Israel und Hamas einigen sich auf Freilassung von Geiseln. Rückkehr in den Norden ermöglicht.
Geiselbefreiung im Gazastreifen: Freude über Rückkehr nach langem Leid

Weitere entführte Personen aus Israel werden aus ihrer Geiselhaft im Gazastreifen freigelassen. Israel und die Hamas haben sich vor Kurzem unter Vermittlung Katars auf die Freilassung von drei israelischen Geiseln sowie auf weitere Punkte geeinigt. Zuvor hatten beide Konfliktparteien einander beschuldigt, gegen die Waffenruhe-Vereinbarung verstoßen zu haben.
Da die Hamas am vergangenen Samstag nicht wie vereinbart eine israelisch-deutsche Zivilistin freigelassen hatte, blockierte Israels Armee vorübergehend die Rückkehr der in den Süden vertriebenen Gaza-Anwohner in den Norden des Gebiets. Nach der Einigung zwischen Israel und der Hamas dürfen sich die Menschen nun seit einigen Tagen in den Norden des Gazastreifens bewegen.
Den Berichten zufolge sollen nicht nur die drei israelischen Geiseln, sondern auch fünf thailändische Arbeiter, die aus Israel entführt wurden, freigelassen werden. Die Namen der Arbeiter werden erst nach ihrer Freilassung bekannt gegeben.
Israel gibt im Austausch für die drei israelischen Geiseln erneut mehr als 100 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen frei.
Hier sind die drei Entführten:
Arbel Yehud
Arbel Yehud, eine 29-jährige Deutsch-Israelin, sollte eigentlich als Zivilistin Teil der zweiten Geiselgruppe sein, die am vergangenen Samstag freigelassen wurde. Laut Terrororganisation wird sie nicht von der Hamas, sondern vom Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ) festgehalten. Israelische Medien vermuteten, dass dies der Grund sei, warum sie nicht sofort freigelassen wurde. Vor einigen Tagen veröffentlichte die Organisation auch ein Video von der jungen Frau.
Yehud wurde am 7. Oktober zusammen mit ihrem Freund aus ihrem Haus im Kibbuz Nir Oz entführt. Ihr Partner bleibt weiterhin als Geisel im Gazastreifen gefangen. Der Bruder der Frau, der auch in der Nähe des Gazastreifens in dem Ort lebte, wurde während des Terrorangriffs getötet. Die Terroristen haben auch den Hund des Paares erschossen.
Es wird berichtet, dass die junge Frau Interesse an Astronomie hat. Angeblich arbeitete sie als Ausbilderin zu diesem Thema in einer Regionalverwaltung im Süden des Landes.
Ihr Vater hat mehrmals in den Medien seine große Besorgnis geäußert, dass die Deutsch-Israelin gefoltert oder sexuell missbraucht worden sein könnte. Der Mann äußerte sich auch enttäuscht über die Rolle Deutschlands bei den Bemühungen um die Freilassung der Geisel in israelischen Medien. Er warf der Bundesrepublik Untätigkeit vor.
In einer vom Forum der Geisel-Familien verbreiteten Erklärung teilten ihre Eltern wenige Tage vor ihrer angekündigten Freilassung mit, dass die Familie schwierige und nervenaufreibende Tage erlebe. «Wir sehnen uns nach dem Moment, in dem wir unsere Arbel wieder in die Arme schließen können.»
Gadi Moses
Laut Berichten besitzt auch der 80-jährige Gadi Moses die deutsche Staatsangehörigkeit. Er lebte im Kibbuz Nir Oz und war Agronom. Mit seinem Fachwissen in der Landwirtschaft hat er beim Weinanbau und Gemüsegarten seines Heimatorts in der Nähe des Gazastreifens geholfen, wie das Forum der Geiselangehörigen berichtet. Seine Familie beschreibt ihn als liebevollen Vater und Großvater. Berichten zufolge hat er drei Kinder und zwölf Enkel.
Moses wurde während des Hamas-Massakers aus dem Kibbuz entführt, seine Partnerin wurde damals bei einem Schusswechsel zwischen Terroristen und der israelischen Armee getötet.
Gemäß Berichten israelischer Medien setzte sich der 80-Jährige für eine friedliche Koexistenz mit den Palästinensern ein. Terroristen haben seinen Kibbuz Nir Oz schwer verwüstet. Sie haben ein Viertel aller Bewohner des Ortes getötet oder entführt.
Im Dezember 2023 veröffentlichte der Palästinensische Islamische Dschihad (PIJ) ein Video von Moses. Laut Angaben von Angehörigen habe er darin israelischen Medien zufolge nicht gut ausgesehen.
Agam Berger
Agam Berger ist eine Soldatin, die zusammen mit den vier am vergangenen Samstag freigelassenen Späherinnen der israelischen Armee von einem Militärstützpunkt in Nahal Oz entführt wurde. Die 20-Jährige blieb als einzige der Gruppe zunächst im Gazastreifen zurück. Die israelische Regierung hatte vor wenigen Tagen angekündigt, dass auch Berger neben Yehud am Donnerstag freikommen werde.
Die Soldatin ist auf den Aufnahmen ihrer Entführung blutüberströmt und trägt lediglich einen Schlafanzug. Es wurde ein Mitschnitt der verstörenden Bodycam-Aufnahmen der Terroristen veröffentlicht, wobei Szenen schwerster Gewalt nicht gezeigt wurden.
Im letzten Anruf vor ihrer Entführung sagte Berger, die seit vielen Jahren Geige spielt, angeblich zu ihrer Mutter, dass Terroristen auf sie schießen würden und alle weinten, sie aber keine Angst habe.
Die Eltern erhielten erst knapp zwei Monate später ein erstes Lebenszeichen aus der Gefangenschaft ihrer Tochter im Gazastreifen. Eine im November 2023 freigelassene entführte Frau sollte kurz nach ihrer Rückkehr in Bergers Namen deren Vater zum Geburtstag anrufen und ihm gratulieren.
Die frühere Geisel erzählte Bergers Eltern, dass ihre Tochter viel bete, aber auch Hunger leide. Die Frau berichtete den Eltern der Soldatin auch von Momenten der Krise während Bergers Geiselhaft. Aus der Geiselhaft befreite Frauen sagten israelischen Medien jedoch auch, dass die 20-Jährige ihnen vor ihrer Rückkehr nach Israel die Haare geflochten habe und für andere Entführte eine Stütze gewesen sei.
Laut israelischen Angaben wurden bei dem beispiellosen Angriff auf den Militärstützpunkt 15 Späherinnen getötet und sieben entführt. Eine der Frauen wurde nach 23 Tagen von israelischen Einsatzkräften im Gazastreifen gerettet, eine andere wurde in Gefangenschaft getötet. Die Armee barg ihre Leiche aus dem Gazastreifen. Die Hamas ließ am vergangenen Samstag vier der Soldatinnen frei.