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Dänemark versichert sich Europas Rückhalt im Trump-Streit

Darf er das? Kann er das? Donald Trumps Besitzansprüche auf Grönland haben in Dänemark große Sorgen ausgelöst. Die Regierungschefin wirbt nun unter anderem in Berlin um europäischen Zusammenhalt.

Um europäischen Rückhalt bemüht: Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen.
Foto: Michael Kappeler/dpa

Dänemark hat sich im laufenden Grönland-Streit mit US-Präsident Donald Trump Rückendeckung aus Deutschland geholt. «Grenzen dürfen nicht mit Gewalt verschoben werden – to whom it may concern (an alle, die es betrifft)», sagte Bundeskanzler Olaf Scholz während eines Besuchs der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen in Berlin. «Die Unverletzlichkeit von Grenzen ist ein Grundprinzip des Völkerrechts», bekräftigte er. «Das Prinzip muss gelten für alle.»

Für alle – das schließt Trump mit ein: In den letzten Wochen äußerte er immer wieder Interesse an einer amerikanischen Kontrolle über Grönland, das zum Königreich Dänemark gehört. Er begründete dies mit nationaler oder internationaler Sicherheit sowie wirtschaftlichem und militärischem Druck. Diese Aussagen lösten in Dänemark große Besorgnis aus und führten zu einer diplomatischen Offensive zur Unterstützung durch europäische Bündnispartner.

Eintagestour für «europäischen Zusammenhalt»

Um sich dieser Rückendeckung zu vergewissern, flog Frederiksen nun einen Tag lang durch Europa: Erst war sie am Morgen bei Scholz in Berlin, darauf bei Emmanuel Macron in Paris, später wollte sie Nato-Generalsekretär Mark Rutte in Brüssel besuchen. Auf der Tagesordnung stehe «der europäische Zusammenhalt», hieß es von der dänischen Staatskanzlei. 

Schon vor zwei Tagen hatte Frederiksen ihre nordischen Partner nach Kopenhagen eingeladen. Die Tatsache, dass sie zu Hause mit dem schwedischen Regierungschef Ulf Kristersson, dem norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre und dem finnischen Präsidenten Alexander Stubb beim Abendessen saß, sollte das gleiche Bild vermitteln wie ihre Tagestour: In Europa stehen wir zusammen.

Bedachteres Vorgehen

Frederiksen bemüht sich dabei, den sprichwörtlichen Elefanten im Raum nicht zu benennen. Das hängt auch mit ihren Erfahrungen aus Trumps erster Amtszeit zusammen: Als sie die Diskussion um seinen Kaufvorschlag für Grönland 2019 als «absurd» abgetan hatte, nannte Trump ihre Aussagen «böse» und sagte einen Dänemark-Besuch kurzerhand ab.

Diesmal geht Frederiksen bedachter vor, sitzt aber zwischen den Stühlen: Sie will weder Grönland noch die USA – Dänemarks wichtigstes Exportland – vor den Kopf stoßen. Zwischen den Zeilen lässt sich jedoch herauslesen, auf wen ihre Aussagen abzielen. «Europa, unser Kontinent, basiert auf der Idee, dass Kooperation, nicht Konfrontation, zu Frieden, zu Fortschritt, zu Wohlstand führt. Lasst uns diese Idee in Ehren halten», sagte sie an Scholz’ Seite. 

Solche Aussagen sind – genauso wie ihre Forderungen, dass Europa stärker werden und mehr Verantwortung für die eigene Verteidigung übernehmen müsse – eindeutig in Richtung Washington gerichtet.

Fehlende Beachtung in Kopenhagen

In Dänemark beginnt langsam ein Umdenken, das Grönland seit Jahrzehnten fordert: Die Grönländer fühlen sich von ihrer einstigen Kolonialmacht bis heute zu wenig geschätzt, politisch übergangen und teils herabwürdigend behandelt.

Dabei wollten sie endlich als gleichberechtigter und gleichwertiger Teil im Königreich Dänemark behandelt werden, sagte der Grönland-Experte Ulrik Pram Gad vom Dänischen Institut für Internationale Studien (DIIS) in Kopenhagen. In einer TV-Debatte hätten es grönländische Politiker von allen Seiten des politischen Spektrums jüngst gemeinsam auf den Punkt gebracht. «Sie waren sich im Grunde einig, dass es überaus frustrierend ist, dass es einen Trump braucht, um Dänemarks Beachtung zu erhalten», sagte Gad.

Auch in der breiteren grönländischen Bevölkerung ist diese Reaktion zu finden. Es gibt einen grundlegenden Bedarf, dass Dänemark etwas ändert – sowohl in Bezug auf seine Kolonialgeschichte als auch im Umgang mit den Grönländern heute.

Die dänische Regierung gibt den Eindruck, dass sich etwas ändert: Kürzlich wurden die Abschaffung umstrittener psychologischer Tests für grönländische Eltern sowie zusätzliche Mittel und Initiativen zur Bekämpfung von Diskriminierung und Rassismus gegen Grönländer in Dänemark angekündigt. Am Vorabend des Tagesausflugs wurde ein Abkommen zur Stärkung der Verteidigung in der Arktis und dem Nordatlantik vorgestellt – in einer öffentlichkeitswirksamen Zusammenarbeit mit Grönland.

dpa