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Begegnung mit Weidel – Union auf Distanz zu CDU-Abgeordneter

Die CDU-Abgeordnete Ludwig ist bei einer Denkfabrik in Ungarn zu Gast, die als Kaderschmiede der Regierung von Rechtspopulist Orban gilt. Dort trifft sie auf AfD-Chefin Weidel. Die Union reagiert.

Die CDU-Bundestagsabgeordnete Saskia Ludwig hat an einer Veranstaltung einer rechten Denkfabrik in Ungarn teilgenommen. (Archivbild)
Foto: Christoph Soeder/dpa

Nach einer Begegnung der CDU-Politikerin Saskia Ludwig und AfD-Chefin Alice Weidel bei einer rechten Denkfabrik in Ungarn geht die Unionsfraktion auf Distanz zu ihrer Bundestagsabgeordneten. «Frau Ludwig hat an der Veranstaltung nicht im Auftrag der Fraktion und ohne Wissen der Fraktionsführung teilgenommen», sagte eine Sprecherin auf Anfrage. «Der Unvereinbarkeitsbeschluss der CDU gilt und schließt jede Zusammenarbeit mit der AfD aus. An diesen ist jedes CDU-Mitglied gebunden.» Zuvor berichtete der «Tagesspiegel» darüber.

Die Politikerin Ludwig von der CDU Brandenburg nahm Anfang August an einem Festival des Mathias-Corvinus-Collegiums (MCC) in Estzergom, Ungarn, teil. Das MCC wird als Ausbildungsort für die Regierung des ungarischen Ministerpräsidenten und Rechtspopulisten Viktor Orban angesehen. Die Denkfabrik und Bildungseinrichtung importiert unter anderem Ideen rechter Publizisten aus den USA. Laut der Facebook-Seite des MCC waren Orban und der Tech-Milliardär Peter Thiel, bekannt für seine rechtskonservativen Ansichten, ebenfalls beim Festival anwesend.

Ludwig verweist auf freien Meinungsaustausch

Die CDU-Abgeordnete äußerte sich auf Anfrage nicht, ein Sprecher verwies auf Zitate im Onlineportal «Nius». «Freier Meinungsaustausch ist ein zentrales Element einer demokratischen Gesellschaft», sagte Ludwig dort. «Deshalb war es für mich selbstverständlich, mich mit verschiedensten Besuchern auszutauschen, ohne Angst vor Repressionen haben zu müssen.» Nach Angaben ihres Sprechers war es ihr zweiter Besuch einer MCC-Veranstaltung.

Merz drohte bei Kooperation mit Parteiausschluss

Gemäß dem Beschluss der Bundespartei aus dem Jahr 2018 lehnt die CDU Koalitionen und ähnliche Formen der Zusammenarbeit mit der AfD und der Linken ab. CDU-Chef Friedrich Merz hat bereits mehrfach betont, dass es für ihn keine Zusammenarbeit mit der AfD geben wird. Als designierter Parteichef drohte Merz im Jahr 2021 kooperationswilligen Christdemokraten mit Parteiausschluss.

Die CDU Brandenburg, Ludwigs Landesverband, verwies auf die Linie zum Umgang mit der AfD. «Es gibt einen klaren Parteitagsbeschluss, der Koalitionen mit der AfD ausschließt», sagte Generalsekretär Gordon Hoffmann. «Das gilt so lange, bis ein Bundesparteitag etwas anderes beschließt.» Dafür sehe er «nicht einmal ansatzweise die Mehrheiten».

Ludwig sorgte bereits für Kritik

Ludwig wird als eine der größten Kritikerinnen der SPD-Verfassungsrichterkandidatin Frauke Brosius-Gersdorf angesehen. Die Potsdamer CDU-Politikerin hatte beim Portal X gefordert, dass Brosius-Gersdorf ihr Amt am Lehrstuhl ruhen lassen solle, solange Plagiatsvorwürfe gegen sie nicht restlos ausgeräumt seien. Mittlerweile sieht die Universität Potsdam nach Plagiatsvorwürfen einen Anfangsverdacht bei Ludwigs eigener Doktorarbeit.

Ludwig sorgte schon mehrfach für Kritik. Im Januar hatte sie sich gegen eine Brandmauer zur AfD gewandt. In einem Interview des Senders TV Berlin sagte sie, dies nutze nur der AfD und dem «linken Lager». Ludwig zeigte sich zugleich offen für eine «Mitte-Rechts-Koalition», was die CDU Brandenburg zurückwies.

Sie war von 2010 bis 2012 Landesvorsitzende der CDU Brandenburg. Von 2004 bis 2025 war sie Mitglied des Landtags, seit 2025 ist sie Bundestagsabgeordnete. Von Dezember 2019 bis Oktober 2021 war sie gleichzeitig Bundestags- und Landtagsabgeordnete.

dpa