Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Bischöfe gehen Reformschritt – «Waffenstillstand» mit Rom

Im Februar führte ein Machtwort des Vatikans noch dazu, dass die deutschen Bischöfe einen wichtigen Reformschritt zunächst verschoben. Doch nun haben sie ihn doch vollzogen.

Der Streit mit Rom scheint geklärt - Bischof Georg Bätzing hat in Rom vorgesprochen.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Erst hatte der Vatikan die deutschen Bischöfe zurückgepfiffen, doch nun haben sie doch noch einen wichtigen Reformschritt vollzogen. Bereits am Montag habe der Ständige Rat der Bischofskonferenz die Satzung des Reformgremiums Synodaler Ausschuss verabschiedet, teilte der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp, mit. «Die Dinge haben sich von der vergangenen Vollversammlung über das Gespräch in Rom bis jetzt weiter entwickelt», erläuterte Kopp der dpa. 

Die Deutsche Bischofskonferenz hat 2019 gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Konsequenz aus dem Skandal um sexuellen Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche einen Reformprozess namens Synodaler Weg eingeleitet. Dieser soll die Strukturen verändern, die innerhalb der Kirche Missbrauch begünstigen. Ein zentrales Projekt dieses Erneuerungsversuchs ist die Planung eines Synodalen Rates, in dem Bischöfe und Laien künftig gemeinsam beraten und entscheiden sollen.

Verhältnis zu Rom hat sich entspannt

Um den Synodalen Rat vorzubereiten, haben die Bischofskonferenz und das ZdK einen Synodalen Ausschuss ins Leben gerufen. Während der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe im vergangenen Februar war die Ratifizierung der Ausschuss-Satzung geplant, wurde aber von Papst Franziskus faktisch blockiert. Drei hohe Kurienkardinäle aus dem Vatikan schickten einen sehr klaren Brief an die Bischofskonferenz, woraufhin der Vorsitzende Georg Bätzing die Abstimmung von der Tagesordnung nahm. Trotz einer Verzögerung von zwei Monaten wurde die Ratifizierung schließlich doch noch durchgeführt.

Beobachter führen diese Entwicklung darauf zurück, dass sich das angespannte Verhältnis zwischen den deutschen Bischöfen und der Kirchenzentrale in Rom zuletzt etwas entspannt hat. Im März wurde Bischof Bätzing erstmals seit längerer Zeit mit einer Delegation im Vatikan empfangen. Beide Seiten haben vereinbart, sich künftig regelmäßig zu treffen und in den Reformfragen eng zusammenzuarbeiten. Kirchenkreisen zufolge haben die Bischöfe dem Vatikan versichert, nichts Wesentliches zu beschließen, was nicht zuvor von Rom genehmigt wurde.

Dem Niedergang der Kirche entgegenwirken

Der Vatikan hat betont, dass er ein Gremium, in dem Laien gleichberechtigt mit Bischöfen entscheiden, für unvereinbar mit dem Kirchenrecht hält. Die deutschen Bischöfe haben versichert, dass sie das Kirchenrecht respektieren wollen. Die meisten Bischöfe sind der Meinung, dass eine stärkere Beteiligung von Laienvertretern an kirchlichen Entscheidungen notwendig ist, um den Niedergang der Kirche aufzuhalten. Sie verweisen darauf, dass die katholische Kirche in Deutschland jedes Jahr Hunderttausende Mitglieder verliert.

Vier deutsche Bischöfe weigern sich, diesen Weg zu gehen und weiterhin nicht im Synodalen Ausschuss mitzuarbeiten. Dies wurde in einer gemeinsamen Erklärung auf der Website des Erzbistums Köln bekräftigt. Es handelt sich um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sowie die Bischöfe Gregor Maria Hanke aus Eichstätt, Stefan Oster aus Passau und Rudolf Voderholzer aus Regensburg.

Der Kirchenrechtler Thomas Schüller sagte der dpa, Bätzings Gespräche in Rom hätten einen «brüchigen Waffenstillstand» zuwege gebracht: «Egal was im Synodalen Ausschuss beschlossen wird, es muss in Rom genehmigt werden», fasste Schüller zusammen. «Rom hat also den Daumen drauf. Die Synodalen werden also wie unter Bewährung beraten, ohne zu wissen, ob sie auf römische Huld und Gnade hoffen dürfen.»

dpa