Manch Student sitzt vielleicht schon auf gepackten Koffern für die USA und liest jetzt von möglichen Visa-Verschärfungen. Was hat es damit auf sich?
Bekommen deutsche Studenten noch ein US-Visum?
Ein Semester im Ausland in New York oder als Austauschschüler an der Westküste zu verbringen, ist der Wunsch vieler junger Leute, die einen Teil ihrer Ausbildung in den USA absolvieren möchten. Allerdings haben neue Medienberichte über Visa-Pläne der US-Regierung unter Präsident Donald Trump für Aufsehen gesorgt. Steht die Möglichkeit, dort zu studieren, vor neuen Herausforderungen?
Was sind die Pläne?
Die US-Regierung plant laut Medienberichten, zukünftig eine strengere Überprüfung von angehenden ausländischen Studierenden und Teilnehmern von Austauschprogrammen durchzuführen. Offiziell wurden diese Pläne bisher nicht bestätigt. Mehrere US-Medien berichteten, dass das Außenministerium US-Botschaften und Konsulate weltweit angewiesen hat, vorerst keine neuen Termine für entsprechende Visa-Anträge zu vergeben.
Bereits vereinbarte Termine sollen aber demnach bestehen bleiben. Betroffen seien Visa der Kategorien F, M und J – sie gelten etwa für Studierende, Austauschschüler und Au-pairs, berichteten der Sender CNN und das Online-Medium «Politico». Zwischen 8.000 und 9.000 Deutsche studieren nach Angaben des Statistischen Bundesamts zufolge jedes Jahr insgesamt in den USA.
Was soll ich als Anwärter für ein Visum jetzt tun?
Derzeit gibt es keine klare Empfehlung. Auf Anfrage der US-Botschaft in Berlin nach spezifischen Informationen darüber, wie angehende Studenten jetzt vorgehen sollten, wurden keine Hinweise gegeben.
Die Hochschulrektorenkonferenz rät unter anderem, «sich individuell beim International Office der eigenen Hochschule zu erkundigen. Für Personen, die ein Stipendium erhalten, sind die jeweiligen Förderorganisationen eine mögliche Anlaufstelle.» Zudem könne es sinnvoll sein, sich fortlaufend auf den Webseiten des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und des Auswärtigen Amtes zu informieren.
Der DAAD gibt mit dem jetzigen Stand noch keine Einschätzung ab und teilt auf Anfrage mit: «Wir warten als DAAD zunächst ab, was offiziell von der US-Regierung in den nächsten Tagen kommuniziert werden wird. Wir beobachten die Lage genau und werden dann entsprechend handeln.»
Warum das Ganze?
Die US-Regierung will laut den Medienberichten die Social-Media-Aktivitäten der Visa-Antragsteller stärker überprüfen lassen. Frühere Social-Media-Prüfungen betrafen laut «Politico» vor allem Studierende, die bereits an US-Universitäten eingeschrieben waren und sich an propalästinensischen Protesten beteiligt haben könnten.
Im Frühjahr gab US-Außenminister Marco Rubio eine Warnung an alle Studenten mit einem Visum ab. Wer Unruhe stifte, dem werde das Dokument entzogen. Kurz davor war eine türkische Doktorandin bei Boston auf der Straße festgenommen worden. Sie war Co-Autorin eines Artikels in einer Studentenzeitung von 2024, in dem die Uni aufgefordert wurde, anzuerkennen, dass es klare Hinweise auf einen «Völkermord» an Palästinensern gebe.
Zusätzlich plant die US-Regierung, die Elite-Universität Harvard daran zu hindern, internationale Studierende aufzunehmen. Ein Gericht prüft den Fall. Die Trump-Regierung erklärt ihr Vorgehen mit propalästinensischen Protesten an US-Universitäten. Harvard wirft hingegen der Regierung von Trump vor, die Hochschule mit einer illegalen Vergeltungsmaßnahme unter Druck setzen zu wollen.