Die letzte Bastion der sudanesischen Regierung in der westlichen Region Darfur steht vor dem Fall. In El Fasher drohen den 300.000 Bewohnern Folter und Vertreibung.
Fall der wichtigen Stadt El Fascher im Sudan droht

Im Sudan rückt die paramilitärische Gruppe RSF in die letzte von der Regierung kontrollierte Großstadt im Südwesten des Landes vor. Die Miliz teilte am Sonntagmorgen mit, sie habe das Hauptquartier der Armee in El Fascher eingenommen. Die Hauptstadt des Bundesstaats Nord Darfur ist seit anderthalb Jahren belagert. Die Armee äußerte sich zunächst nicht.
Am Samstagmorgen hatte die Armee nach eigenen Angaben zwei schwere Angriffe abgewehrt. Die in El Fascher stationierte sechste Infanteriedivision teilte mit, dass dabei zahlreiche Kämpfer der Miliz getötet und verletzt wurden. Keine der Angaben konnte zunächst unabhängig bestätigt werden.
El Fascher ist die letzte Stadt in der Region Darfur, die noch unter Regierungskontrolle steht. Seit zweieinhalb Jahren ist die Stadt fast vollständig von Milizen eingenommen worden. Nach Schätzungen der UN leben immer noch bis zu 300.000 Menschen in der Stadt unter Bedingungen, die von Helfern als humanitäre Katastrophe bezeichnet werden.
Tötungen, Folter und Vergewaltigungen befürchtet
Sollte es der Paramiliz gelingen, die Stadt einzunehmen, befürchtet man schwere Gewalttaten, Tötungen, Folter, Vergewaltigungen und ethnische Säuberungen, ähnlich wie in den zuvor eroberten Teilen Darfurs.
Seit April 2023 tobt im Sudan ein blutiger Machtkampf zwischen dem De-facto-Machthaber Abdel-Fattah al-Burhan und seinem einstigen Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, der die RSF kommandiert. Die Miliz ist aus arabischen Reitermilizen hervorgegangen, denen – damals gemeinsam mit der sudanesischen Armee – ein Genozid an der ethnisch-afrikanischen Bevölkerung in Darfur mit bis zu 300.000 Toten vorgeworfen wird.
Die Armee konnte inzwischen die Hauptstadt Khartum zurückerobern, während die RSF ihre Kontrolle über die Region Darfur an der Grenze zum Tschad verfestigt haben. Beobachter befürchten eine langfristige Spaltung des Landes.
Es gibt keine verlässlichen Opferzahlen, aber gemäß einer Schätzung der USA könnten bis zu 150.000 Menschen gestorben sein. Die UN bezeichnen die Situation im Land als die schlimmste humanitäre Krise der Welt. Über zwölf Millionen Menschen sind auf der Flucht. Etwa 26 Millionen Menschen, also die Hälfte der Bevölkerung, leiden unter Hunger.








