Ein von Washington und Moskau ausgearbeiteter Friedensplan für die Ukraine wird seit Tagen diskutiert. Kiews Parlamentspräsident lehnt jedoch mehrere Punkte rundweg ab und zieht «rote Linien».
Friedensplan: Ukraine schließt Kompromiss in drei Fragen aus

Vor dem Hintergrund von Gesprächen zu einem Friedensplan hat der ukrainische Parlamentspräsident, Ruslan Stefantschuk, erneut «rote Linien» gezogen und Kompromisse in mehreren Fragen ausgeschlossen. «Keine Anerkennung der russischen Besetzung ukrainischer Gebiete. Keine Beschränkung der Verteidigungskräfte der Ukraine. Kein Veto zum Recht der Ukraine zukünftige Bündnisse zu wählen», sagte der Parlamentschef bei einem Auftritt in Stockholm im Rahmen der sogenannten Krim-Plattform. Zwar unterstrich er die ukrainische Bereitschaft zu «inhaltsreichen Verhandlungen für ein Ende des Krieges». Doch seien Zugeständnisse in Fragen der Sprache, der Religion und der «nationalen Identität» ebenso nicht möglich.
Den Worten Stefantschuks nach habe ein «realer Friedensprozess» auf einem sehr klaren Prinzip zu beruhen: «Nichts über die Ukraine ohne die Ukraine, nichts über Europa ohne Europa.» Ein «realer Friedensplan» sehe dabei eine Stärkung der ukrainischen und der europäischen Rüstungsindustrie und eine stärkere Flugabwehr für den Schutz der ukrainischen Infrastruktur vor. Er forderte Sicherheitsgarantien für sein Land und stärkere Sanktionen gegen Russland. Zu den Sicherheitsgarantien gehören dem Parlamentspräsidenten nach auch ein Beitritt der Ukraine zur Europäischen Union und der westlichen Militärallianz Nato.
Russische Milliarden als Wiedergutmachung
Dazu erwartet Kiew weiter den Zugriff auf in Europa eingefrorene russische Vermögenswerte im Wert von mehreren Hundert Milliarden Euro. «Denn das ist der Preis, der Preis für die Aggression, der Preis für die Toten, der Preis für die Zerstörungen», betonte Stefantschuk
Ein in mehreren Medien veröffentlichter Friedensplan sah in der vergangenen Woche in seiner ursprünglichen Form eine Anerkennung der faktischen russischen Kontrolle über große Teile der Ost- und Südukraine vor. Darüber hinaus sollte die ukrainische Armeestärke gemäß dem Plan begrenzt werden. Die genannte Ziffer von 600.000 Soldaten übersteigt den Vorkriegswert um mehrere Hunderttausend, und das finanziell angeschlagene Land kann ein stehendes Heer dieser Größe nicht selbst finanzieren. Ein NATO-Beitritt des osteuropäischen Landes wurde zwar in dem Entwurf ausgeschlossen, aber gleichzeitig wurde ein EU-Beitritt in Aussicht gestellt. Laut US-Angaben wurden bei Verhandlungen in Genf am Sonntag der Großteil der ukrainischen Bedenken ausgeräumt.
Seit über dreieinhalb Jahren kämpft die Ukraine mit Unterstützung des Westens gegen eine russische Invasion.








