Der Verfassungsschutz hat zuletzt mehrfach vor russischer Sabotage und Spionage gewarnt. Aktuell beschäftigt eine Cyberattacke auf einen Wissenschaftsverband die Sicherheitsbehörden.
BSI analysiert russischen Cyberangriff auf Osteuropa-Verein

Eine Cyberattacke, die vermutlich aus Russland stammt, hat die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO) ins Visier genommen und sorgt für Aufregung bei den Sicherheitsbehörden. Sowohl das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) als auch das Bundesamt für Verfassungsschutz bestätigten auf Anfrage, dass sie an der Untersuchung und Analyse des Vorfalls beteiligt sind.
Hackergruppe wird von Geheimdienst gesteuert
Zuerst hatte «Bild» darüber berichtet, dass der Cyberangriff auf das Konto der Hackergruppierung APT 29, auch bekannt unter dem Namen «Cozy Bear», gehen soll. Dabei handelt es sich um eine vom russischen Geheimdienst SWR gesteuerte Gruppe. Die Kreml-Hacker stehen auch im Verdacht, mehrere deutsche Parteien mit Schadsoftware angegriffen zu haben.
Die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde hatte die Attacke, bei der sich die Angreifer Zugang zum Mailverkehr der DOG verschafft hatten, bereits Ende März öffentlich gemacht. Sie hatte die Cyberattacke nach Angaben eines Sprechers bemerkt, als mehrfach von einer IP-Adresse auf den Mailserver des Wissenschaftsverbands zugegriffen wurde, die schon bei einem ähnlichen Angriff im vergangenen Jahr aufgefallen war.
Andere Organisationen und Vereine in Berlin, die sich mit Russland und Belarus befassen, waren laut dem Sprecher bereits physischen Nachstellungen und Einbrüchen ausgesetzt, bei denen Datenträger gestohlen wurden. Der Sprecher betonte, dass die IT-Sicherheit nach dem ersten Vorfall bereits verstärkt wurde. Als Verein mit vielen Mitgliedern, aber wenig Personal, hat die DGO jedoch Schwierigkeiten, sich gegen professionelle Hacker zu verteidigen.
Warnschreiben an Institute und Vereine
Der Verfassungsschutz hatte vor einigen Wochen ein Schreiben an rund 70 wissenschaftliche Einrichtungen und Vereine verschickt, in dem er vor russischen Cyberangriffen warnte. Die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde ist seit Februar 2024 in Russland «unerwünscht» und gilt dort seit Juli 2024 als «extremistisch».
Die Klassifizierung als unerwünschte ausländische Organisation bedeutet in Russland ein Verbot der Tätigkeit. Für russische Experten könnte eine Zusammenarbeit mit solchen Organisationen strafbar sein. In den letzten Jahren hat die russische Justiz aufgrund des Ukraine-Konflikts fast alle politischen Stiftungen deutscher Parteien als unerwünscht eingestuft, ebenso wie das Deutsche Historische Institut Moskau und zuletzt auch die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP).