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Israelischer Luftangriff im Libanon – UN: Panik in Gaza

Erneut greift Israels Militär in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut an. Auch im Gazastreifen geht die Armee weiter vor. Dort löst nach UN-Angaben ein Fluchtaufruf in Rafah Angst aus.

Innerhalb weniger Tage greift Israels Luftwaffe erneut in einem Vorort von Beirut an. (Archivbild)
Foto: Marwan Naamani/dpa

Die israelische Luftwaffe hat erneut seit Beginn der Waffenruhe mit der Hisbollah einen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut angegriffen. Die Armee gab bekannt, dass das Ziel des nächtlichen Angriffs ein Terrorist der proiranischen Miliz war. Berichten zufolge wurde ein Wohnhaus getroffen, bei dem mindestens drei Menschen ums Leben kamen. Gleichzeitig fährt Israels Militär im Gazastreifen fort, gegen die mit der Hisbollah-Miliz verbündete Hamas vorzugehen.

Es war der zweite Luftangriff in den als Dahija bekannten Vororten von Beirut seit Inkrafttreten der Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah im November. Das Gebiet ist eine Hochburg der proiranischen Miliz. Der von der Armee zum Ziel des erneuten Angriffs erklärte Hisbollah-Angehörige habe Mitglieder der islamistischen Hamas bei der Planung eines unmittelbar bevorstehenden Anschlags gegen israelische Zivilisten unterstützt. Der Mann habe eine direkte Bedrohung dargestellt und sei «eliminiert» worden, hieß es.

Erst vor wenigen Tagen hatte Israels Luftwaffe in Dahija eigenen Angaben zufolge ein Drohnenlager der Miliz attackiert. Kurz zuvor hatte die israelische Armee Raketenbeschuss aus dem Libanon gemeldet. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärte daraufhin laut einer Mitteilung seines Büros, man werde die Waffenruhe energisch durchsetzen. «Wir werden überall im Libanon angreifen, wenn der Staat Israel bedroht ist», hieß es. 

Die Hisbollah, die vom Iran unterstützt wird, hat Israel seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen im Oktober 2023 mehr als ein Jahr lang mit Raketen beschossen. Ihr Ziel war es, nach eigenen Angaben die Hamas im Gazastreifen zu unterstützen. Israel reagierte mit Luftangriffen und einer Bodenoffensive.

UN-Hilfswerk: Panik nach Fluchtaufruf in Rafah

Derweil weitet das israelische Militär seine Bodenangriffe in Rafah im Süden des umkämpften Gazastreifens aus. Wegen bevorstehender «intensiver Einsätze» wurden die Bewohner des Großteils der Stadt am Montag zur Flucht aufgerufen. Dies löste nach Angaben des UN-Palästinenserhilfswerks Panik aus. «Die Menschen werden wie Flipperkugeln behandelt mit ständigen militärischen Befehlen», beklagte UNRWA-Chef Philippe Lazzarini auf X.

Es werde mit dem Schicksal und Leben der Menschen gespielt, schrieb Lazzarini. «Dies führt zu Panik, Angst und Unsicherheit am ersten Tag des Zuckerfestes, einer Zeit, in der man eigentlich mit seiner Familie und seinen Lieben zusammen ist». Der Aufruf der israelischen Armee zur Flucht erfolgte während des Eid al-Fitr, einem muslimischen Feiertag, der das Ende des Fastenmonats Ramadan markiert. Mehr als 140.000 Menschen waren laut Lazzarini von dem Evakuierungsbefehl des israelischen Militärs betroffen.

Die Bewohner im Raum Rafah sowie benachbarter Orte sollten sich umgehend nach Al-Mawasi begeben, hieß es in dem in arabischer Sprache veröffentlichten Aufruf der Armee. Die «intensiven Einsätze» in den betroffenen Gegenden würden wieder aufgenommen, um gegen Terrororganisationen vorzugehen. 

Das Gebiet um Al-Mawasi im Südwesten war während des Kriegs als humanitäre Zone ausgewiesen worden. In der Vergangenheit hatte das israelische Militär jedoch auch dort mehrfach angegriffen. Laut Angaben der Armee waren dabei hauptsächlich Einrichtungen der islamistischen Hamas das Ziel.

https://x.com/UNLazzarini/status/1906773299666813323

«Wohin sollen die Menschen ziehen?», beklagte der UNRWA-Chef. Das Küstengebiet sei «wie ein Käfig abgeriegelt» und werde «von allen Seiten bombardiert». Nach Inkrafttreten eines Waffenruhe-Abkommens am 19. Januar waren viele Vertriebene in Gaza wieder in ihre Heimatorte zurückgekehrt. 

Mitte März hat Israel die intensiven Angriffe in dem Küstengebiet wieder aufgenommen, da beide Seiten sich nicht auf eine Verlängerung der Feuerpause einigen konnten. Israels Armee hat auch Bodenoperationen gegen die Hamas in Rafah gestartet. Das Ziel der neuen Bodenoffensive ist es laut der israelischen Armee, eine Pufferzone entlang der Grenzen des Küstengebiets zu errichten.

Gespräche über neue Waffenruhe

Derzeit verhandeln Israel und die Hamas bei indirekten Gesprächen über eine neue Waffenruhe. „Strittig ist aber noch, wie viele israelische Geiseln dabei freikommen sollen.“ Am Sonntag hatte Israels Ministerpräsident Netanjahu eine weitere Verstärkung der Angriffe auf die Islamisten in Gaza angekündigt.

Die Geiseln könnten nur durch die Kombination aus militärischem und diplomatischem Druck zurückgebracht werden. Die Angehörigen der Geiseln hatten wiederholt davor gewarnt, dass der Neubeginn des Krieges das Leben ihrer Angehörigen gefährde. Laut israelischen Informationen werden noch 24 Geiseln aus Israel im Gazastreifen festgehalten, dazu kommen die sterblichen Überreste von 35 Entführten.

Der Krieg begann mit dem Angriff der Hamas und anderer extremistischer Gruppen im Süden Israels am 7. Oktober 2023, bei dem etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 weitere als Geiseln nach Gaza gebracht wurden. Während des Krieges wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden im Gazastreifen mehr als 50.000 Menschen getötet, darunter etwa ein Drittel Kinder und Jugendliche. Die Genauigkeit dieser Zahlen kann nicht unabhängig bestätigt werden, aber internationale Organisationen wie die UN halten sie größtenteils für glaubwürdig.

dpa