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Russland verstärkt Einsatz von Chemiewaffen in der Ukraine

Russland verletzt Chemiewaffenabkommen durch Verwendung von Tränengas und Chlorpikrin, was tödlich sein kann und gegen Genfer Konventionen verstößt.

Der Bundesnachrichtendienst hat Erkenntnisse zu Chemiewaffeneinsatz durch die russische Armee in der Ukraine. (Symbolbild)
Foto: Wolfgang Kumm/dpa

Russland verstärkt nach Erkenntnissen des Bundesnachrichtendienstes und von zwei niederländischen Geheimdiensten den Einsatz von Chemiewaffen in der Ukraine. «Der Einsatz von Tränengasen sowie Chlorpikrin durch russische Truppen ist nun zur Standardpraxis geworden und weit verbreitet», teilten der deutsche Auslandsgeheimdienst sowie der niederländische Militärnachrichtendienst MIVD und der niederländische Nachrichtendienst AIVD gemeinsam mit. Russland verstoße damit gegen das Chemiewaffenabkommen, das auf ein weltweites Verbot solcher Waffen abzielt.

Chlorpikrin, auch bekannt als Trichlornitromethan, ist ein chemischer Kampfstoff aus der Gruppe der Lungenkampfstoffe. Im Ersten Weltkrieg wurde er auch als Grünkreuz-1 bezeichnet. Dies geschah, da Granaten, die mit solchen Kampfstoffen gefüllt waren, damals mit einem grünen Kreuz gekennzeichnet wurden.

«Chlorpikrin ernster Verstoß gegen Chemiewaffenübereinkommen»

Es wurde betont, dass Chlorpikrin in hoher Konzentration in geschlossenen Räumen tödlich sein kann. Die Geheimdienste betonten, dass die Verwendung dieses Lungenkampfstoffs einen ernsten Verstoß gegen das Chemiewaffenübereinkommen darstellt, das den Einsatz unter allen Umständen verbietet. Ebenso verstößt der Einsatz von Tränengas gegen das Übereinkommen.

Geheimdienste: Russland investiert in Chemiewaffenprogramm

Nach Angaben des BND, MIVD und AIVD unterstützt und fördert die russische Führung aktiv den verbotenen Einsatz von radiologischen, chemischen und biologischen Abwehrtruppen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dies weiterhin eine Bedrohung darstellt. Darüber hinaus investiert Russland stark in sein Chemiewaffenprogramm. Die Forschung auf diesem Gebiet wird ausgeweitet und es werden neue Wissenschaftler rekrutiert.

Der ukrainische Verteidigungsminister erklärte nach diesen Angaben, dass Russland in seinem Angriffskrieg bereits über 9.000 Mal chemische Wirkmittel gegen ukrainische Truppen eingesetzt habe. Laut der Ukraine könnten mindestens drei Todesfälle direkt auf die Wirkung der chemischen Waffen zurückgeführt werden.

Der Einsatz chemischer Waffen durch Russland führt indirekt zu einer deutlich höheren Opferzahl, da ukrainische Soldaten gezwungen sind, ihre Deckung zu verlassen und daraufhin mit herkömmlicher Munition beschossen und getötet werden.

Ukrainischer Generalstab äußert sich zu Kampfstoffen 

Bei einer Informationsveranstaltung für 35 Militärattachés in Kiew Ende Mai wurde laut einer Mitteilung des ukrainischen Generalstabs neben dem Einsatz von Tränengas erwähnt, dass die russische Armee bisher noch keine tödlichen chemischen Kampfstoffe eingesetzt habe. Zudem wurde in der Unterweisung festgestellt, dass die von Russland verwendeten Mittel zwar formell keine Chemiewaffen seien, der Einsatz im Krieg aber dennoch gegen die Genfer Konventionen verstoße.

Im Juni informierte die Ukraine die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) darüber, dass von Februar 2023 bis Juni 2025 rund 9.700 Fälle dokumentiert wurden, in denen russische Truppen Munition mit gefährlichen chemischen Kampfstoffen als Kriegsmittel eingesetzt hatten.

dpa