Lobbyisten der Fossil-Industrie auf der Weltklimakonferenz – das scheint nicht zusammenzupassen, ist aber Realität. Das finden nicht alle ganz normal.
Fast 1.800 Öl-, Gas- und Kohle-Lobbyisten auf UN-Klimagipfel
Die Weltklimakonferenz berät über die Eindämmung der Erderwärmung – doch nach einer Datenanalyse sind mindestens 1.773 Lobbyisten der Öl-, Gas und Kohleindustrie ganz offiziell beim UN-Treffen in Aserbaidschan akkreditiert. Das gab die Koalition «Kick Big Polluters Out» in Baku bekannt, die unter anderem von den Organisationen Transparency International, Global Witness, Greenpeace und dem Climate Action Network getragen wird. Ausgewertet wurden öffentlich zugängliche Daten des UN-Klimasekretariats UNFCCC.
Der Analyse zufolge haben die Lobbyisten mehr Zugangspässe erhalten als alle Delegationen der zehn durch die Erderwärmung verwundbarsten Staaten. Nnimmo Bassey von Kick Big Polluters Out sagte: «Der Einfluss der Lobby für fossile Brennstoffe auf die Klimaverhandlungen ist wie eine giftige Schlange, die sich um die Zukunft unseres Planeten windet.» Es gelte, ihre «Täuschungen aufzudecken» und entschlossen gegenzusteuern, um ihren Einfluss zu beseitigen.
Die Verbrennung von Öl, Gas und Kohle setzt das klimaschädliche Treibhausgas Kohlendioxid frei, das den Planeten gefährlich aufheizt. Auf der letztjährigen Klimakonferenz in Dubai haben sich alle 200 Staaten auf eine Abkehr von diesen fossilen Brennstoffen geeinigt.
Lobbyisten teils scheinbar inkognito bei Konferenzen
In Dubai waren laut der damaligen Analyse sogar mehr als 2.450 Fossil-Lobbyisten akkreditiert – ein Rekord. Davor waren es in Ägypten 636. Eine mögliche Erklärung könnte auch die schwankende Gesamtzahl der Teilnehmer sein: In diesem Jahr liegt sie in Baku mit gut 52.000 deutlich unter der von Dubai mit rund 97.000 Teilnehmern.
Dank des anhaltenden Drucks der Zivilgesellschaft waren in Dubai erstmals alle Teilnehmer von der UN dazu verpflichtet, offenzulegen, wen sie vertreten. Dadurch wurden den Aktivisten zufolge viele Lobbyisten «entlarvt», die wahrscheinlich inkognito als Teil von Delegationen oder Wirtschaftsverbänden an früheren Konferenzen teilgenommen hätten.
Die jährliche UN-Klimakonferenz, die zwei Wochen dauert, soll wie geplant am 22. November enden.