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Der Profiteur: Rechtspopulist Farage will Premier werden

Nigel Farage inszeniert sich als Retter Großbritanniens. Der Rechtspopulist profitiert während er Konferenz seiner Partei in Birmingham von der Regierungskrise in London. Wer wählt Reform UK?

Farage wird von seinen Anhängern gefeiert wie ein Star.
Foto: Jacob King/PA Wire/dpa

Seinen ersten großen Auftritt hatte Nigel Farage schon vor dem großen Knall in Westminster. Beschützt von Leibwächtern und umringt von Fans und Fotografen schritt der britische Rechtspopulist am ersten Tag der Jahreskonferenz seiner Reform-Partei triumphierend durch die große Messehalle. «Ist das Nigel?», fragt eine ältere Frau von etwas weiter weg – und zückt aufgeregt ihr Handy.

Auf dem Messegelände in Birmingham, wo heute die Reform-Konferenz in ihren zweiten und letzten Tag geht, wird der 61-Jährige als Retter Großbritanniens verehrt. Trotz seiner Anti-Migrations-Rhetorik und seiner Kritik an allen, die seine nationalistische Politik nicht unterstützen. In Umfragen liegt die Reform seit Monaten vor der Regierungspartei Labour und den Konservativen. Der Rechtsruck wird von den etablierten Parteien mit ähnlicher Besorgnis betrachtet wie der Aufstieg der AfD in Deutschland.

«Nigel Farage wird Premierminister», rufen Hunderte Unterstützer, kurz bevor der 61-Jährige begleitet von Pyrotechnik erstmals die große Bühne betritt. Farage, der Brexit-Vorkämpfer, wird gefeiert wie ein Filmstar, und er hatte am Freitag auch noch großes Glück mit dem Drehbuch.

Farage nutzte den Rücktritt von Vizepremierministerin Angela Rayner geschickt aus, um die Regierungskrise in London zu kommentieren. Er kritisierte das Labour-Kabinett als unfähig und sieht nun seine Chance gekommen, Premierminister zu werden. Obwohl die nächste Wahl erst 2029 stattfinden soll, hofft Farage aufgrund der aktuellen Krise auf einen früheren Termin im Jahr 2027.

Abschottung und Abschiebung

«Wir befinden uns im kulturellen Niedergang», sagte Farage während seiner Rede. Er erlebe es auf der Straße. «Menschen zeigen auf mich und sagen, du bist unsere letzte Chance, dieses Land wieder auf den richtigen Kurs zu bringen.» Der richtige Kurs aus Reform-Sicht ist: Abschottung und Abschiebung. Zu seinem Lieblingsthema, zu der irregulären Einwanderung über kleine Boote am Ärmelkanal, sagte Farage: «Wir werden die Boote innerhalb von zwei Wochen nach einem Wahlsieg stoppen.»

Obwohl nur ein kleiner Teil der Migranten über den Ärmelkanal kommt, spielt die Berichterstattung über Rekorde den Reformen in die Hände. Vor kurzem stellte Farage seinen Vorschlag vor, alle Menschen, die auf diesem Weg kommen, sofort abzuschieben, unabhängig davon, welche Konsequenzen in ihrem Heimatland drohen.

«Make Britain great again»

«Ich habe Angst um meine Kinder und Enkelkinder», sagt eine Frau mittleren Alters. Das Problem sei die große Zahl von Männern, die irregulär nach Großbritannien kämen. Beispiele aus ihrem Alltag kann sie nicht nennen, das Gefühl überwiegt. Ein Mann in den Vierzigern sagt, Farage würde Großbritannien wieder groß machen. «Make Britain great again», das ist das Dogma, das auch die Anhänger von US-Präsident Donald Trump für die Vereinigten Staaten verwenden.

Ein 22-Jähriger äußert sich etwas differenzierter. Ihm gehe es vor allem auch um das Problem auf dem Wohnungsmarkt, Wohnungen müssten wieder bezahlbar werden, sagt er. Auf seiner Mütze steht nicht «Make Britain great again», sondern «Let’s save Britain» – lasst uns Großbritannien retten. Dafür sei Farage der Richtige, sagt der 22-Jährige.

Der junge Mann betont, dass er von Labour und den Konservativen gleichermaßen enttäuscht sei, da beide Parteien die Probleme nicht lösen könnten. Seit 2024 ist er Mitglied bei Reform UK. Seine Abneigung gegen Labour und die Konservativen teilt er mit vielen anderen Teilnehmern der Jahreskonferenz. Laut Angaben der Partei haben am Freitag 6.000 Mitglieder der ersten Rede von Farage zugehört – einige davon könnten das Lager gewechselt haben.

dpa