Lange Zeit war Deutschland auf Platz eins in Europa, wenn es um die Zahl der Asylanträge ging. Inzwischen sind andere Länder vorn. Die deutschen Zahlen sinken rapide.
Deutschland nicht mehr Asyl-Spitzenreiter in Europa

Deutschland wurde im Februar von Frankreich als führendes Land bei Asylanträgen in Europa abgelöst. Laut der Statistik des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) in Nürnberg lagen Frankreich mit 13.080 und Spanien mit 12.975 Anträgen vor Deutschland mit 12.775. Im Vergleich dazu führte Deutschland im Gesamtjahr 2024 mit 250.615 Anträgen deutlich vor Spanien mit 166.175 und Italien mit 158.605.
Niedrigste März-Zahl seit drei Jahren
Bisher gibt es keinen internationalen Vergleich für den März. In Deutschland ist die Zahl der Asylanträge jedoch weiter gesunken, auf 10.647 – davon 8.983 Erstanträge. Dies entspricht einem Rückgang um 19,7 Prozent gegenüber Februar und 45,3 Prozent gegenüber März 2024. Es handelt sich um die niedrigste März-Zahl seit 2022. Dies ist hauptsächlich auf einen deutlichen Rückgang der Asylanträge von Personen aus den drei Haupt-Herkunftsländern Syrien, Afghanistan und der Türkei zurückzuführen.
Im ersten Quartal 2025 gingen insgesamt 41.123 Asylanträge ein, davon 36.136 Erstanträge. Im Vergleich zum Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum mit 71.061 Anträgen – davon 65.419 Erstanträge – noch deutlich mehr. Die Zahl der Erstanträge aus Syrien, einem langjährigen Bürgerkriegsland, hat sich im ersten Quartal halbiert: von 19.687 im Vorjahr auf 9.861. Bei Erstanträgen aus der Türkei gab es sogar ein Minus von 61,2 Prozent auf nur noch 3.755. Die Zahl der Erstanträge aus Afghanistan verringerte sich um 42,5 Prozent auf 5.616.
Faeser: Irreguläre Migration deutlich zurückgedrängt
Die geschäftsführende Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) betonte, die irreguläre Migration nach Europa sei deutlich zurückgedrängt worden «durch ein starkes Bündel an Maßnahmen, durch eigenes deutsches Handeln und enge europäische Kooperation». Nun müsse das neue europäische Asylsystem (GEAS) durchgesetzt werden, «damit wir auch die EU-Außengrenzen besser schützen und dauerhaft zu einer fairen Verteilung von Geflüchteten in der EU kommen».
Grund für den jüngsten Rückgang der Zahl der Asylanträge sind nach den Worten von Bamf-Präsident Hans-Eckhard Sommer jedoch vor allem Maßnahmen Serbiens an der Grenze zu Ungarn gewesen. Sommer hatte Ende März in einem als persönliche Meinung deklarierten Vortrag gesagt, es sei falsch, am individuellen Asylrecht festzuhalten und auf positive Effekte der beschlossenen GEAS-Reform zu hoffen. Sinnvoller seien humanitäre Aufnahmen «in beachtlicher Höhe», etwa je nach Integrationsfähigkeit des Arbeitsmarkts.
Schutzquote derzeit wenig aussagekräftig
In nur noch 18,5 Prozent der Fälle erhielten die Antragsteller einen Schutzstatus. Diese Quote – im Gesamtjahr 2024 lag sie noch bei 44,4 Prozent – ist allerdings derzeit nicht aussagekräftig, weil wegen der unklaren politischen Situation in Syrien ein Entscheidungsstopp verhängt wurde. Asylverfahren von Menschen aus Syrien werden bis auf weiteres nur in Ausnahmen entschieden. Wann der Entscheidungsstopp aufgehoben wird, ist derzeit unklar. Ende März waren insgesamt noch 180.597 Asylverfahren anhängig, 7,5 Prozent weniger als Ende Februar.
Weiter wenig Dublin-Überstellungen
Das umstrittene Dublin-Verfahren zur Verteilung der Asylsuchenden innerhalb Europas funktioniert aus deutscher Sicht weiterhin nicht optimal. Deutschland stellte nach der Dublin-Regelung von Januar bis März insgesamt 13.223 Übernahmeersuchen an EU-Länder, in deren Gebiet der betreffende Asylsuchende erstmals einen Antrag gestellt hatte. In 8.929 Fällen stimmten die betreffenden EU-Länder zu. Doch in nur 1.715 Fällen kam es der Statistik des Bundesamts zufolge tatsächlich zur Überstellung.