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Spekulationen um den Friedensnobelpreis 2021

Das norwegische Nobelkomitee wird bald entscheiden, wer die prestigeträchtige Auszeichnung in diesem Jahr erhält. Die Favoritenliste ist breit gefächert.

Wer erhält in diesem Jahr den Friedensnobelpreis?
Foto: Fernando Vergara/AP/dpa

Nachdem im letzten Jahr die inhaftierte Iranerin Narges Mohammadi ausgezeichnet wurde, wird heute bekannt gegeben, wer als nächstes den Friedensnobelpreis erhalten wird. Das norwegische Nobelkomitee wird um 11.00 Uhr in Oslo verkünden, welcher Person es die prestigeträchtige Auszeichnung in diesem Jahr verleiht.

Diesmal wurden insgesamt 286 Kandidatinnen und Kandidaten nominiert, darunter 197 Persönlichkeiten und 89 Organisationen. Im Vergleich zu den Vorjahren ist das Kandidatenfeld deutlich kleiner geworden. Die Identität der Nominierten wird von den Nobel-Institutionen traditionell 50 Jahre lang geheim gehalten. Dies führt jedes Jahr zu Spekulationen darüber, wen das Nobelkomitee am Ende auswählen wird.

In einer Zeit des Nahostkonflikts, des Ukraine-Krieges und zahlreicher anderer Konflikte weltweit hat sich dieses Mal kein klarer Favorit im Voraus abgezeichnet. Im Wettbüro waren zuletzt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der chinesisch-uigurische Regierungskritiker Ilham Tohti und die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja an der Spitze. Dahinter folgen die Länder Irland, Norwegen und Spanien für ihre koordinierte Anerkennung eines palästinensischen Staates. Diese Länder unternahmen diesen Schritt jedoch erst im Frühsommer, während die Nominierungsfrist für den Nobelpreis bereits am 31. Januar abgelaufen war.

Internationale Organisationen unter Favoriten 

Henrik Urdal, Direktor des Osloer Friedensforschungsinstituts Prio, bevorzugt hauptsächlich internationale Institutionen, wie das Büro für demokratische Institutionen und Menschenrechte (BDIMR) der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und den Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag.

Der Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri, Dan Smith, könnte sich vorstellen, dass das Komitee angesichts der aktuellen Weltlage auf die Vergabe des diesjährigen Preises verzichten könnte. Dies ist bereits 19 Mal in der Geschichte des Friedensnobelpreises vorgekommen, zuletzt jedoch vor mehr als 50 Jahren.

Im vergangenen Jahr war die Auszeichnung an die Frauenrechtsaktivistin Mohammadi gegangen, die in ihrer iranischen Heimat seit längerem im Gefängnis sitzt. Sie wurde damit «für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen im Iran und ihren Kampf für die Förderung der Menschenrechte und der Freiheit für alle» geehrt.

30 Jahre nach Nobelpreis für führende Palästinenser und Israelis

Seit 1901 wurden bisher 111 Einzelpersonen und 27 verschiedene Organisationen mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, wobei das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR zweimal und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) sogar dreimal geehrt wurden.

In der Regel wird der Friedenspreis einer einzelnen Persönlichkeit oder Organisation verliehen, manchmal wird er jedoch auch von zwei Preisträgern geteilt. Nur dreimal wurde die Auszeichnung unter drei Auserwählten aufgeteilt, darunter bei der Ehrung des damaligen Palästinenserführers Jassir Arafat und der damaligen israelischen Spitzenpolitiker Schimon Peres und Izchak Rabin vor 30 Jahren für ihre Bemühungen um eine Lösung des – derzeit wieder eskalierten – Nahostkonflikts.

Bereits in dieser Woche wurden die diesjährigen Nobelpreisträger in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie und Literatur bekannt gegeben. Die Auszeichnung in Wirtschaftswissenschaften wird am Montag als Abschluss verliehen. Alle diese Nobelpreise werden traditionell in Stockholm vergeben, nur der Friedensnobelpreis wird in Oslo überreicht.

Die Auszeichnungen werden am 10. Dezember überreicht, dem Todestag des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896). Jede Kategorie ist mit einem Preisgeld in Höhe von elf Millionen schwedischen Kronen (knapp 970.000 Euro) dotiert.

dpa