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Explosion in Isfahan: Iranische Medien berichten über gefährliche Spannungen

US-Sender ABC News berichtet von israelischen Raketenangriffen, während Iran Luftabwehr aktiviert und Flughäfen schließt.

Irans Außenminister Hussein Amirabdollahian warnte Israel mit deutlichen Worten vor einem militärischen Vorgehen gegen sein Land.
Foto: Vahid Salemi/AP/dpa

Iranische Medien haben inmitten gefährlicher Spannungen im Nahen Osten über eine Explosion weit im Landesinneren berichtet. Laut der Nachrichtenagentur Fars war der Grund für die Explosion in der Nacht nahe der Metropole Isfahan noch unbekannt. Sie ereignete sich demnach nahe dem Flughafen der Millionenstadt. Wie Fars auf Telegram berichtete, befindet sich dort auch ein Militärstützpunkt. In mehreren Provinzen des Landes wurde Staatsmedien zufolge die Luftabwehr aktiviert, an mehreren Flughäfen wurde der Betrieb eingestellt.

Der US-Sender ABC News berichtete unter Berufung auf einen US-Regierungsvertreter, dass israelische Raketen ein – zunächst nicht näher genanntes – Ziel im Iran getroffen haben. Die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete in der Nacht ebenfalls über eine Explosion in der Provinz Isfahan. Im Norden Israels wurde laut Armeeangaben kurz darauf Raketenalarm ausgelöst.

In Isfahan liegen wichtige Einrichtungen der iranischen Rüstungsindustrie. Auch das größte nukleare Forschungszentrum des Landes befindet sich in der Kulturstadt. Der Iran griff in der Nacht zum Sonntag Israel mit Hunderten Drohnen, Marschflugkörpern und Raketen an. Hintergrund war ein vermutlich von Israel geführter Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus, bei dem Anfang April zwei Generäle der iranischen Revolutionsgarden getötet wurden. Israel kündigte an, auf den iranischen Vergeltungsangriff reagieren zu wollen.

Irans Außenminister warnt Israel

Irans Außenminister Hussein Amirabdollahian warnte Israel vor den jüngsten Ereignissen mit deutlichen Worten vor einem militärischen Vorgehen gegen sein Land. «Für den Fall, dass das israelische Regime erneut zum Abenteurertum übergeht und gegen die Interessen des Irans vorgeht, wird unsere nächste Reaktion sofort und auf höchstem Niveau erfolgen», sagte er am Sitz des UN-Sicherheitsrats in New York in einem Interview des US-Fernsehsenders CNN.

Der Iran hoffe, dass Israel «den früheren ungeheuerlichen Fehler» nicht wiederholen werde, sagte Amirabdollahian. Er bezog sich damit auf den Luftangriff auf Irans Botschaftsgelände in Damaskus am 1. April. Israel hatte den iranischen Vergeltungsangriff auch mithilfe von Partnern in der Region abgewehrt.

Der Angriff sei als «legitime Verteidigung nach internationalem Recht» erfolgt, sagte Amirabdollahian vor dem UN-Sicherheitsrat. Zu befürchten ist, dass es bei einem großen israelischen Gegenschlag zum Flächenbrand in Nahost kommen könnte. Mit Spannung wurde daher erwartet, wie weit die auf der italienischen Mittelmeerinsel Capri tagenden G7-Außenminister in ihrer Abschlusserklärung an diesem Freitag mit Kritik am Iran und der Ankündigung zusätzlicher Sanktionen gegen die Islamische Republik gehen. 

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte im ZDF-«heute-journal», dass die Bundesregierung zusammen mit der EU den Ton gegenüber der Führung in Teheran deutlich verschärft habe und inzwischen «zig Sanktionsregime auf den Weg gebracht» habe. Sie wies den Kritikpunkt zurück, dass Sanktionen quasi nutzlos seien und von Hilflosigkeit zeugten. Vielmehr zeigten sie Ländern wie dem Iran und Russland, dass ihr Ziel, auf brutale Weise mit der friedlichen Weltordnung zu brechen, nicht toleriert werde.

USA und Israel beraten über Offensive in Rafah

Hochrangige Vertreter der US-Regierung haben nach Angaben des Weißen Hauses bei einer Schalte mit Vertretern der israelischen Regierung ihre Bedenken zu einer Militäroffensive in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen geäußert. Die israelische Seite hat sich dazu bereit erklärt, die Bedenken zu berücksichtigen. Das gemeinsame Ziel ist es, die islamistische Terrororganisation Hamas in Rafah zu besiegen, teilte das Weiße Haus mit. Die Israelis haben auch zugestimmt, mit der US-Seite in Kontakt zu bleiben, um das Thema weiter zu besprechen. Es sollen bald weitere Beratungen stattfinden.

Die Vereinigten Staaten als wichtigster Verbündeter Israels und auch Deutschland haben die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wiederholt vor einer großangelegten Offensive in Rafah gewarnt. Die Stadt an der Grenze zu Ägypten ist derzeit mit Hunderttausenden Flüchtlingen überfüllt. Vor dem iranischen Großangriff mit Raketen und Drohnen auf Israel am Wochenende hatte Netanjahu verkündet, es gebe bereits einen Termin für eine Offensive. Israels Verteidigungsminister Joav Galant widersprach jedoch kurz darauf dieser Behauptung.

US-Veto gegen UN-Vollmitgliedschaft für Palästina

Eine Resolution, die die Vollmitgliedschaft eines palästinensischen Staates bei den Vereinten Nationen befürwortet, wurde im UN-Sicherheitsrat durch ein Veto der USA blockiert. Zwölf Mitgliedsländer stimmten in New York für die Resolution, während sich die Schweiz und Großbritannien enthielten.

Eine Resolution, die die Vollmitgliedschaft eines palästinensischen Staates bei den Vereinten Nationen vorsieht, wurde im UN-Sicherheitsrat aufgrund eines Vetos der USA abgelehnt. Zwölf Mitgliedsländer stimmten in New York für die Resolution, während die Schweiz und Großbritannien sich enthielten. Die Annahme des Beschlusses scheiterte aufgrund des Vetos der USA, die als ständiges Mitglied im mächtigsten Gremium der UN vertreten sind. Die US-Regierung argumentiert, dass eine Einigung mit Israel über eine Zwei-Staaten-Lösung eine Voraussetzung für die Anerkennung der UN-Vollmitgliedschaft Palästinas ist.

dpa