Botox und Bibel: Viele Frauen im Orbit von US-Präsident Trump inszenieren sich hyper-feminin – und angriffslustig. Die auffällige Ästhetik ist kein Zufall.
Der Maga-Look der Trump-Frauen: Wenn Stil politisch wird

Sie haben einen sonnengebräunten Teint, aufgespritzte Lippen, faltenfreie Gesichter, schwarzen Lidstrich, angeklebte Wimpern und markante Augenbrauen. Ihre Haare sind sehr lang, oft künstlich verlängert, in der Mitte gescheitelt und leicht gewellt. «Sie sind immer dünn und fast immer weiß», fügt die «New York Times» über jene Frauen aus dem Zirkel von US-Präsident Donald Trump hinzu, die diesen Stil prägen.
Ihr Aussehen ist mittlerweile so charakteristisch, dass es eigene Namen hat: das «Mar-a-Lago-Face» – also das «Mar-a-Lago-Gesicht», benannt nach Trumps gigantischem Anwesen in Florida. Oder schlichtweg: «Maga-Look». Maga steht für «Make America Great Again», die Bewegung, die sich hinter Trump versammelt.
Noem, Guilfoyle und Co. prägen den Look
Besonders bekannte Beispiele für den auffälligen Look sind Trumps Heimatschutzministerin Kristi Noem, seine Schwiegertochter Lara Trump oder die designierte US-Botschafterin für Griechenland und Ex-Verlobte von Trumps Sohn Don Jr., Kimberly Guilfoyle. Sie haben gemein, dass sie vor einigen Jahren noch völlig anders aussahen und äußerlich eine Verwandlung vollzogen haben. «Trumpification» nannte das die «New York Times» einst bei Noem.
Generell ist es nicht angemessen, über das Erscheinungsbild anderer Menschen zu urteilen – um es milde auszudrücken. Allerdings ist der Stil der Frauen in Trumps Umfeld mehr als nur eine Frage des Geschmacks, die Bewertung ihres äußeren Erscheinungsbilds ist nicht nur reine Stilkritik – es ist ein politisches Statement.
Weiblichkeit als äußere Inszenierung
Das Frauenbild, das in der Regierung von Trump vorherrscht, entspricht laut der Historikerin Kristin Kobes Du Mez eng den Idealen bestimmter, patriarchal geprägter evangelikaler Kreise – eine Strömung, die in Trumps zweiter Amtszeit weiter an Einfluss gewonnen hat. In diesem Milieu verbindet sich eine dogmatische Auslegung des christlichen Glaubens mit einer nationalistischen Vision von Amerika.
In den extremen Teilen dieser Bewegung herrscht laut Du Mez offene Frauenfeindlichkeit, bis hin zu Forderungen, Frauen das Wahlrecht zu entziehen und sie auf ihre Rolle als Mütter zu beschränken. Es gibt zwar Raum für Frauen in öffentlichen Positionen, jedoch nur unter bestimmten Bedingungen. Weiblichkeit wird dort hauptsächlich über äußere Inszenierung und politische Gefolgschaft definiert – als Gegenstück zur demonstrativ zur Schau gestellten männlichen Härte.
«Es gibt einen Platz für Frauen in dieser Kultur – aber nur, wenn sie die gesamte Agenda hundertprozentig unterstützen», sagt Du Mez. Die Ästhetik habe eine politische Funktion: Sie mache Frauen zu öffentlichkeitswirksamen Gesichtern eines autoritären Projekts. Figuren wie Ministerin Noem oder Pressesprecherin Karoline Leavitt stilisierten sich mit Make-up, Schönheitsoperationen und betont femininer Kleidung zu Aushängeschildern des Systems. Auch ein sichtbares Kreuz an der Halskette darf meist nicht fehlen.
