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Steuerprüfungen in Unternehmen stark rückläufig,Finanzbehörden haben weniger Betriebsprüfer, Einnahmen aus Steuernachzahlungen sinken.

Kritik an Personalmangel: Stärkung der Finanzbehörden notwendig für Rechtsstaat und Demokratie, sonst fahrlässig. Bund könnte Länder unterstützen.

Werden zu wenige Betriebe steuerlich überprüft? (Archivbild)
Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Die Zahl der Steuerprüfungen in Unternehmen ist laut einem Bericht der «Süddeutschen Zeitung» in den vergangenen zehn Jahren stark zurückgegangen. Eine Umfrage der Zeitung in den 16 Bundesländern ergab demnach, dass die Zahl um fast 60 Prozent auf zuletzt nur noch rund 140.000 gesunken sei.

Insgesamt beschäftigten die Finanzbehörden im Jahr 2024 noch 12.359 Betriebsprüfer, was fast zehn Prozent weniger sind als 2015. Auch die Summe der Steuernachzahlungen, die im Rahmen der Kontrollen eingetrieben werden, sinkt laut Bericht im langjährigen Durchschnitt.

Zusätzliche Prüferinnen und Prüfer generieren in der Regel ein Vielfaches an Einnahmen im Vergleich zu den Kosten, die durch ihre Einstellung entstehen.

Das Bundesfinanzministerium gab im Oktober 2024 bekannt, dass im Jahr zuvor 1,7 Prozent der Betriebe oder 146.516 geprüft wurden. Bei Großunternehmen lag die Prüfungsquote mit 17,8 Prozent jedoch deutlich höher.

Fachkräftemangel und Aufwand für Grundsteuer als Begründung

Die negative Entwicklung wurde von den Ländern laut dem Bericht unter anderem mit Fachkräftemangel begründet. Gleichzeitig werden die Prüffälle immer komplizierter und zeitaufwändiger, und viele Kontrolleure mussten zuletzt behördenintern bei anderen Projekten wie der Reform der Grundsteuer aushelfen.

Anne Brorhilker, ehemalige Staatsanwältin und inzwischen Geschäftsführerin der Initiative Finanzwende, kritisierte in der «Süddeutschen Zeitung» den Trend: «Wer unseren Rechtsstaat und damit auch unsere Demokratie stärken will, muss die Finanzbehörden personell und strukturell deutlich stärken. Alles andere ist fahrlässig.» Seien die Länder nicht in der Lage, ausreichend Personal einzustellen, müsse der Bund aushelfen.

dpa