Historischer Moment im Bundestag: Die SPD-Abgeordnete Heike Heubach richtet sich als erste Abgeordnete mit Gebärdensprache an das Parlament. Eines ist ihr im Anschluss besonders wichtig.
Gehörlose Abgeordnete gebärdet erste Rede im Bundestag
Die Abgeordnete Heike Heubach hat erstmals in der Geschichte des Bundestags eine Rede in Gebärdensprache gehalten. Der Bundestag solle ein Spiegelbild der Gesellschaft sein, gebärdete die SPD-Politikerin aus Bayern nach ihrer Rede vor Journalisten. Daher sei es «höchste Zeit» gewesen, dass ein gehörloser Mensch eine Rede halte.
«Die Fraktionen dürfen und sollen noch vielfältiger werden.» Ihre Rede sei dabei ein erster Schritt gewesen. Gleichzeitig betonte Heubach, sie vertrete nicht nur Menschen mit Behinderung. Die Botschaft sei: «Wenn ich was schaffen will, dann kann ich das auch schaffen» – und diese Botschaft richte sich an alle Menschen, fügte Heubach hinzu.
Stiller Applaus aller Fraktionen
Heubach ist im November 2019 der SPD beigetreten. Bei der Bundestagswahl 2021 war sie Kandidatin im Wahlkreis Augsburg-Land und verfehlte knapp den Einzug ins Parlament. Im März übernahm Heubach dann den Platz des SPD-Politikers Uli Grötsch, der zum Polizeibeauftragten des Bundes gewählt wurde.
«Das ist schon ein ganz besonderer Moment», sagte Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoğuz (SPD) vor der Rede Haubachs. «Denn an dieser Stelle zeigen wir, dass wir unsere Gesellschaft noch ein Stück besser repräsentieren können im Deutschen Bundestag.»
Zu Beginn der Rede applaudierten die Abgeordneten aller Fraktionen still – anstatt zu klatschen, hoben sie ihre Hände hoch und winkten, was die Geste für Applaus ist. Die Rede wurde simultan in gesprochene Sprache übersetzt, mit Hilfe von zwei Dolmetscherinnen.
Heubach verteidigt geplante Änderungen im Baugesetz
In ihrer vierminütigen Rede äußerte sich die erste gehörlose Abgeordnete in der Geschichte des Parlaments zur geplanten Novellierung des Baugesetzbuches. Der Gesetzentwurf sieht vor, den Kommunen mehr Spielraum bei der Bauplanung zu geben und gleichzeitig die Bürokratie zu reduzieren. Dadurch soll auch mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden.
In der ersten Lesung des Entwurfs argumentierte Heubach, das neue Baugesetz stärke die Entwicklung von Städten gegen die Folgen des Klimawandels. «Am teuersten wird es dann, wenn wir nichts tun», betonte die SPD-Politikerin.