Die Erde steuert auf 2,8 Grad Erwärmung zu. 1,5-Grad-Ziel wird wohl bald überschritten.
UN: Klimaziele in Gefahr

Laut den Vereinten Nationen wird die Erde aufgrund der aktuellen weltweiten Klimapolitik bis zum Ende des Jahrhunderts voraussichtlich um 2,8 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit erwärmt. Das UN-Umweltprogramm (UNEP) mit Sitz in Nairobi teilte mit, dass das international vereinbarte 1,5-Grad-Ziel wahrscheinlich schon innerhalb des nächsten Jahrzehnts überschritten wird. Die Weltgemeinschaft strebt eigentlich danach, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern.
Im Vergleich zu den im letzten Jahr prognostizierten 3,1 Grad fällt die Berechnung im diesjährigen UN-Bericht etwas besser aus. Wenn alle Staaten ihre nationalen Klimaschutzpläne umsetzen, wird bis Ende des Jahrhunderts voraussichtlich mit einer Erwärmung von 2,3 bis 2,5 Grad gerechnet. Im letzten Jahr lag diese Prognose noch bei 2,6 bis 2,8 Grad.
Die UNEP erklärt, dass methodische Änderungen für eine Verbesserung von 0,1 Grad verantwortlich sind. Der Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen wird sich mit einem negativen Wert von 0,1 Grad auswirken.
«Fortschritte bei weitem nicht schnell genug»
«Das ist ein Fortschritt – aber bei weitem nicht genug», kritisiert UN-Generalsekretär António Guterres. Mit den derzeitigen Plänen stünden die Zeichen immer noch auf «Klimakollaps».
Um die 1,5 Grad noch einzuhalten, müssten die Emissionen in den nächsten zehn Jahren verglichen mit 2019 um 55 Prozent verringert werden – um zumindest unter zwei Grad zu bleiben um 35 Prozent. Tatsächlich würde die vollständige Umsetzung aller für 2035 angekündigten nationalen Klimapläne nur eine Verringerung von rund 15 Prozent bewirken. Und selbst diese Zahl steht mit dem US-Rückzug unter Vorbehalt.
1,5 Grad fast sicher überschritten – aber vielleicht nicht für immer?
Das bislang heißeste Jahr 2024 hat die Marke von 1,5 Grad bereits gerissen – offiziell verfehlt gilt das Ziel erst im mehrjährigen Durchschnitt. Die Vereinten Nationen sehen die Überschreitung jedoch als kaum noch vermeidbar an. «Entschiedene, zeitnahe Verringerungen der Emissionen kann den Beginn der Überschreitung verzögern, aber nicht vollständig verhindern», schreiben die Autoren. «Die große Aufgabe, die vor uns liegt, besteht darin, dieses Überschreiten vorübergehend und minimal zu halten», sodass eine Rückkehr auf 1,5 Grad im Bereich des Möglichen bleibe.
Guterres warnt: «Jede Phase, in der die Ziele überschritten werden, wird unweigerlich dramatische Folgen haben – mit dem Verlust von Menschenleben, entwurzelten Gemeinden und Rückschritten in der Entwicklung.»
Seit dem Beginn des Pariser Klimaabkommens vor zehn Jahren hat sich die jährliche Erwärmungsprognose verringert, damals ging man von 3 bis 3,5 Grad aus.
Technologie ist da – nötig wäre politischer Wille
Die Technologien, mit denen sich die Emissionen rapide verringern ließen, seien verfügbar, betonen die Autoren. «Die Entwicklung von Wind- und Solarenergie boomt, wodurch die Kosten sinken. Das bedeutet, dass die internationale Gemeinschaft ihre Klimaschutzmaßnahmen beschleunigen kann – wenn sie sich dazu entschließt.»
Die UN sehen insbesondere die wirtschaftsstarken Länder der G20 in der Verantwortung: Diese Staaten, die den Großteil der Emissionen verursachen, scheinen nicht auf Kurs zu sein, um ihre Ziele für 2030 zu erreichen. Stattdessen stiegen ihre Emissionen bis 2024 um 0,7 Prozent.
Lebensgrundlagen in Gefahr
Aufgrund der globalen Erwärmung treten in vielen Gebieten vermehrt extreme Wetterphänomene auf, wie Hitzewellen, Dürren, Stürme und Überschwemmungen. Dies kann ganze Regionen unbewohnbar machen, Ernten vernichten und die Hungerkrise verschärfen. Zusätzlich führt der Anstieg des Meeresspiegels zu einer Bedrohung für Küstenregionen und kleine Inselstaaten. Mit zunehmender Erwärmung werden die Auswirkungen immer extremer, und das Risiko, unumkehrbare Kipppunkte mit unvorhersehbaren Folgen zu überschreiten, steigt.








