Die Wunden des Völkermords an Muslimen in Bosnien-Herzegowina sind längst nicht geheilt, noch immer werden Leichen identifiziert. 30 Jahre nach dem Genozid gibt es einen Rahmen für das Erinnern.
Erstmals internationaler Gedenktag für Opfer von Srebrenica
Zehntausende Menschen in Bosnien-Herzegowina und anderen europäischen Ländern erinnern an den Völkermord von Srebrenica. Zum ersten Mal wird dieser Tag als internationaler Gedenktag gefeiert. Vor 30 Jahren, am 11. Juli 1995, wurden von bosnisch-serbischen Truppen mehr als 8.000 Menschen getötet, hauptsächlich muslimische Männer und männliche Jugendliche. Internationale Gerichte haben das Geschehen im Bosnien-Krieg als Völkermord anerkannt. Es wird als das schlimmste Massaker in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs angesehen.
Die UN-Vollversammlung hatte den internationalen Gedenktag im Mai 2024 beschlossen, unter anderem Serbien, China, Russland und Ungarn hatten damals dagegen gestimmt. Eine Opfervertreterin, die Präsidentin des Vereins Mütter von Srebrenica, Munira Subasic, sagte: «Vielen Dank an alle, die bei den Vereinten Nationen für die Srebrenica-Resolution (für den Gedenktag) gestimmt haben. Denjenigen, die das nicht getan haben, sage ich, sie sollten weiterhin im Dunkeln leben.»
Subasic hielt eine Rede vor internationalen Gästen, darunter Ex-Bundespräsident Joachim Gauck und EU-Ratspräsident António Costa, bei einer Gedenkfeier in Potocari im ehemaligen Hauptquartier der niederländischen Blauhelm-Truppen. Es wurde ihnen vorgeworfen, das Massaker damals nicht verhindert zu haben.
Auf dem Friedhof gegenüber sind 6.765 der insgesamt 8.372 bosniakischen Opfer des Massakers begraben. Die Identifizierung von weiteren Opfern läuft noch. Sechs weitere Personen, darunter zwei damals 19-Jährige, werden nun dort beerdigt. Die Region gehört heute zum vorwiegend von ethnischen Serben bewohnten Landesteil Republika Srpska.
Hoher Repräsentant benennt Versagen des Westens
Der Hohe Repräsentant der Internationalen Gemeinschaft für Bosnien-Herzegowina, Christian Schmidt, räumte ein Versagen der westlichen Kräfte während des Massakers ein: «Ich danke Ihnen für die Einladung an uns, diejenigen von uns, die 1995 nicht gegen Mladic und seine Komplizen vorgegangen sind», sagte er.
Der bosnisch-serbische General Ratko Mladic wurde 2017 vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (IStGHJ) zu lebenslanger Haft verurteilt, da er für das Massaker mitverantwortlich war. Der deutsche Politiker Schmidt (CSU) repräsentiert – auch mit gesetzgeberischen Vollmachten – die internationale Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina aufgrund des Friedensabkommens von Dayton von 1995.