Politische Karriere begann in den 1960er Jahren. Lob von Angela Merkel für demokratische Streitkultur. Wohnte zuletzt in Speyer.
CDU-Politiker Bernhard Vogel gestorben,Politiker mit Rekord-Amtszeit in Rheinland-Pfalz und Thüringen verstorben.

Der CDU-Politiker Bernhard Vogel ist tot. Der frühere Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und von Thüringen starb im Alter von 92 Jahren, wie die CDU Rheinland-Pfalz und die Konrad-Adenauer-Stiftung der Deutschen Presse-Agentur bestätigten. Zuvor hatte die «Bild»-Zeitung berichtet. Vogel hält mit einer Amtszeit von insgesamt 23 Jahren in Mainz und Erfurt den Rekord als Landesregierungschef.
Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schrieb ihm bereits 2007 anlässlich seines 75. Geburtstags, seine «historische Einmaligkeit» werde wohl von niemand anderem zu erreichen sein. Zuletzt wohnte er im pfälzischen Speyer.
Der aktuelle Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Norbert Lammert, würdigte die Arbeit des Verstorbenen: «Bernhard Vogel hat in Rheinland-Pfalz wie in Thüringen durch klare Orientierung und Respekt vor dem politischen Gegner ein Beispiel für demokratische Streitkultur gegeben und einen nachhaltigen Beitrag zum Zusammenwachsen unseres wiedervereinigten Landes geleistet.»
Ministerpräsident in Thüringen und Rheinland-Pfalz
Vogels politische Laufbahn begann in den 1960er Jahren und war eng mit dem Namen Helmut Kohl verbunden. Nach zwei Jahren im Bundestag wurde er 1967 Kultusminister in Rheinland-Pfalz – Kohl war zu dieser Zeit Ministerpräsident – und machte sich einen Namen als Bildungspolitiker. Vogel setzte beispielsweise den Übergang von der Konfessionsschule zur christlichen Gemeinschaftsschule durch.
1974 ersetzte er Kohl als CDU-Landeschef und setzte sich gegen Heiner Geißler durch, den Kohl bevorzugt hatte. Zwei Jahre später folgte Vogel als Ministerpräsident auf Kohl.
Vogel verlor 1988 in der rheinland-pfälzischen CDU einen Machtkampf gegen Hans-Otto Wilhelm. Nachdem Wilhelm zum CDU-Landesvorsitzenden gewählt wurde, trat Vogel als Ministerpräsident zurück. Im folgenden Jahr übernahm er die Leitung der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung.
«Mainz war ein Wagnis. Thüringen war ein Abenteuer»
Nach der deutschen Wiedervereinigung begann Vogels zweite Karriere als Regierungschef in Thüringen im Jahr 1992. «Mainz war ein Wagnis. Thüringen war ein Abenteuer», sagte er einmal. Nach elf Jahren trat er 2003 von diesem Amt zurück. Schon 2001 wurde er erneut Vorsitzender der Adenauer-Stiftung, was er bis 2009 blieb. Mit seinem Bruder, dem früheren SPD-Chef Hans-Jochen Vogel (1926-2020), und mit Parteikollegen diskutierte er bis ins hohe Alter über politische Fragen.
Vogel erwähnte oft die Flugtagkatastrophe 1988 in Ramstein und den Amoklauf von 2002 in Erfurt als einschneidende Erlebnisse während seiner Amtszeit in Rheinland-Pfalz bzw. als Ministerpräsident von Thüringen.
Eigentlich wollte der am 19. Dezember 1932 in Göttingen geborene und in Gießen aufgewachsene Politologe Professor an einer Uni werden. Allerdings könne er nicht beantworten, ob er auch in dieser Position erfolgreich gewesen wäre, sagte Vogel einmal der Deutschen Presse-Agentur. «Ich behaupte aber, dass ich in der Politik mehr bewirken konnte als als Wissenschaftler.»