Demonstranten ziehen durch Deutschland gegen Migrationspolitik. Wassersportler in Köln mit Bootsdemo für Demokratie und Vielfalt.
Protest gegen Union und AfD: Tausende auf den Straßen
Als Protest gegen die gemeinsame Abstimmung von Union und AfD im Bundestag sind erneut viele Menschen in ganz Deutschland auf die Straße gegangen. Allein in Berlin wurden am Sonntag 20.000 Demonstranten erwartet. Auch in Regensburg, Ulm, Kiel, Potsdam und Braunschweig gingen Menschen auf die Straße, während es in Köln eine Bootsdemo auf dem Rhein gab.
Der Grund für die Proteste ist, dass CDU und CSU am Mittwoch im Bundestag mit Unterstützung der AfD einen Antrag zur Verschärfung der Migrationspolitik durchgesetzt haben. Zum ersten Mal erlangte die AfD dabei eine Mehrheit im Plenum – der angenommene Antrag hat jedoch keine verbindliche Wirkung. Ein von der Union eingebrachter Gesetzentwurf zur Begrenzung der Migration ist am Freitag gescheitert.
Wassersportler demonstrieren mit 350 Booten auf dem Rhein
Unter dem Motto «Bunt statt braun» demonstrierten in Köln Wassersportler mit insgesamt 350 Booten. Bei sonnigem Wetter reihten sie sich vor der Skyline mit dem Dom hintereinander auf dem Rhein auf. Dazu hielten sie Transparente mit Aufschriften wie «Kein Rassismus» und «Für Demokratie und Vielfalt» hoch.
Organisiert wurde die ungewöhnliche Kundgebung von den «Wassersportfreunden Neptun Köln». In dieser Form sei die Demonstration auf dem Wasser eine Premiere, hieß es. Insgesamt hätten sich auf dem Wasser und an Land etwa 1.000 Menschen beteiligt, sagte eine Sprecherin der Wasserschutzpolizei.
Bedford-Strohm: So eine Abstimmung darf nie wieder passieren
Zudem wurde erwartet, dass Zehntausende bei einer Demonstration vor dem Berliner Reichstag teilnehmen würden. Heinrich Bedford-Strohm, der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), betonte, dass eine Abstimmung wie die von Union und AfD nie wieder stattfinden dürfe, besonders angesichts der kürzlich stattgefundenen Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus.
Ab jetzt müsse gelten: «Man macht nicht gemeinsame Sache mit denen, die die Menschenwürde mit Füßen treten. Punkt.» Zur Demonstration in Berlin wurde auch der Publizist Michel Friedman als Redner erwartet. Er war aus Protest gegen die Abstimmung der Union mit der AfD aus der Partei ausgetreten.
Am Samstag demonstrierten bereits in mehreren Städten Menschen für Vielfalt und für eine klare Abgrenzung der Union zur AfD. In Hamburg waren es laut Polizei etwa 65.000 Menschen, in Essen rund 14.000. Auch in Leipzig, Stuttgart, Braunschweig, Würzburg, Augsburg, Bremen und anderen Städten fanden Demonstrationen statt.