Die drohenden Streiks an kommunalen Krankenhäusern sind vorerst abgewendet. Gewerkschaft und Arbeitgeber konnten sich auf ein Paket einigen. Doch wird es auch akzeptiert?
Geplante Streiks an kommunalen Kliniken zunächst abgesagt
An den kommunalen Krankenhäusern in Deutschland wird in dieser Woche doch nicht gestreikt. Der Ausstand werde vorerst ausgesetzt, teilte die Ärztegewerkschaft Marburger Bund mit. Es habe erneute Gespräche mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber (VKA) gegeben, bei denen man sich auf ein Paket verständigt habe. Dieses werde nun den Mitgliedern zur Urabstimmung vorgelegt.
Nachdem es in der Tarifrunde zunächst zu keiner Einigung gekommen war, rief der Marburger Bund die Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Kliniken bundesweit von Mittwoch bis Freitag zum Streik auf. Während dieser Zeit sollten nicht dringende Behandlungen und Operationen ausfallen, jedoch sollten Notfälle weiterhin behandelt werden.
Bayern hätte besonders stark unter dem Streik gelitten, da dort mit rund 200 Häusern mehr als ein Drittel aller kommunalen Krankenhäuser in Deutschland liegen.
Acht Prozent Gehaltssteigerung bis Ende 2026
Das erreichte Sondierungsergebnis sieht laut Marburger Bund vor, dass die Gehälter der Ärztinnen und Ärzte rückwirkend zum 1. Juli 2024 – in direktem Anschluss an die vorherige Tarifregelung – um vier Prozent linear steigen. Am 1. August 2025 soll eine zweite Erhöhung um zwei Prozent folgen, bevor es am 1. Juni 2026 eine dritte Steigerung um weitere zwei Prozent geben soll.
«Das sind bis zum Ende der Laufzeit am 31. Dezember 2026 insgesamt acht Prozent lineare Gehaltserhöhung», bilanzierte der Marburger Bund. Andere Gehaltsbestandteile wie die Bereitschaftsdienstentgelte und der Einsatzzuschlag im Rettungsdienst erhöhten sich entsprechend. Die VKA bestätigte auf Anfrage die Ergebnisse der Einigung.
Reform bei der Schichtarbeit
Auch in Bezug auf die Reform der Regelungen zur Schichtarbeit, die von der Gewerkschaft nachdrücklich gefordert wurde, wurde ein Kompromiss erzielt. Die Gewerkschaft urteilte, dass das vorliegende Ergebnis zwar noch kein Systemwechsel sei, aber eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Status quo darstelle.
Unter anderem ist geplant, die Zulagen für Schichtarbeit und Wechselschichtarbeit zu vereinheitlichen und zu erhöhen. Ebenso sollen Regelungen, die bisher die Gewährung von Zulagen und zusätzlichem Urlaub für Schichtarbeit verhindert haben, zugunsten der Ärztinnen und Ärzte aufgehoben werden.
Laut der Gewerkschaft wird die Organisation der Urabstimmung bereits durchgeführt. Das Ergebnis wird in der zweiten Februarwoche bekannt gegeben. Marburger Bund und VKA hatten eine Erklärungsfrist bis zum 14. Februar 2025 vereinbart.
Vor dem jetzt erzielten Sondierungsergebnis hatten die kommunalen Arbeitgeber ein Gehaltsplus von 5,5 Prozent angeboten, das in mehreren Schritten bis Ende 2026 kommen sollte. Der Marburger Bund hatte dagegen 8,5 Prozent mehr Geld pro Jahr gefordert und eine Reform der Schichtarbeitsregelungen.