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Drei Männer wegen Verdacht der Sabotage für Russland gefasst

Seit längerem warnen Experten vor russischer Spionage und Sabotage. Die Bundesanwaltschaft lässt nun drei mutmaßliche Agenten festnehmen. Sie sollen zu Anschlägen bereit gewesen sein.

Die Bundesanwaltschaft ist auch bei Fällen von Spionage zuständig. (Archivbild)
Foto: Uli Deck/dpa

Die Bundesanwaltschaft hat in Köln, Konstanz und der Schweiz drei Männer wegen angeblicher Agententätigkeit verhaften lassen. Sie sollen sich bereit erklärt haben, Brand- und Sprengstoffanschläge auf den Gütertransport in Deutschland zu verüben, wie die Karlsruher Behörde mitteilte. Zuvor hatte der «Spiegel» berichtet.

Die Ukrainer sollten laut Bundesanwaltschaft «arbeitsteilig von Deutschland aus an Empfänger in der Ukraine Pakete mit Spreng- oder Brandvorrichtungen versenden, die sich während des Transports entzünden würden». Einer von ihnen habe Ende März in Köln zwei Testpakete aufgegeben, in denen sich unter anderem GPS-Tracker befanden.

Festnahmen in Köln, Konstanz und der Schweiz

Laut Angaben erfolgte die erste Festnahme am 9. Mai in Köln. Der zweite Beschuldigte wurde einen Tag später in Konstanz festgenommen. Beide Männer wurden bereits dem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof in Karlsruhe vorgeführt und sitzen in Untersuchungshaft.

Gestern wurde der dritte Mann im Kanton Thurgau in der Schweiz festgenommen. Er soll nach seiner Überstellung aus der Schweiz in Karlsruhe vorgeführt werden. Alle drei Beschuldigten sind ukrainische Staatsangehörige. Die beiden in Deutschland festgenommenen jungen Männer gingen, soweit bisher bekannt, keiner beruflichen Tätigkeit nach.

Die Bundesanwaltschaft führt das Verfahren nach eigenen Angaben wegen der «besonderen Bedeutung». Die Ermittlungen führt das Bundeskriminalamt.

Experten warnen vor russischer Sabotage

In den vergangenen Monaten haben der Bundesnachrichtendienst (BND), der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Carsten Breuer, und das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) mehrfach vor russischer Sabotage und Spionage gewarnt. Der ehemalige Präsident des BfV, Thomas Haldenwang, der inzwischen ausgeschieden ist, hatte im Herbst erklärt, dass Deutschland im Juli nur knapp einem Flugzeugabsturz entgangen sei, als ein Luftfrachtpaket mutmaßlich von Russland in Brand gesteckt wurde.

Es sei lediglich einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass das Paket damals noch am Boden im DHL-Logistikzentrum Leipzig und nicht während des Fluges in Brand geraten sei, sagte Haldenwang. Nach dpa-Informationen bestand der glückliche Zufall darin, dass der Weiterflug des aus dem Baltikum stammenden Frachtpakets sich in Leipzig verzögerte. Das Paket hatte einen Brandsatz enthalten, der dort zündete und einen Frachtcontainer in Brand setzte.

Zunahme russischer Spionage

«Wir beobachten ein aggressives Agieren der russischen Nachrichtendienste», sagte der damalige Behördenleiter. Besonders Spionage und Sabotage durch russische Akteure hätten in Deutschland zugenommen – und zwar «sowohl quantitativ als auch qualitativ». Im März verwies der Verfassungsschutz dann auf mehrere Beispiele für mutmaßliche Sabotage aus den vergangenen Monaten – dazu zählten auch Vorfälle auf deutschen Kriegsschiffen, zu denen die Ermittlungen noch laufen. 

Der BfV-Vizepräsident, Sinan Selen, sprach bei einer Veranstaltung zum Wirtschaftsschutz von fast täglichen Drohnenflügen über Militäranlagen und Unternehmen. Dabei gehe es nicht um «Spielzeugdrohnen», betont er. Selen erinnert auch an den Brand in einer Halle in Großbritannien, in der Starlink-Equipment für die Ukraine gelagert worden sei. Die Zuordnung zu einem ausländischen Nachrichtendienst sei im Einzelfall manchmal schwierig, räumt der BfV-Vize ein. Schon die Summe derartiger Ereignisse sorge allerdings dafür, dass es auch ihm schwerfalle, an Zufälle zu glauben.

dpa