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Biden zieht sich aus US-Präsidentschaftsrennen zurück

In diesem US-Wahljahr ist ohnehin fast nichts, wie es früher mal war. Nun kommt die ganz große dramatische Wende. Und Amerika steuert in eine ungewisse Zukunft.

US-Präsident Joe Biden will sich Medienberichten zufolge sich aus dem Rennen um das Präsidentenamt zurückziehen. (Archivbild)
Foto: Erin Schaff/Pool The New York Times/AP/dpa

US-Präsident Joe Biden wird im November nicht erneut für eine zweite Amtszeit kandidieren. Der Demokrat gab seinen Rückzug aus dem Präsidentschaftsrennen über die sozialen Medien Instagram, Facebook und X bekannt. In den letzten Wochen stand der 81-Jährige aufgrund seines Alters und seines mentalen Zustandes stark unter Druck innerhalb seiner eigenen Partei. Bidens Rückzug so kurz vor der Wahl stellt eine dramatische Wende dar und sorgt für weiteres Chaos in einem ohnehin historischen US-Wahljahr.

https://x.com/JoeBiden/status/1815080881981190320

«Obwohl es meine Absicht war, mich um eine Wiederwahl zu bemühen, glaube ich, dass es im besten Interesse meiner Partei und des Landes ist, wenn ich mich zurückziehe und mich für den Rest meiner Amtszeit ausschließlich auf die Erfüllung meiner Pflichten als Präsident konzentriere», schrieb der Demokrat in einer schriftlichen Erklärung. «Ich werde im Laufe dieser Woche vor der Nation ausführlicher über meine Entscheidung sprechen.» 

Die Krise der vergangenen Wochen

Biden geriet nach einem katastrophalen Auftritt bei einem Fernsehduell gegen Ex-Präsident Trump Ende Juni stark in die Kritik. Während des Schlagabtauschs verhaspelte sich der mächtigste Mann der Welt regelmäßig, verlor den Faden, starrte mit offenem Mund ins Leere und konnte häufig seine Sätze nicht richtig beenden. Schon zuvor gab es Vorbehalte innerhalb der Demokratischen Partei und der Bevölkerung wegen Bidens Alter. Doch nach dem Duell entbrannte die Debatte über Bidens Eignung als Präsidentschaftskandidat der Demokraten in einem ganz neuen Ausmaß – und das öffentlich.

Nach der Diskussion waren Bidens Umfragewerte noch einmal deutlich gesunken. In seiner eigenen Partei wagten sich nacheinander Personen vor, um öffentlich Bidens Rückzug aus dem Rennen um die Präsidentschaft zu fordern. Zunächst versuchte der Präsident, sich herauszureden. Seinen schwachen Auftritt begründete er mit Müdigkeit aufgrund anstrengender Auslandsreisen. Er habe nicht auf seine Berater gehört und sich übernommen. Trotz seiner trotzig wirkenden Auftritte versicherte er immer wieder, dass er nicht zurücktreten werde. Doch es kam zu weiteren Fehlern. Am Ende wurde der Druck aus den eigenen Reihen zu groß.

Biden hatte sich in den vergangenen Tagen nach einer Infektion mit dem Coronavirus in sein Privathaus in Rehoboth Delaware zurückgezogen und keine öffentlichen Termine wahrgenommen. Während seiner Zwangspause entschied er sich nun, dem Druck seiner Parteikollegen nachzugeben.

Demokraten vor Mammut-Aufgabe

Die Demokraten müssen nun schnell umschwenken und die Nachfolge regeln. In den letzten Wochen rückte Kamala Harris, Bidens Stellvertreterin, als Ersatzkandidatin immer mehr in den Mittelpunkt. Die 59-Jährige war bisher als Vizepräsidentin an Bidens Seite eher unauffällig geblieben, erhielt jedoch kürzlich die Unterstützung wichtiger Parteimitglieder aufgrund seiner Schwäche. Die Demokraten werden ihren Präsidentschaftskandidaten offiziell auf einem Parteitag in Chicago Mitte August nominieren.

Die Republikaner haben bei einem Nominierungsparteitag in Milwaukee offiziell ihren Präsidentschaftskandidaten Donald Trump gekürt. Biden hat bis zuletzt immer wieder behauptet, er sei der einzige, der Trump schlagen könne.

Ein Wahljahr wie keines zuvor

Bereits vor dieser größtmöglichen Komplikation war dieses US-Wahljahr eines, das auf allen Ebenen heraussticht, vor allem mit Blick auf den republikanischen Kandidaten. Mit Trump bewirbt sich ein verurteilter Straftäter um das höchste Amt im Staat. Als erster Ex-Präsident der Vereinigten Staaten wurde der Republikaner in einem Strafverfahren schuldig gesprochen – wegen der Verschleierung einer Schweigegeldzahlung an eine Pornodarstellerin. Im Wahlkampf hat das dem 78-Jährigen bislang nicht geschadet. Es laufen noch andere Strafverfahren gegen ihn – allerdings dürfte es vor dem Wahltag in diesen Fällen nicht mehr zum Prozess kommen.

Schon im vergangenen US-Wahljahr 2020 war es chaotisch. Trump hat seine Niederlage gegen Biden nicht akzeptiert, sondern versucht, den Wahlausgang mit drastischen Mitteln zu ändern. Sein Feldzug erreichte einen Höhepunkt mit einem gewaltsamen Angriff seiner Anhänger auf das US-Kapitol, bei dem mehrere Menschen ums Leben kamen.

dpa