowjetzeit stammte. Dies wurde in Tallinn, Riga und Vilnius als Sicherheitsrisiko angesehen. Nach dem Netzwechsel werden sie in der Lage sein, die grundlegenden Parameter des Stromsystems wie Frequenz und Spannung selbst zu kontrollieren.

«Sieg für die Freiheit und die europäische Einheit» 

Aus auch geopolitischer Sicht wird dem Schritt eine große Bedeutung beigemessen. «Russland kann Energie nicht länger als Erpressungsinstrument einsetzen», schrieb etwa die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas auf der Plattform X. «Dies ist ein Sieg für die Freiheit und die europäische Einheit.» 

Estland, Lettland und Litauen waren nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Wiedererlangung ihrer Unabhängigkeit im Jahr 1991 Teil der Sowjetunion. Die drei Länder begannen im Jahr 2009 mit den Vorbereitungen für den Anschluss an das europäische Energiesystem. Der ursprüngliche Plan sah eine Synchronisierung Anfang 2026 vor.

Der Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 beschleunigte das Vorhaben, das hauptsächlich von der EU finanziert wurde. Die Kosten für den Aufbau der erforderlichen Infrastruktur beliefen sich insgesamt auf etwa 1,6 Milliarden Euro.

dpa