Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Erstmals führt eine Frau einen Kampfverband der Marine

Inka von Puttkamer ist neue Kommandeurin des 3. Minensuchgeschwaders in Kiel. Damit ist sie die erste Frau an der Spitze eines Kampfverbandes der Marine. Seefahrt liegt bei ihr in der Familie.

Folgt als Kommandeurin auf Fregattenkapitän Carsten Schlüter: Inka von Puttkamer.
Foto: Bundeswehr/Marine/dpa

Die erste Frau steht an der Spitze eines Kampfverbandes der Deutschen Marine. Für sie sei es «eine Rückkehr in liebgewonnene Heimat, in ein Fahrwasser, das mir vertraut ist», sagte die neue Kommandeurin des 3. Minensuchgeschwaders, Inka von Puttkamer, bei einem feierlichen Appell im Kieler Marinestützpunkt. Sie war neben einer weiteren Soldatin bereits die erste Frau, die Kommandantin bei der Marine wurde. In Kiel war sie Kommandantin des Minenjagdbootes «Homburg» und stellvertretende Kommandeurin des 3. Minensuchgeschwaders.

Von Puttkamer ist Mutter von drei Kindern. Die in Wilhelmshaven geborene 41-Jährige will in ihrer neuen Rolle auch Vorbild sein. «Die Bundeswehr bietet meinem Mann und mir gleichzeitig die Chance, in Führungspositionen zu sein und das mit der Familie vereinbaren zu können», sagte sie am Rande der Zeremonie. «Ohne Frage: Das ist stressig und bedarf viel Organisation und Vorplanung. Aber es ist möglich.» Sie möchte, dass mit dem Kommandowechsel die Nachricht verbunden wird, dass die Bundeswehr Frauen die Übernahme solcher Position ermögliche.

Marine-Tradition der Familie

Von Puttkamer war zuletzt am maritimen Nato-Hauptquartier in Northwood. Dorthin wird sie bis zum Sommer erst einmal zurückkehren. «Zunächst werde ich noch in Großbritannien wohnen, um unseren Kindern dort den Abschluss des Schuljahres zu ermöglichen», sagte sie. Im Sommer will sie nach Kiel ziehen. «Wir haben unser Familienzuhause hier und haben auch hier familiäre Unterstützung.»

Die Familie von Puttkamers hat eine lange Marine-Tradition. „Ihr Vater Ingo Splettstößer ist Kapitän zur See im Ruhestand. Ihr Mann Bogislav-Jesko von Puttkamer ist Fregattenkapitän und soll in den nächsten Wochen das Kommando über eine Fregatte in Wilhelmshaven übernehmen. Ihr Schwiegervater Hubertus von Puttkamer ist Flottillenadmiral im Ruhestand.“

Das Geschwader besteht aus zehn Minenjagdbooten. Kürzlich haben Soldatinnen und Soldaten bei einer Übung in der Kieler Förde eine 1,8 Tonnen schwere britische Luftmine entdeckt. Laut Polizeiangaben handelte es sich um den größten Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg, der jemals in Schleswig-Holstein gefunden wurde. Am Dienstag wurde der sogenannte Wohnblockknacker von Experten des Kampfmittelräumdienstes auf einem Schwimm-Ponton geborgen und entschärft.

Erste Kommandeurin eines Kampfverbands der Marine

«Es gibt vieles zu tun, gerade für den Minenabwehrverband der Marine», sagte der Kommandeur der Einsatzflottille 1, Flotillenadmiral Sascha-Helge Rackwitz. Er sei stolz und froh, auf solch eine tatkräftige und kompetente Mitstreiterin vertrauen zu dürfen. Die erste Kommandeurin eines Kampfverbandes habe über die Jahre nachgewiesen, dass sie eine der besten ihres Faches sei. Es sei Zeit, mit einer Frau in dieser Rolle zu zeigen, dass es bei der Bundeswehr keine Grenzen und auch keine Glasdecken gebe.

Von Puttkamer folgt als Kommandeurin auf Fregattenkapitän Carsten Schlüter (43). «Das dritte Minensuchgeschwader heute zu übergeben, fällt mir mehr als schwer», sagte er zum Abschied nach 18 Monaten. Durch die Vorfälle mit den Nordstream-Pipelines sei das Thema Unterwasser-Kriegsführung wieder stärker in den Fokus gerückt. «Damit konnte sich auch endlich das Thema Mine aus dem Nischendasein der letzten Jahre befreien.» Allen müssen klar sein, dass die Marine noch einiges an Hausaufgaben in dem Bereich habe. «Aber die Dinge bewegen sich.» Er wechselt als Adjutant des Inspekteurs der Marine in das Marinekommando nach Rostock.

Seine Nachfolgerin sprach von einer Ehre, den Verband nun zu führen. «Andererseits bedeutet das für mich in diesen Zeiten natürlich auch eine herausgehobene Position, weil die Verteidigung und Sicherheit in den letzten zwei Jahren wieder sehr wichtig geworden ist.» Sie fühle sich gut vorbereitet. Seefahrt sei immer gefährlich, weil die Besatzung ab dem Auslaufen immer im Einsatz sei. «Denn alles, was passiert, ist scharf. Das ist das Besondere an Seefahrt.» Ihr mache Menschenführung besonderen Spaß.

Laut Angaben der Bundeswehr sind derzeit 24.418 Soldatinnen in den Streitkräften tätig. Dies entspricht einem Anteil von 13 Prozent, der immer noch vergleichsweise niedrig ist. Es gibt 6950 Offizierinnen. In der Marine dienen 1728 Frauen, was deutlich weniger ist als beim Heer (4673) und der Luftwaffe (2632).

dpa