Monatelang wurde über einen geringeren Schutzstatus von Wölfen diskutiert. Nach dem Parlament haben jetzt auch die Mitgliedsstaaten der EU die Änderung gebilligt. Was bedeutet das für Deutschland?
EU-Länder geben final grünes Licht für mehr Wolf-Abschüsse

Die EU-Mitgliedsstaaten haben eine Gesetzesänderung gebilligt, die zum Schutz von Weidetieren den Abschuss von Wölfen erleichtert. Damit wird der Schutzstatus des Wolfes von «streng geschützt» auf «geschützt» gesenkt, wie die EU-Länder mitteilten.
«Der neue Status gibt den Mitgliedstaaten mehr Flexibilität beim Management der Wolfspopulationen», hieß es in einer Mitteilung der EU-Staaten. «Die Mitgliedstaaten müssen jedoch weiterhin den günstigen Erhaltungszustand des Wolfes sicherstellen und können den Wolf in ihren nationalen Rechtsvorschriften weiterhin als streng geschützte Art aufführen.»
Deutschland kann Abschüsse rechtlich erleichtern
Durch die Anpassung in der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) kann Deutschland den Abschuss von Wölfen unter bestimmten Umständen erleichtern. «Entsprechend dem Koalitionsvertrag prüft die Bundesregierung derzeit, wie der Vorschlag der EU-Kommission zur Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes in nationales Recht umgesetzt werden kann», teilte eine Sprecherin des Bundesumweltministeriums auf Anfrage mit.
Das zuständige Ministerium hat nicht genau angegeben, wann die Gesetzesänderungen in Deutschland in Kraft treten werden. In der Zwischenzeit könnte die Schnellabschussregelung weiterhin angewandt werden.
Landwirte klagen über zunehmende Risse
Die Diskussion über den Wolf wird von starken Emotionen begleitet. Die Anzahl der Risse von Nutztieren wie Schafen und Rindern nimmt zu und stellt laut Aussagen von Landwirten ein ernsthaftes Problem für die Weidetierhaltung dar. Es wird berichtet, dass die Herdenschutzmaßnahmen zur Abwehr von Wölfen zunehmend umgangen werden. Es gibt Berichte, dass Wölfe teilweise sogar in Ställe eindringen sollen.
Die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) verzeichnet bis zum Jahr 2023 einen starken Anstieg der getöteten und verletzten Nutztiere durch Wölfe in den letzten zehn Jahren. Im Jahr 2023 wurden nachweislich 5.727 Tiere geschädigt, hauptsächlich Schafe.
Laut Bundesamt für Naturschutz gab es in Deutschland 2023/2024 insgesamt 209 bestätigte Wolfsrudel mit etwa 1.600 Tieren. Das Vorkommen konzentriert sich auf ein Gebiet von Sachsen über Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern nach Niedersachsen.
Kritik von Tierschützern
Tierschützer kritisierten zuletzt die Änderung des Schutzstatus. Sie bemängeln, es gebe keine wissenschaftliche Grundlage für den Vorstoß. Nutztiere wie Schafe könnten auch ohne mehr Abschüsse besser geschützt werden. Der Bauernverband hatte den Schritt dagegen als mehr als überfällig bezeichnet. Weidetiere dürften nicht länger der «ungebremsten Ausbreitung» des Wolfes ausgeliefert sein.
Dem Umweltministerium zufolge bleibt der Wolf auch künftig eine geschützte Tierart und wird nicht pauschal zum Abschuss freigegeben. «Problematische Wölfe können aber einfacher abgeschossen werden», hieß es.