Kerzen, Schweigen, Applaus und Buh-Rufe: Am Strand in Sydney trauern Tausende um die Opfer des Anschlags. Was die jüdische Gemeinde und Australiens Politik jetzt fordern.
Gedenken am Bondi Beach – Forderung nach Aufklärung

Tausende von Menschen gedachten am Bondi Beach der 15 Todesopfer des Terroranschlags auf ein jüdisches Fest vor einer Woche. Die abendliche Veranstaltung der jüdischen Gemeinde in New South Wales begann mit einer Schweigeminute. Als Premierminister Anthony Albanese begrüßt wurde, mischten sich unter den Beifall auch wütende Buh-Rufe.
Die Regierung Australiens wurde von Vertretern der jüdischen Gemeinde und der Opposition beschuldigt, nicht genug für den Schutz der Juden im Land getan zu haben, angesichts des zunehmenden Antisemitismus. Als Reaktion auf den Anschlag kündigte der Regierungschef am Sonntag an, die Arbeit der Geheimdienste und Strafverfolgungsbehörden zu überprüfen.
Landesweite Gedenkveranstaltungen
In Australien fanden landesweit Mahnwachen für die Opfer des Anschlags statt, wie der lokale Sender ABC berichtete. Die Bevölkerung wurde um 18:47 Uhr (10:47 MEZ) – dem Zeitpunkt, als die ersten Schüsse am Bondi Beach fielen – dazu aufgerufen, eine Kerze für die Opfer anzuzünden und eine Gedenkminute einzulegen. Sonntag war der letzte Tag des jüdischen Lichterfests Chanukka. Die Flaggen in Australien wehten auf halbmast.
Zwei Attentäter – ein Vater und sein Sohn – haben vor einer Woche während des jüdischen Festes auf eine feiernde Menge geschossen. Der Vater wurde von der Polizei getötet, der Sohn mit lebensgefährlichen Schusswunden ins Krankenhaus gebracht. Die australischen Behörden bezeichneten dies als antisemitischen Terrorakt und vermuten, dass die Täter von der Ideologie des Islamischen Staates (IS) beeinflusst wurden.
Das jüngste Opfer war ein zehnjähriges Mädchen. Der Älteste war der 87 Jahre alte Holocaust-Überlebende Alex Kleytman. Nach Angaben der lokalen Gesundheitsbehörden lagen bis Abend (Ortszeit) noch immer 13 Personen, die bei dem Anschlag verletzt wurden, im Krankenhaus.
Forderung nach Untersuchungskommission
Für die Veranstaltung am Sonntag am Bondi Beach, bei der unter anderem Politiker und Vertreter jüdischer Organisationen Reden hielten, patrouillierten den Berichten zufolge bewaffnete Sicherheitskräfte am Strand. Der Vorsitzende des Deputiertenausschusses der jüdischen Gemeinschaft von New South Wales, David Ossip, äußerte die Unterstützung für Pläne der Regierung, eine Expertenkommission zur Untersuchung des Attentats einzusetzen. Eine solche Kommission sei nötig, «um dahinterzukommen, wie sich diese Katastrophe zugetragen hat».
Israels Präsident mit mahnenden Worten
Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog hat zu einem globalen Kampf gegen Antisemitismus aufgerufen. «Der weltweite Anstieg des Judenhasses ist ein globaler Notstand», sagte Herzog bei einer Gedenkveranstaltung in Jerusalem für die 15 Todesopfer in Australien. Während der Veranstaltung wurde eine Live-Schalte zur Versammlung in Sydney geschaltet. «Ich möchte den Juden Australiens sagen: Das Volk Israel steht an eurer Seite», sagte Herzog.
Der Regierungschef Australiens gab nach dem Anschlag zu, dass es Versäumnisse im Kampf gegen Antisemitismus gab. Er kündigte auch schärfere Gesetze gegen Hassprediger und Hetze an. Darüber hinaus soll die Anzahl der Schusswaffen im Land durch Rückkäufe drastisch reduziert werden.
Albenese erklärte nun, es solle geprüft werden, ob die Sicherheitsbehörden über angemessene Befugnisse, Strukturen und Verfahren zum Schutz der Bevölkerung verfügen. Der von der Terrororganisation IS inspirierte Anschlag verdeutliche «die sich rasch verändernde Sicherheitslage» in Australien. Die Überprüfung soll demnach im April abgeschlossen und veröffentlicht werden.








