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Deutsche Verteidigungsminister verurteilt Verletzung des polnischen Luftraums durch Militärdrohnen

Nato-Staaten beraten über Ereignisse, Russland weist Vorwürfe zurück.

Einsatzkräfte von Polizei und Militärpolizei sichern Teile einer beschädigten Drohne.
Foto: Rafal Niedzielski/AP/dpa

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat die Verletzung des polnischen Nato-Luftraums mit Militärdrohnen scharf verurteilt. Es gebe keinen Anlass zu vermuten, dass es sich um Kurskorrekturfehler handele, sagte der SPD-Politiker im Bundestag. «Diese Drohnen sind ganz offenkundig gezielt auf diesen Kurs gebracht worden. Um in die Ukraine zu fliegen, hätten sie diesen Weg nicht fliegen müssen», sagte Pistorius. «Sie waren offenkundig, so die Ansagen aus Polen, auch entsprechend munitioniert. Es hätte also auch jederzeit etwas passieren können.» 

Vertreter der Nato-Staaten berieten auf Antrag Polens im Hauptquartier des Verteidigungsbündnisses in Brüssel über die Ereignisse. Die Sitzung fand gemäß Artikel 4 des Nato-Vertrags statt. Dieser sieht Beratungen mit den Verbündeten vor, wenn sich ein Nato-Staat von außen bedroht sieht.

Die Nato wollte jedoch noch kein endgültiges Urteil abgeben. „Die Prüfung ist noch im Gange“, sagte Generalsekretär Mark Rutte in Brüssel. Er bezeichnete das Vorgehen Russlands jedoch als absolut rücksichtslos – unabhängig davon, ob die Luftraumverletzung absichtlich erfolgte oder nicht. Das russische Verteidigungsministerium wies die Vorwürfe einer Verletzung des polnischen Luftraums zurück.

In der Nacht auf Mittwoch drangen während eines massiven russischen Angriffs auf die Ukraine mehrere Drohnen in den polnischen Luftraum ein und wurden abgeschossen. Laut Regierungschef Donald Tusk handelte es sich um russische Drohnen. Nach Angaben der EU wurden mehrere Flugobjekte als Drohnen vom iranischen Bautyp Shahed identifiziert.

Viele Drohnen kamen aus Polen Nachbarland Belarus 

Tusk sagte, dass in der Zeit zwischen 23.30 Uhr und 6.30 Uhr mindestens 19 Verletzungen des polnischen Luftraums festgestellt wurden. Viele der unbemannten Flugobjekte kamen direkt aus dem Nachbarland Belarus. Belarus, das autoritär regiert wird, ist ein enger Verbündeter Russlands im Ukraine-Krieg.

Laut dem Innenministerium in Warschau wurden bisher sieben Drohnen oder Trümmer von Drohnen entdeckt. Eine Sprecherin sagte, dass fünf unbemannte Flugobjekte in der ostpolnischen Woiwodschaft Lublin gefunden wurden. Eine Drohne stürzte über der Woiwodschaft Lodz in Zentralpolen ab, eine weitere über der nordöstlichen Woiwodschaft Masuren-Ermland.

Bisher gibt es keine Berichte über Verletzte. Laut der polnischen Nachrichtenagentur PAP wurde das Dach eines Wohnhauses im ostpolnischen Dorf Wyriki von Trümmern einer abgeschossenen Drohne getroffen. Es wurde niemand verletzt. Wyriki befindet sich in der Woiwodschaft Lublin, etwa 15 Kilometer von der Grenze zu Belarus und etwa 35 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt. Die Polizei und das Militär suchen weiterhin nach Drohnen oder Drohnenteilen. Der Generalstab hat die Bevölkerung aufgefordert, gefundene Trümmerteile nicht zu berühren, sondern den Notruf zu wählen und die Polizei über den Fund zu informieren.

Auch deutsche Patriot-Systeme an Abwehraktion beteiligt

Polen ließ in der Nacht Kampfjets der eigenen Luftwaffe und die im Land stationierten Maschinen von Nato-Partnern aufsteigen. An dem Abwehreinsatz gegen die Luftraumverletzung waren laut Nato-Generalsekretär Rutte neben polnischen F-16-Kampfjets auch niederländische F-35, italienische Flugzeuge sowie deutsche Patriot-Flugabwehrsysteme beteiligt. Zudem nannte er auch ein Awacs-Spezialflugzeug der Nato zur Luftraumüberwachung sowie militärische Tank- und Transportflugzeuge.

Das Verteidigungsministerium in Berlin erklärte, die zwei deutschen Feuereinheiten des Luftverteidigungssystems Patriot am polnischen Flugplatz Rzeszow hätten in der Nacht «sofort die Alarmbereitschaft erhöht». Das deutsche Kontingent in Rzeszow habe, so wie andere Verbündete auch, in der Folge zum Gesamtlagebild beigetragen. Ein direkter eigener Waffeneinsatz, also ein Verschuss von Patriot-Lenkflugkörpern, sei nicht erfolgt.

Russland dementiert

Das russische Verteidigungsministerium wies die Vorwürfe zurück. «Es waren keine Objekte zur Zerstörung auf dem Territorium Polens eingeplant», teilte das Ministerium bei Telegram mit. «Die maximale Flugreichweite der bei dem Angriff eingesetzten russischen Drohnen, die angeblich die Grenze zu Polen überquert haben sollen, beträgt nicht mehr als 700 Kilometer», hieß es weiter. Dennoch sei man bereit, zu diesem Thema mit dem polnischen Verteidigungsministerium Beratungen zu führen.

dpa