Nach dem abermaligen Drohnenalarm in Dänemark gehen die Ermittlungen in alle Richtungen. Die Polizei schaut dabei auch auf die Grenze zu Deutschland. Und dann wäre da noch ein russisches Kriegsschiff.
Dänemark schaut wegen Drohnen verstärkt auf deutsche Grenze
Die dänische Polizei nimmt nach dem wiederholten Drohnenalarm an Flughäfen und weiterer kritischer Infrastruktur im Land verstärkt auch die Grenzregion zu Deutschland in den Blick. «Wir sind an der dänisch-deutschen Grenze in Süderjütland hinsichtlich des möglichen Transports von Drohnen über die Grenze besonders wachsam», kündigte die Polizei von Süd- und Süderjütland – dem Teil Dänemarks, der direkt nördlich von Schleswig-Holstein liegt – auf der Plattform X an.
In Dänemark gibt es seit Tagen Drohnenalarm. Zuerst führte die Sichtung mehrerer größerer Drohnen zur stundenlangen Vollsperrung des Hauptstadtflughafens Kopenhagen. Nur zwei Abende später wurden erneut Drohnen über verschiedenen Flughäfen im Westen Dänemarks gesichtet, was unter anderem dazu führte, dass der Luftraum am Flughafen Aalborg gesperrt wurde.
Regierungschefin: «Hybrider Krieg»
Es ist nach wie vor unklar, wer für die Vorfälle verantwortlich ist. Die Behörden vermuten einen professionellen Täter mit den erforderlichen Fähigkeiten, der Unruhe in dem Nato-Land stiften möchte. Es wird vermutet, dass die Drohnen möglicherweise von einem Schiff aus gesteuert wurden.
Die Regierung spricht von einem «hybriden Angriff», zu dem Ministerpräsidentin Mette Frederiksen ihren Ton nun abermals verschärfte. Den Geheimdiensten zufolge bestehe zwar keine unmittelbare militärische Bedrohung für Dänemark, sagte sie am Abend beim Rundfunksender DR. «Aber das, was wir in diesen Tagen in Dänemark erleben, ist meiner Ansicht nach hybrider Krieg.»
Ähnlich äußerte sie sich in einer Videoansprache an das dänische Volk. Auch wenn man noch nicht wisse, wer hinter den Vorfällen stecke, könne man eines feststellen: «Es ist vor allem ein Land, das eine Bedrohung für Europas Sicherheit darstellt – und das ist Russland.»
Neuer Tag – neue Drohnensichtungen
Die Ereignisse seien Teil eines Musters, das man auch in anderen Ländern beobachte, sagte Frederiksen bei DR. Damit verwies sie auf gefährliche Situationen im Luftraum der weiteren EU- und Nato-Staaten Polen, Rumänien und Estland. Überstanden sei die Situation noch lange nicht, sagte sie.
Es scheint, dass sie Recht haben, wie erneute Drohnensichtungen über skandinavischen Gewässern zeigen: In den Schären vor der südschwedischen Stadt Karlskrona haben mehrere Anwohner am Abend der Polizei gemeldet, dass sie zwei Drohnen in der Nähe eines Marinestützpunktes gesehen haben, berichtete der Lokalsender P4 Blekinge. Eine Sprecherin sagte, dass die Polizei die Drohnen mit eingeschaltetem Licht selbst gesehen hat.
Auch über dem Flughafen Aalborg gab es um kurz vor Mitternacht eine neue Sichtung mitsamt kurzzeitiger Luftraumsperrung. Drohnen konnten nach Polizeiangaben jedoch nicht verifiziert werden. Generell werden den dänischen Behörden im Moment überaus viele Drohnenbeobachtungen gemeldet.
Bericht: Russisches Kriegsschiff seit Tagen in der Nähe
Die Boulevardzeitung «Ekstra Bladet» berichtete derweil von einem russischen Kriegsschiff, das sich mit abgeschaltetem Ortungssystem seit Tagen in der Nähe dänischer Gewässer aufhalte. Zuletzt habe das Schiff, das Teil der russischen Ostseeflotte sei, unverändert in einem Seegebiet nahe der Insel Langeland nördlich von Fehmarn gelegen – und damit rund 70 bis 270 Kilometer von den betroffenen Flughäfen und anderen Anlagen entfernt, schrieb das Blatt.
Thorkild Fogde, der Leiter der dänischen Reichspolizei, wollte den Bericht nicht im Detail kommentieren. Er betonte jedoch, dass Daten aus dem Schiffsverkehr in die Ermittlungen einbezogen würden – auch von ausländischen Schiffen.