Venezuela: Konflikt eskaliert weiter. Washington beschlagnahmt Tanker, Maduro bleibt stark im Amt trotz Unterdrückung und Proteste.
USA beschlagnahmt venezolanischen Öltanker,Neue Eskalation im Konflikt zwischen Venezuela und den USA. Die USA begründeten den Einsatz mit illegalen Öltransporten und Terrorunterstützung.

Nachdem ein venezolanischer Öltanker von US-Soldaten gestürmt wurde, hat sich der Konflikt zwischen Venezuela und den USA weiter verschärft. Die heimliche Ausreise der neuen Friedensnobelpreisträgerin und Oppositionsführerin María Corina Machado sorgt international für Aufsehen. Sie wurde kurz vor der Beschlagnahme des Tankers in Abwesenheit ausgezeichnet.
Die Übernahme des Tankers ist Teil einer Serie militärischer Aktionen der USA in der Region: In den letzten Monaten hat das US-Militär wiederholt Schnellboote in der Karibik versenkt, die angeblich mit Drogen beladen waren. Darüber hinaus hat die USA dort eine starke Streitmacht aus Kriegsschiffen, Kampfflugzeugen und Soldaten zusammengezogen. Die Regierung in Caracas beschuldigt Washington, einen Regierungswechsel erzwingen zu wollen, um Zugang zu den reichen Ölreserven des südamerikanischen Landes zu erhalten.
Es gibt fünf wichtige Informationen über Venezuela, die man kennen sollte:
Autoritäre Staatsführung
Seit 2013 wird Venezuela von dem autoritären Linkspolitiker Nicolás Maduro regiert. Nach seiner von Betrugsvorwürfen überschatteten Wiederwahl im vergangenen Jahr ließ er sich für eine weitere Amtszeit bis 2031 als Präsident vereidigen. Internationale Organisationen und Menschenrechtler werfen Maduros Regierung die Unterdrückung von politisch Andersdenkenden, willkürliche Festnahmen von Regierungsgegnern, Folter und Gewalt vor. Trotz teilweiser massiver Proteste gegen seine Regierung sitzt Maduro fest im Sattel – vor allem, weil ihm das Militär die Treue hält.
Der venezolanischen Oppositionsführerin María Corina Machado wurde in diesem Jahr der Friedensnobelpreis für «ihren Kampf für einen gerechten und friedlichen Übergang von Diktatur zur Demokratie» zuerkannt. Sie traf jedoch erst Stunden nach der offiziellen Preisverleihung und einer geheimen Ausreise in Oslo ein.
Da sie unter anderem wegen Vaterlandsverrats untersucht wird, hat sie sich seit mehr als einem Jahr im Untergrund versteckt gehalten. Die Staatsanwaltschaft hatte angekündigt, Machado als flüchtig zu betrachten, falls sie das Land verlassen sollte. Wenn sie nach Venezuela zurückkehren möchte, drohen ihr ernste Konsequenzen wie eine Festnahme oder ein Einreiseverbot.
Größte Ölreserven der Welt
Das südamerikanische Land hat schätzungsweise 303 Milliarden Barrel (je 159 Liter) Ölreserven, die größten der Welt. Es handelt sich hauptsächlich um Schweröl, das nur mit spezieller Technik gefördert und raffiniert werden kann. Obwohl die Reserven enorm sind, ist die Ölproduktion derzeit mit rund einer Million Barrel pro Tag relativ niedrig – vor 20 Jahren wurden noch fast drei Millionen Barrel Öl pro Tag in Venezuela gefördert. Sanktionen, Missmanagement bei der staatlichen Energiegesellschaft PDVSA und Korruption sind dafür verantwortlich. Seit diesem Jahr fördert auch der US-Ölriese Chevron wieder in Venezuela.
Die Erstürmung des Tankers durch US-Soldaten markiert eine neue Eskalationsstufe im Konflikt. Washington begründete den Einsatz damit, dass das Schiff Teil eines illegalen Netzwerks zum Öltransport gewesen sei, mit dem ausländische Terrororganisationen unterstützt werden sollten. Caracas sprach von einem «Akt internationaler Piraterie» der USA.
US-Präsident Donald Trump sprach vom größten jemals beschlagnahmten Tanker und kündigte weitere Schritte an. Bei der spektakulären Operation seilten sich Soldaten von einem Hubschrauber auf das Deck ab und übernahmen das Schiff. Wohin es unterwegs war, war angesichts widersprüchlicher US-Angaben zunächst unklar.
Bittere Armut
Trotz des Vorhandenseins von reichen Bodenschätzen wie Erdöl, Gold und seltenen Erden herrscht in Venezuela große Armut. Laut einem Bericht der Venezolanischen Beobachtungsstelle für Finanzen (OVF) leben 86 Prozent der Haushalte in dem südamerikanischen Land unterhalb der Armutsgrenze. Das durchschnittliche Haushaltseinkommen beträgt 231 US-Dollar pro Monat, während der Lebensmittelwarenkorb für eine Familie bei 391 Dollar liegt. Viele Familien sind auf Geldüberweisungen von Verwandten im Ausland angewiesen, um über die Runden zu kommen.
Flüchtlingskrise
Die massive Wirtschaftskrise, staatliche Unterdrückung und Gewalt haben zu einer großen Auswanderungswelle aus Venezuela geführt. Auch viele gut ausgebildete Arbeitskräfte haben das Land bereits verlassen. Laut den Vereinten Nationen haben mittlerweile 7,9 Millionen Venezolaner ihre Heimat verlassen – das entspricht etwa einem Viertel der Gesamtbevölkerung. Die meisten von ihnen leben in den lateinamerikanischen Nachbarländern, aber auch in den USA oder Europa versuchen viele ihr Glück. In diesem Jahr stammten die meisten Asylbewerber in der EU erstmals aus Venezuela.
USA-Gegner als Verbündete
Maduro geriert sich als unbeugsamer Rebell im Hinterhof der Vereinigten Staaten, der der US-Regierung unerschrocken die Stirn bietet. Immer wieder wettert er gegen den «Imperialismus» der «Yankees» und zeichnet ein Bild von Venezuela als sozialistischem Vorzeigestaat. Unterstützt wird er von den linken Regierungen in Kuba und Nicaragua. Kubanische Geheimdienstagenten sollen beispielsweise dabei helfen, die einfachen Soldaten auf Linie zu halten. Auch Russland, China und der Iran gehören zu Venezuelas Verbündeten.








