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Gaza-Deal laut Trump sehr nah – UN warnen vor Hungersnot

Ob die Hamas einem US-Plan für eine Feuerpause zustimmen wird, ist unklar. Derweil stemmt sich Israel gegen Bestrebungen für einen Palästinenserstaat – anscheinend auch mit ungewöhnlichen Mitteln.

Vorerst setzt Israels Armee ihre Angriffe in Gaza fort. (Archivbild)
Foto: Jehad Alshrafi/AP/dpa

US-Präsident Donald Trump schürt Hoffnungen auf eine baldige Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen. Die Kriegsparteien seien sehr nah an einer Einigung, sagte Trump am Freitag im Weißen Haus vor Journalisten. Es gebe eine Chance. «Wir werden es Sie im Laufe des Tages oder vielleicht morgen wissen lassen», fügte er hinzu. Während Israel nach Angaben des Weißen Hauses einen US-Vorschlag für eine zeitlich begrenzte Waffenruhe angenommen hat, prüft die Hamas den Plan nach eigenen Angaben noch. Ob sie ihm am Ende ebenfalls zustimmt, ist ungewiss.

Die Hamas sei von dem Vorschlag enttäuscht, da er Israel weiterhin die Möglichkeit einräume, die Kämpfe nach Ablauf der Feuerpause wieder aufzunehmen, berichtete die «Times of Israel» unter Berufung auf mit den Verhandlungen vertraute Quellen. Die Terrororganisation kritisiere zudem, dass der US-Plan keine klaren Angaben zum Rückzug der israelischen Armee enthalte, zitierte das «Wall Street Journal» namentlich nicht genannte Hamas-Vertreter. Andererseits wolle keine der beiden Seiten für das Scheitern der jüngsten Friedensbemühungen verantwortlich gemacht werden, berichtete die BBC.

UN-Organisation warnt vor Hungersnot 

Derweil warnen die Vereinten Nationen weiterhin vor einer Hungersnot im Gazastreifen. «Gaza ist das hungrigste Gebiet der Welt», sagte der Sprecher des UN-Nothilfebüros in Genf, Jens Laerke. Es sei das einzige klar definierte Gebiet der Erde, in dem ausnahmslos alle Bewohner von einer Hungersnot bedroht seien. Die UN hielten Zehntausende Paletten mit Nahrungsmitteln vor den Grenzen des Gazastreifens bereit, dürften dies aber nicht verteilen. «Die Besatzungsmacht blockiert absichtlich Hilfe für den Gazastreifen», sagte er. 

Israels Regierung hatte seit März alle Hilfslieferungen in das abgeriegelte Küstengebiet blockieren lassen. Damit sollte nach ihren Angaben der Druck auf die Hamas erhöht werden, damit sie die letzten beim Terrorüberfall in Israel am 7. Oktober 2023 entführten Geiseln freilässt. Vor zehn Tagen wurde die Blockade gelockert, aber nur etwas. Es sei «wie eine tropfenweise Ernährung in einer Region mit katastrophalem Hunger», sagte Laerke. Er sprach von einer organisatorischen «Zwangsjacke». 

Waffenruhe und Befreiung von Geiseln

Laut israelischen Medienberichten plant der US-Sondergesandte Steve Witkoff eine 60-tägige Waffenruhe. Berichten zufolge sollen innerhalb einer Woche in zwei Schritten zehn Geiseln freigelassen und die Leichen von 18 Entführten übergeben werden. Im Gegenzug sollen 125 verurteilte Palästinenser freigelassen werden, die zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt wurden, sowie 1.111 Bewohner des Gazastreifens, die nach dem Terrorüberfall am 7. Oktober 2023 festgenommen wurden.

Den Berichten zufolge sollen während der zweimonatigen Waffenruhe Gespräche über ein Ende des Gaza-Kriegs geführt werden. Im Falle einer Einigung zwischen Israel und der Hamas sollten die restlichen Geiseln und die sterblichen Überreste der übrigen Verschleppten übergeben werden. Die Hamas hatte eine zeitlich befristete Waffenruhe zuletzt abgelehnt und den Abzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen und ein Ende des Kriegs gefordert.

Berichte: Israel blockiert Diplomaten-Besuch im Westjordanland

Unterdessen ist in unbestätigten Medienberichten aus den USA und Israel von einem geplanten Besuch des saudi-arabischen Außenministers mit dessen Kollegen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Ägypten, Jordanien, Katar und der Türkei im besetzten Westjordanland die Rede, den Israel jedoch blockiere. Die Palästinensische Autonomiebehörde im Westjordanland habe den für Sonntag geplanten Besuch dazu nutzen wollen, die internationale Anerkennung eines noch zu schaffenden palästinensischen Staates voranzutreiben, zitierte die «Times of Israel» einen ranghohen israelischen Beamten. 

«Ein solcher Staat würde mit Sicherheit zu einem Terrorstaat im Herzen Israels werden», zitierte die israelische Nachrichtenseite «Ynet» einen namentlich ungenannten Diplomaten. Da Israel die Grenzen des Westjordanlands kontrolliert, hätte die Delegation unter Leitung des saudischen Außenministers die Genehmigung der israelischen Regierung benötigt. Die «höchst ungewöhnliche Entscheidung», diesen Besuch zu blockieren, dürfte die Spannungen zwischen Israels Regierung und den arabischen Nachbarländern weiter verschärfen, befand die US-Nachrichtenseite «Axios».

Konferenz zu Zweistaatenlösung geplant

Saudi-Arabien und Frankreich planen Mitte Juni eine internationale Konferenz am Sitz der Vereinten Nationen in New York, um die Zweistaatenlösung voranzutreiben – die Errichtung eines unabhängigen palästinensischen Staates, der friedlich Seite an Seite mit Israel existiert. Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte kürzlich in einem Interview angedeutet, dass sein Land einen solchen Palästinenserstaat bei der Konferenz anerkennen könnte. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu lehnt jedoch eine Zweistaatenlösung genauso ab wie die radikalen Islamisten der Hamas, die die Vernichtung des jüdischen Staates anstreben.

Israel bombardiert Ziele in Syrien

Die israelische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben erneut Waffenlager in Syrien angegriffen. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London wurden Kasernen in der Region Latakia getroffen. Es gibt bisher keine Informationen über Tote oder Verletzte. Dies war Israels erster Luftangriff in Syrien seit Anfang Mai.

Zwischen Dezember 2024, als Rebellen den syrischen Langzeitmachthaber Baschar al-Assad gestürzt hatten, und Anfang Mai flog Israel Dutzende Angriffe. Die Armee wollte durch die Bombardierung von Waffenlagern verhindern, dass die Bestände in die Hände von Dschihadisten und anderen Israel-feindlichen Kräften geraten, wie sie selbst erklärte.

dpa