Das Abkommen sieht den Austausch von 33 Geiseln gegen 1.904 palästinensische Häftlinge vor. Weitere Geiseln sollen folgen, darunter zwei Deutsch-Israelis.
Israelische Geiseln im Gazastreifen freigelassen,110 Palästinenser freikommen

Nach beinahe 16 Monaten in der Gefangenschaft islamistischer Terroristen im Gazastreifen sollen heute drei weitere Israelis freigelassen werden. Unter ihnen befinden sich gemäß dem Forum der Geiselfamilien auch zwei Deutsch-Israelis. Als Gegenleistung sollen 110 palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen entlassen werden. Zusätzlich sollen die Islamisten fünf Thailänder, die in Israel entführt wurden, übergeben.
Das Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen, das am 19. Januar in Kraft trat, sieht vor, dass innerhalb von sechs Wochen 33 Geiseln im Austausch für 1.904 palästinensische Häftlinge freigelassen werden. Drei Zivilistinnen und vier Soldatinnen wurden bereits im Rahmen der Vereinbarung freigelassen. Weitere Geiseln sollen am Samstag freigelassen werden. Laut der Hamas sind acht der 33 Geiseln tot.
Noch 90 Geiseln im Gazastreifen
Am Mittwoch hat die islamistische Terrororganisation Hamas wie vereinbart eine Liste mit den Namen der drei Geiseln übergeben, die heute freigelassen werden sollen. Auf der Liste standen die Namen der beiden Deutsch-Israelis Arbel Yehud (29) und Gadi Moses (80) sowie der Name der 20-jährigen Soldatin Agam Berger. Im Gazastreifen befinden sich insgesamt noch 90 Geiseln, darunter zehn Ausländer: acht Thailänder sowie ein Nepalese und ein Tansanier.
Gadi Moses wird als erster Mann freigelassen, im Rahmen der aktuellen Waffenruhe. Yehud und Moses wurden am 7. Oktober 2023 während des verheerenden Massakers der Hamas und anderer Extremisten im Gazastreifen aus ihren Häusern im Kibbuz Nir Oz entführt. Yehud, eine Zivilistin, wurde zusammen mit ihrem Freund entführt. Ihr Bruder, der ebenfalls in der Nähe des Gazastreifens wohnte, wurde während des Terrorangriffs getötet.
Laut «Times of Israel» wird davon ausgegangen, dass die Geiseln heute nicht alle zur gleichen Zeit und am selben Ort freigelassen werden, da Yehud und Moses von der Hamas festgehalten wurden, während Berger sich in der Gewalt der Terrororganisation Palästinensischer Islamischer Dschihad befand.
110 palästinensische Häftlinge sollen entlassen werden
Von den 110 palästinensischen Häftlingen, die freigelassen werden sollen, sollen mehr als 30 zu lebenslanger Haft verurteilt worden sein. Laut israelischen Medienberichten gehört dazu auch Sakaria Subeidi, der während der zweiten Intifada ab 2000 Kommandeur des militärischen Arms der Fatah-Bewegung in Dschenin im nördlichen Westjordanland war. Einige der Häftlinge sind auch Minderjährige.
Keine palästinensischen Häftlinge werden für die fünf thailändischen Geiseln freigelassen. Israelische Medien berichteten, dass sie im Rahmen einer Vereinbarung zwischen der Hamas und Thailand freikommen würden. Gleichzeitig gab das Medienbüro der Hamas die Rückkehr von 500.000 Palästinensern bekannt, die während des Krieges aus dem Norden des Gazastreifens vertrieben wurden.
Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen haben bei ihrem Angriff auf Israel, bei dem etwa 1.200 Menschen getötet wurden, über 250 Israelis als Geiseln in den Gazastreifen gebracht. Dieser Angriff war der Auslöser für den Krieg in dem abgeriegelten Küstengebiet, wo seitdem laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 47.100 Menschen getötet wurden. Dabei wird nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern unterschieden.
Arbeitsverbot für UNRWA soll beginnen
Heute werden voraussichtlich in Israel zwei Gesetze in Kraft treten, die die Arbeit des palästinensischen UN-Hilfswerks UNRWA verbieten. Die Organisation wird daran gehindert, eine Vertretung auf israelischem Territorium zu betreiben und Dienstleistungen anzubieten. Auch dürfen israelische Behörden keinen Kontakt mehr mit der UNRWA oder deren Repräsentanten haben. Des Weiteren sollen Mitarbeiter des Hilfswerks Privilegien wie Immunität und Steuerbefreiungen verlieren.
Israel behauptet, dass die Organisation von der Hamas infiltriert wurde. Laut israelischen Angaben waren mehrere Mitarbeiter der Terrororganisation am Massaker vom 7. Oktober 2023 beteiligt. Ein Sprecher im Büro des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sagte, dass Geiseln in UNRWA-Einrichtungen versteckt wurden. Berichten zufolge sollen 1.500 Angestellte der Organisation auch Mitglieder der Hamas sein.
UN-Generalsekretär António Guterres sieht hingegen keine Alternative für die Arbeit des Hilfswerks. Die Vereinten Nationen (UN) fürchten verheerende Folgen für Millionen palästinensischer Flüchtlinge im Gazastreifen und im Westjordanland. «UNRWA wird sein Mandat weiter erfüllen, bis es physisch dazu nicht mehr in der Lage ist», sagte Guterres‘ Sprecher, Stéphane Dujarric.
Tote nach Angriff im Westjordanland
Laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium in Ramallah kamen bei einem israelischen Luftangriff im Norden des Westjordanlands am Abend mindestens zehn Menschen ums Leben. Die israelische Armee gab bekannt, dass sie mit einem Fluggerät eine Gruppe Bewaffneter in der Gegend der Stadt Tamun angegriffen habe. Einzelheiten dazu wurden zunächst nicht genannt. Nach palästinensischen Berichten feuerte eine israelische Drohne drei Raketen auf ein Haus.
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz kündigte an, Israels Armee werde auch nach Ende ihres Militäreinsatzes in der palästinensischen Stadt Dschenin im Norden des Westjordanlands bleiben. Das Militär solle sicherstellen, «dass der Terror nicht zurückkommt», sagte er. Die israelische Armee hatte vor mehr als einer Woche einen neuen größeren Militäreinsatz in dem Ort gestartet. Dabei wurden nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums im Großraum Dschenin 16 Menschen getötet.
Trump drängt Unis zu härterem Vorgehen gegen Antisemitismus
Präsident Donald Trump drängt Hochschulen in den USA dazu, entschlossener gegen Antisemitismus vorzugehen. Ein von ihm unterzeichneter Erlass fordert sie auf, enger mit Bundesbehörden zusammenzuarbeiten und mögliche Verstöße zu melden. In bestimmten Fällen könnten Ermittlungen eingeleitet werden, die im Extremfall zur Ausweisung ausländischer Studierender oder Fakultätsmitglieder führen. Das Dekret bezieht sich ausdrücklich auf die Angriffe der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 sowie auf die darauf folgende Zunahme antisemitischer Vorfälle in den USA, insbesondere an Hochschulen.