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Rekordzahl an Menschen mit befristeten Aufenthaltstiteln in Deutschland

Mehr als vier Millionen Menschen im Jahr 2023, Integration verbessert sich, aber noch Herausforderungen im Bildungsbereich.

Durch verkürzte Fristen für Einbürgerungen und die neue Regelung zum Doppelpass dürfte die Zahl derjenigen, die deutsche Staatsbürger werden, erst einmal weiter steigen. Ob die Reform nach der Bundestagswahl Bestand haben wird, ist noch offen. (Archivbild)
Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Im Jahr 2023 erreichte die Anzahl der Menschen mit befristeten Aufenthaltstiteln einen Rekordwert. Laut einem aktuellen Lagebericht der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan, stieg die Zahl von rund zwei Millionen Ausländern Mitte 2016 auf vier Millionen im vergangenen Jahr. Der Anstieg ist auf den Zuzug von Flüchtlingen infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine zurückzuführen.

Laut dem Integrationsbericht hatten im letzten Jahr etwas mehr als die Hälfte der Personen mit befristeten Aufenthaltstiteln (55 Prozent) diese aus völkerrechtlichen, humanitären oder politischen Gründen, 23,9 Prozent aus familiären Gründen. Etwa 10,4 Prozent besaßen einen befristeten Aufenthaltstitel zur Ausübung einer Erwerbstätigkeit. In 6,3 Prozent der Fälle wurde ein solcher Aufenthaltstitel aufgrund einer Ausbildung erteilt.

Einbürgerungen auf Rekordniveau

Im vergangenen Jahr hatten also 2,9 Millionen Menschen eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis in Deutschland. Die Anzahl der Personen, die durch Einbürgerung Deutsche wurden, erreichte 2023 mit etwa 194.000 Einbürgerungen einen bisherigen Höchststand.

Der Anstieg dieses Trends in diesem Jahr ist darauf zurückzuführen, dass viele Syrer und andere Ausländer, die in den Jahren 2015 und 2016 nach Deutschland gekommen sind, nun die Voraussetzungen für eine Einbürgerung erfüllen. Ein weiterer Grund ist das seit Juni geltende neue Staatsangehörigkeitsgesetz. Es sieht verkürzte Wartezeiten vor und erlaubt grundsätzlich die Mehrstaatigkeit.

Weniger Geduldete

Die Anzahl der Geduldeten ist von 2022 auf 2023 von etwa 248.000 auf ungefähr 194.000 gesunken. Seit dem 31. Dezember 2022 existiert das sogenannte Chancenaufenthaltsrecht. Es betrifft Personen, die sich am Stichtag 31. Oktober 2022 mindestens fünf Jahre lang geduldet, gestattet oder mit einer Aufenthaltserlaubnis in Deutschland aufgehalten haben. Sie können zusammen mit ihren Familienangehörigen für 18 Monate eine Art Aufenthaltserlaubnis auf Probe erhalten.

Menschen, die ausreisepflichtig sind, aber aus verschiedenen Gründen nicht abgeschoben werden können, werden als Geduldete bezeichnet – beispielsweise aufgrund fehlender Ausweisdokumente oder Krankheit. Die Duldung ist stets zeitlich begrenzt.

Die Integration gelinge inzwischen in allen Lebensbereichen besser, sagte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan (SPD). Viele Strukturen, Institutionen und Behörden seien aber noch nicht «auf die vielfältige Gesellschaft» ausgerichtet, vor allem im Bildungsbereich.

dpa