Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Ex-Kremlchef Medwedew wirft Finnland Kriegsvorbereitung vor

Russlands Ex-Präsident Medwedew galt einst als Liberaler in Moskau. Inzwischen testet er als Hardliner für den Kreml aus, wie weit dieser im Umgang mit dem Westen gehen kann.

Ex-Kremlchef Medwedew bei einem Militärbesuch. (Archivbild)
Foto: Ekaterina Shtukina/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew hat dem benachbarten Finnland einen Kriegskurs gegen Russland vorgeworfen und Reparationsforderungen aus dem Zweiten Weltkrieg geltend gemacht. «Nach dem Nato-Beitritt fährt Helsinki unter dem Vorwand von Abwehrmaßnahmen einen Konfrontationskurs in Vorbereitung auf einen Krieg mit Russland und bereitet scheinbar einen Brückenkopf für einen Angriff auf uns vor», schrieb der als Vizechef des nationalen Sicherheitsrats immer noch einflussreiche Medwedew in einer Kolumne für die staatliche Nachrichtenagentur Tass.

Medwedew beklagte, dass in «unmittelbarer Nähe zur russischen Grenze» Stabsstrukturen für Heereseinheiten in Lappland geschaffen würden. Es sei klar, gegen wen sich diese Strukturen richteten, da die Nato Russland zum Feind erklärt habe, schrieb er. Die Kolumne selbst trägt die Überschrift: «Finnlands neue Doktrin: Dummheit, Lüge, Undankbarkeit».

Nato-Beitritt ruft Wut in Moskau hervor 

In Moskau wird das Sicherheitsstreben der Finnen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine als undankbar betrachtet. Finnland, das jahrzehntelang nach dem Zweiten Weltkrieg neutral war, ist der Nato gemeinsam mit Schweden als Reaktion auf den Kriegsbeginn beigetreten.

Medwedew betrachtet dies nun als Gelegenheit, alte Reparationsforderungen wieder aufzugreifen. Die neue finnische Politik verletze alte Vereinbarungen. Daher sei Moskau nicht länger an den Friedensvertrag von 1947 gebunden, der die sowjetischen Reparationsforderungen auf 300 Millionen Dollar begrenzte. Der 59-Jährige behauptete, dass die tatsächlichen Schäden, die Finnland im Zweiten Weltkrieg verursacht habe, sich auf 20 Billionen Rubel (umgerechnet etwa 220 Milliarden Euro) beliefen.

Finnland schloss sich 1941 an der Seite von Hitler-Deutschland dem Krieg gegen die Sowjetunion an. Die Finnen betrachteten dies als eine Fortsetzung des Winterkriegs, den die Sowjetunion 1939 begonnen hatte und bei dem Moskau große Gebiete einverleibt hatte, die zuvor finnisch waren. Der Winterkrieg von 1939 nach dem Hitler-Stalin-Pakt wird in der russischen Geschichtsschreibung genauso selten behandelt wie die Annexion der baltischen Staaten durch Moskau damals. Medwedew betonte, dass Finnland genauso wie Deutschland die Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg trage.

dpa