Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

EU-Staaten bringen Abschwächung von Wolfsschutz auf den Weg

Kaum eine Debatte wird so emotional geführt wie der Schutz von Wölfen. Populationen in Europa erholen sich und sind vor allem Landwirten ein Dorn im Auge. Nun kommt Bewegung in die Angelegenheit.

Wölfe könnten künftig einfacher abgeschossen werden. (Archivbild)
Foto: Armin Weigel/dpa

Vertreter der EU-Staaten haben mit der Stimme Deutschlands eine Abschwächung des Schutzes von Wölfen auf den Weg gebracht. Das bestätigten mehrere Diplomaten der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel. Die Bundesregierung ändert damit ihren bisherigen Kurs in der Wolfspolitik. Mit der Entscheidung ist ein schwächerer Schutzstatus noch nicht bindend in EU-Recht verankert.

Es ist geplant, den Schutzstatus des Wolfs von streng geschützt auf geschützt herabzusetzen. Dies würde voraussichtlich die Abschussmöglichkeiten für Wölfe erleichtern, obwohl Einzelheiten dazu noch nicht feststehen.

Erster Schritt 

Es beginnt nun ein langwieriger Prozess, die heutige Entscheidung der EU-Staatenvertreter ist ein erster Schritt zur Absenkung des Schutzstatus. Sobald die Entscheidung formell auf Ministerebene angenommen wurde, kann die EU beim Ständigen Ausschuss der Berner Konvention einen entsprechenden Antrag zur Herabstufung des Schutzstatus des Wolfs einreichen. Die Berner Konvention ist ein völkerrechtlicher Vertrag des Europarates aus dem Jahr 1979, der den Schutz europäischer wildlebender Tiere und Pflanzen zum Ziel hat.

Sollte es im Ständigen Ausschuss eine Mehrheit für den geänderten Schutzstatus geben, hat die EU-Kommission die Möglichkeit, einen Vorschlag zur Änderung des Schutzstatus des Wolfs im EU-Recht vorzulegen. Dieser Vorschlag erfordert erneut eine Mehrheit unter den EU-Staaten sowie im Europaparlament. Es besteht die Möglichkeit, Änderungen an dem Vorhaben vorzunehmen.

Gemäß Informationen aus Diplomatenkreisen legt Deutschland Wert darauf, dass nur der Schutzstatus des Wolfs geändert wird und nicht auch der anderer Tiere. Die EU-Kommission hat dies bestätigt. Außerdem sollte aus deutscher Sicht eine Koexistenz von Wolf und Weidehaltung möglich sein.

«Es geht darum, tödliche Risse und das qualvolle Sterben unserer Nutztiere zu beenden und gleichzeitig der Weidetierhaltung eine Zukunft zu geben», sagte die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Carina Konrad. Naturschutz brauche klare Regeln und die Möglichkeit, Wölfe zu jagen. 

Diskussion in Deutschland inzwischen hochemotional 

Die Bundesregierung reagiert mit der Kursänderung auch auf eine zunehmend aggressiv geführte Diskussion. In letzter Zeit häuften sich Risse von Nutztieren wie Schafen und Rindern, was ein Problem für die Weidetierhaltung darstellt – ein selbst erklärtes Ziel einer nachhaltigen Landwirtschaft. Es wurde kürzlich berichtet, dass Herdenschutzmaßnahmen zur Abwehr von Wölfen zunehmend überwunden werden.

Während es Berichte über Wölfe gibt, die es bis in Ställe schaffen, ist die sogenannte Entnahme – in der Praxis die Tötung einzelner Tiere – ein Problem. Wolfsschützer klagen vor Verwaltungsgerichten und verhindern so den Abschuss. Viehhalter in Flächenländern wie Brandenburg oder Niedersachsen sind zornig. Gefordert werden ein Bestandsmanagement bis hin zu «wolfsfreien Zonen».

Wolf war ausgerottet 

Laut WWF überlebte der Wolf zwar im Osten und Süden Europas, wurde aber Mitte des 19. Jahrhunderts in Westeuropa und damit auch in Deutschland ausgerottet. Die sächsische Fachstelle Wolf berichtet, dass in den 1970er und 1980er Jahren ein Umdenken stattfand und der Wolf in vielen europäischen Ländern unter Schutz gestellt wurde. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums wurden im Monitoringjahr 2022/2023 knapp 1.400 Wölfe in Deutschland nachgewiesen. Das Europäische Umweltbüro (EEB) schätzt, dass es in Europa rund 20.000 Tiere gibt.

Der Deutsche Bauernverband warnt vor zunehmenden Angriffen von Wölfen auf Nutztiere. Im Jahr 2022 verzeichnet die Lobbyorganisation mehr als 4.300 getötete, verletzte oder vermisste Tiere. Im Jahr 2018 lag diese Zahl angeblich etwa halb so hoch. Laut offiziellen Angaben sind auch die Ausgleichszahlungen für Schäden in diesen Jahren deutlich angestiegen.

dpa