KI verändert individuelle und kollektive Intelligenz, fordert heraus. Wildberger sieht Potenzial in KI-Unterstützung, um Probleme zu lösen und das eigene Potenzial zu verbessern.
Die Revolution der Künstlichen Intelligenz: Gesellschaftliche Umbrüche und Chancen

Der Vormarsch Künstlicher Intelligenz (KI) wird nach Ansicht von Bundesdigitalminister Karsten Wildberger (CDU) größere gesellschaftliche und politische Umbrüche verursachen als die Erfindung des Buchdrucks oder die industrielle Revolution. «Ich glaube, dass es größer ist», sagte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur. «Weil es de facto die individuelle und die kollektive Intelligenz, aus der wir unser Selbstverständnis beziehen und die uns trotz aller technologischer Fortschritte immer ausgezeichnet hat, herausfordert.»
Wildberger verwies auf die Möglichkeit, dass KI Menschen in bestimmten Bereichen ebenbürtig werden oder auch besser werden könnte als Menschen. «Man wird mit dieser Technologie plötzlich Fragestellungen, Probleme, Prozesse lösen können, wie wir es bisher nicht kannten», sagte er. Ein guter Programmierer mit KI-Unterstützung sei heute um einen Faktor zehn leistungsfähiger als in der Vergangenheit ohne KI und das sei noch nicht lange her. «Das sind gewaltige Sprünge. Das ist nicht zu unterschätzen.»
Einfache künstliche Intelligenz ist längst Alltag:
- Empfehlungssysteme schlagen beim Online-Kauf Produkte auf Basis des Kaufverhaltens vor.
- Autokorrektur, Diktierfunktion und Texterkennung auf dem Smartphone erleichtern die Eingabe.
- Sprachassistenten wie Alexa oder Siri führen Anweisungen aus.
Alles anders seit ChatGPT
Doch spätestens seit November 2022, als der Chatroboter ChatGPT für die breite Öffentlichkeit freigeschaltet wurde, ist KI zum Megathema geworden. Menschen holen sich Tipps für Weihnachtsgeschenke, planen Reiserouten, lassen KI Schriftstücke und Computerprogramme verfassen oder Videos und Fotos erstellen. KI könnte langfristig die Medizin revolutionieren und durch eine schnelle Auswertung unzähliger Daten bei Prävention, Diagnostik und Therapie helfen. Aber es gibt Befürchtungen, dass auch viele Jobs überflüssig werden, wenn KI übernimmt.Wildberger sieht hier zunächst das Positive: «Wir haben einen Fachkräftemangel. Die Gesellschaft wird älter. Das wird zunehmen. Wir können Technologien nutzen, diese unglaublich große Herausforderung für den Arbeitsmarkt zu adressieren.» Menschen würden gebraucht, wo Maschinen in der nächsten Zukunft nicht übernehmen könnten, sagte er und nannte das Handwerk oder den Pflegebereich.
Minister nutzt KI, um Gedanken zu strukturieren
Dass ein Digitalminister selbst keine Berührungsängste mit KI hat, liegt nahe. Wildberger nutzt sie nach eigenen Angaben privat, um persönliche Gedanken zu strukturieren. «Oftmals ein, zwei Stunden am Tag», hatte er im Interview der «Zeit» gesagt. Er verwendet demnach die Anwendung «Claude» der Firma Anthropic: «Dein KI-Assistent für gemeinsames Brainstorming, Gestalten und Lernen», wie es in der Selbstbeschreibung der Anwendung heißt.
Im Zusammenwirken mit KI äußert er seine Gedanken, die oft noch etwas unstrukturiert sind, und sagt: «Strukturiere mir das bitte, gib mir noch zwei, drei Ideen.» Dann überlegt er und spricht es erneut aus. «Meistens sind das vier, fünf Schleifen.»
Weniger Kreativität und Problemlösungskompetenz?
Wildberger ist der Meinung, dass eine zunehmende Verwendung von Künstlicher Intelligenz nicht zwangsläufig zu einem Rückgang der Problemlösungskompetenzen oder Kreativität beim Menschen führen muss.
«Wenn ich zum Beispiel neben dem menschlichen Lehrer einen KI-Lehrer habe, der sehr personalisiert Mathe mit mir macht, der an meinen Antworten vielleicht erkennt, wo mein Denkfehler liegt, der auch spielerisch motiviert, dann kann das eine große Unterstützung sein.» Es sei möglich. das eigene Potenzial so noch deutlich besser auszuschöpfen. «Wir müssen lernen, mit diesen Maschinen anders zu arbeiten, als wir es vielleicht jetzt in der Frühphase tun, nach dem Motto: „Schreib mir mal einen Aufsatz!“»