Sarah Palin: Pitbull mit Lippenstift
Die Historikerin sagt, dass diese inszenierte rechte Weiblichkeit sich nicht erst unter Trump in konservativen Kreisen entwickelt hat. Sarah Palin verkörperte sie als eine der ersten Frauen auf nationaler Bühne. Die ehemalige Gouverneurin von Alaska trat 2008 als Vizepräsidentschaftskandidatin an der Seite von John McCain für die Republikaner an: eine ehemalige Schönheitskönigin in knalligen Kostümen, hochtoupierten Haaren – und gleichzeitig gnadenlos in der Attacke auf politische Gegner.
Palin sagte damals, der Unterschied zwischen einer Hockey-Mutter wie sie selbst und einem Pitbull sei … Lippenstift. «Hockey Mom» ist in den USA ein Ausdruck für eine oft stark involvierte Mutter, die ihre Kinder – insbesondere Söhne – intensiv bei deren Sportkarriere unterstützt.
Auch die Frauen in Trumps Umfeld kombinieren Weiblichkeit mit einem harten Auftreten. Die Heimatschutzministerin Noem zum Beispiel posierte stark geschminkt und frisiert, mit einer Kappe tief ins Gesicht gezogen, im Hochsicherheitsgefängnis Cecot in El Salvador – und hinter ihr standen Dutzende kahl rasierter Männer in einer Zelle, mit freien, tätowierten Oberkörpern.
Eine «echte» Frau
Ähnliche Beispiele finden sich auch im Kongress: Die republikanische Abgeordnete Nancy Mace hat beispielsweise ihre demokratische Kollegin Sarah McBride verbal scharf angegriffen und ihr die Weiblichkeit abgesprochen. McBride ist die erste Transfrau im US-Kongress. Mace teilt auch gerne Videos von Auseinandersetzungen mit politischen Gegnern im Internet, in denen sie oft beleidigend wird. Ähnlich kämpferisch sind auch ihre republikanischen Kongresskolleginnen Marjorie Taylor Greene oder Lauren Boebert.
Das feministische «Ms. Magazine» fasste kürzlich prägnant und mit einer Spitze zusammen: Eine Trump-Anhängerin, die ein enges Kleid mit einem Schlitz bis zum Oberschenkel und Stilettos trage, beziehe Stellung – etwa gegen die Rechte von Transgender. «Sie kleidet sich wie eine „echte“ Frau – im Sinne eines Präsidenten, der Frauen mag, die wie Pin-Up-Models aussehen.»
Es handelt sich darum, traditionelle Geschlechterrollen selbstbewusst zu verteidigen und in der Welt der sozialen Medien, in der jeder eine Öffentlichkeit erreichen kann, Gehör und Aufmerksamkeit zu finden. Dazu zählt auch die Aufmerksamkeit von Trump, dessen Ehefrau Melania für einen ähnlichen – aber weniger extremen und deutlich klassischeren – Look steht.
Keine Regel ohne Ausnahme
Selbstverständlich gibt es auch innerhalb von Trumps Machtzirkel Ausnahmen. Die wohl mächtigste Frau in der Welt von Trump ist Susie Wiles – sie ist die Stabschefin des US-Präsidenten. Wiles hat graue Haare, trägt dezentes Make-up und unspektakuläre Hosenanzüge.
«Susie mag es, im Hintergrund zu bleiben», sagte Trump in der Wahlnacht im vergangenen November, als er seinen Sieg auf der Bühne feierte und sich bei seinem Team bedankte. Wiles steht für die Macht hinter den Kulissen – ihre Bühne sind nicht Trumps Haus- und Hofsender Fox News oder die Plattformen X und Tiktok, sondern das Weiße Haus.
Der Rest von Trumps Team – männlich wie weiblich – strebt nach maximaler Aufmerksamkeit und Reichweite. «Was diese Gruppe von Maga-Politikerinnen so mächtig macht, ist, dass sie für Außenstehende sofort als Teil des konservativen Teams erkennbar sind», urteilt die «New York Times». Dieser Wiedererkennungsfaktor hilft auch bei der Sichtbarkeit in den sozialen Medien und kann identitätsstiftend wirken. Trump jedenfalls scheint es zu gefallen. Er stellte kürzlich fest: «Wir haben die Präsidentschaft hot gemacht.»