Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Chinas Botschafter wegen Cyberangriff von 2021 einbestellt

Dass China einen Hackerangriff auf das Bundesamt für Kartographie orchestriert hat, war lange vermutet worden. Jetzt zeigt das Auswärtige Amt offiziell mit dem Finger in Richtung Peking.

Bundesinnenministerin Faeser hat das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie im Februar besucht. (Archivbild)
Foto: Jörg Halisch/dpa

Die Bundesregierung ist sich sicher, dass von China gesteuerte Hacker hinter einem schweren Cyberangriff auf das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) Ende 2021 stecken. «Heute wissen wir, dass staatlich gesteuerte chinesische Cyberakteure zu Spionagezwecken das Netzwerk des BKG infiltriert haben», sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. Der chinesische Botschafter sei aufgrund dieser Erkenntnisse einbestellt worden. 

Die Bundesregierung verurteile den Cyberangriff auf das Schärfste, fügte er hinzu. Gleichzeitig fordere die Bundesregierung China auf, in Zukunft «derartige Handlungen zu unterlassen und zu unterbinden».

Die Zuordnung des Angriffs sei «auf Grundlage einer gründlichen technischen Analyse» und belastbarer Informationen der Nachrichtendienste erfolgt, betonte der Sprecher. Das Bundesamt, das Geodaten zur Verfügung stellt, nehme eine wichtige Funktion ein, auch für Einrichtungen der kritischen Infrastruktur – dazu zählen beispielsweise Energieversorger, Wasserwerke und Verkehrsunternehmen.

Das BKG stellt aktuelle offizielle Geodaten für ganz Deutschland bereit. Zudem kombiniert es eigene Daten mit denen der Bundesländer und von Drittanbietern.

Innenministerium: Hacker nutzten Verschleierungsnetzwerke

Maximilian Kall, der Sprecher des Bundesinnenministeriums, sagte, dass die Angreifer sogenannte Verschleierungsnetzwerke verwendet hätten. Laut Sicherheitsbehörden hätten die Angreifer Endgeräte von Privatpersonen und Unternehmen gehackt, um sie für ihren Cyberangriff auf das Bundesamt zu nutzen. Ein Bereich des Bundesamtes sei betroffen gewesen. Das Netzwerk wurde gemäß den Empfehlungen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) wiederhergestellt. Es ist sicher, dass die Hacker erfolgreich aus den BKG-Netzen ausgeschlossen wurden.

«Dieser schwere Cyberangriff auf eine Bundesbehörde zeigt, wie groß die Gefahr durch chinesische Cyberattacken und Spionage ist», sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Sie verwies auf einen Gesetzentwurf, den das Kabinett in der vergangenen Woche beschlossen hatte. 

Strengere Regeln sollen vor Cyberangriffen schützen 

Es sind strengere Regeln für den Schutz kritischer Anlagen und wichtiger Unternehmen vor Cyberangriffen geplant, um die europäische NIS-2-Richtlinie umzusetzen. Großunternehmen in den Sektoren Energie, Transport und Verkehr, Trinkwasser, Abwasser und Telekommunikation gelten als besonders wichtige Einrichtungen. Rund 29.500 Unternehmen sollen künftig bestimmte Sicherheitsmaßnahmen zur Abwehr und Bewältigung von Cyberangriffen umsetzen müssen, was eine deutliche Steigerung im Vergleich zu bisher bedeutet. Außerdem soll der Instrumentenkasten des BSI erweitert werden, einschließlich der Möglichkeit, Bußgelder zu verhängen.

China ist, was gegen Deutschland gerichtete Spionage angeht, nach Einschätzung des Verfassungsschutzes neben Russland, dem Iran und der Türkei einer von vier Hauptakteuren. Im Verfassungsschutzbericht 2023 heißt es, bei der Vorgehensweise chinesischer Cyberspionageakteure sei «eine deutliche qualitative und quantitative Weiterentwicklung» festzustellen. China verfolge eine «offensive Cyberstrategie, die durch umfangreichen Wissenstransfer einen wichtigen Beitrag zu den industrie- und geopolitischen Zielen des Landes leisten soll», teilte das Bundesinnenministerium mit. 

dpa