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Der Papst ist krank – wie geht es weiter?

An diesem Donnerstag ist Papst Franziskus genau zwölf Jahre im Amt. Derzeit liegt er im Krankenhaus. Sein Zustand hat sich zuletzt verbessert. Seine lange Abwesenheit im Vatikan wirft aber Fragen auf.

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Seit dem 14. Februar liegt der Papst im Krankenhaus (Archivbild).
Foto: Andrew Medichini/AP/dpa

Er liebt das Bad in der Menge. Papst Franziskus schüttelt Hände, lässt sich umarmen und segnet Babys, die ihm bei öffentlichen Auftritten von Müttern gereicht werden. Die Nähe zu den Gläubigen ist dem Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken wichtig. Seit seinem Amtsantritt am 13. März 2013 vor nun genau zwölf Jahren gilt Franziskus wahrlich als «Papst zum Anfassen».

Seit fast vier Wochen sind diese persönlichen Treffen komplett ausgesetzt. Der 88-Jährige wurde am 14. Februar ins Krankenhaus eingeliefert, da er an einer beidseitigen Lungenentzündung leidet. Seitdem wurde er auch nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Es gibt kein einziges Foto von dem hochbetagten Papst seit seiner Aufnahme in die Gemelli-Klinik in Rom.

Die bisher einzige direkte Wortmeldung gab es von Franziskus vor einer Woche. Auf dem Petersplatz ließ Franziskus vor dem allabendlichen Rosenkranzgebet für ihn eine kurze Audiobotschaft abspielen. Er bedankte sich für die Gebete. Seine Stimme schien um Atem und jede Silbe zu ringen, die Worte auf seiner Muttersprache Spanisch presste er mit viel Mühe heraus.

Wie geht es weiter im Vatikan?

Es wurde erneut deutlich: Der Papst ist krank und nur eingeschränkt handlungsfähig. Zwar gab es eine Verbesserung seines Zustands; die Ärzte sagen, er sei nicht mehr in unmittelbarer Gefahr. Doch während seines zwölfjährigen Pontifikats war Franziskus noch nie so lange abwesend vom Vatikan wie jetzt. Seine knapp einmonatige Abwesenheit wirft die Frage auf: Wie wird es im Vatikan weitergehen, wenn Franziskus krank und geschwächt bleibt?

Trotz der schwierigen Bedingungen: Der Papst bleibt der Papst und niemand kann ihn vertreten. Im Gegensatz zu einem Staatsoberhaupt hat der Papst auch keinen Stellvertreter. Einige Experten argumentieren daher, dass selbst ein längerer Krankenhausaufenthalt Franziskus grundsätzlich nicht daran hindern würde, die Kirche zu leiten.

Offensichtlich kann er jedoch wichtige Aufgaben nicht mehr erfüllen. In letzter Zeit war bereits zu beobachten, dass Franziskus Aufgaben an Kirchenmänner delegiert hat: Dreimal hat er in der Klinik den zweiten Mann des Vatikans, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, und den sogenannten Substitut des Staatssekretariats, Edgar Pena Parra, empfangen.

Nummer zwei des Vatikans kümmert sich um Tagesgeschäft

Parolin ist momentan mit den täglichen Aufgaben im Vatikan beschäftigt. Vor einer Woche traf er den Staatspräsidenten Litauens, Gitanas Nauseda. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern hat Franziskus jedoch kein enges Vertrautennetz aufgebaut, an die er wichtige Aufgaben delegieren könnte. Es wurde auch deutlich, dass er dies nicht will. Er möchte weiterhin die Kontrolle behalten.

Der Vatikan hat mehrmals betont, dass der Papst auch von der Klinik aus arbeitet und Personalentscheidungen bekannt gibt. Außerdem wurde mitgeteilt, dass Franziskus an mehreren Tagen die Fastenexerzitien der Römischen Kurie per Video verfolgt hat – ein Zeichen seiner Präsenz.

Großes Programm nächsten Monat rund um Ostern

Seit dem 14. Februar wurden viele Termine des Papstes abgesagt. Bei unvermeidbaren Veranstaltungen im aktuellen Heiligen Jahr der katholischen Kirche wird er vertreten, aber er bleibt präsent: Ansprachen werden in seinem Namen verlesen, und auch sein weißer Stuhl steht dann auf einer Bühne auf dem Petersplatz.

Unklar ist noch, wie die Feierlichkeiten zum Osterfest im April ablaufen werden. Normalerweise sind diese ein Veranstaltungsmarathon für den Papst: Er beginnt mit dem Waschen der Füße von Gefängnisinsassen am Gründonnerstag und endet mit dem Segen «Urbi et orbi» vom Balkon des Petersdoms aus am Ostersonntag. Noch nie blieb Franziskus diesen Großereignissen fern.

Krankenstation in Vatikan-Wohnsitz?

Der Vatikan hat wiederholt erklärt, dass eine Entlassung aus der Klinik noch nicht absehbar ist. Dennoch gibt es vermehrt Spekulationen über die Vorbereitung der Papst-Wohnung im Vatikan, um ihn dort möglicherweise medizinisch behandeln zu können. Diese Pläne sind jedoch nicht bestätigt. Mit zunehmender Dauer der Krankheit erscheinen sie jedoch realistischer.

Falls Franziskus eines Tages in den Vatikan zurückkehren kann, wird sich seine Amtsführung wahrscheinlich von der bisherigen unterscheiden. Es wird wahrscheinlich weniger Termine und weniger öffentliche Auftritte geben. Aufgrund seiner Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen scheint es unwahrscheinlich, dass der Papst wie früher den engen Kontakt mit den Gläubigen suchen wird – und darf.

So oder so: Die Spätphase seines Pontifikats hat für Franziskus begonnen. Es gibt vermehrt Spekulationen über einen Rücktritt, ähnlich wie ihn 2013 Franziskus‘ Vorgänger, der deutsche Papst Benedikt XVI., erklärt hatte. Franziskus hat bisher einen solchen Schritt ausgeschlossen. Dennoch bleibt die Frage, wie der gebürtige Argentinier nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus weitermachen wird.

dpa