Die Wahl eines Papstes ist geheim, erst weißer Rauch zeigt eine Entscheidung an. In Kinofilmen stimmen nicht immer alle Details. Was passiert wirklich hinter den Kulissen?
Geschlossene Gesellschaft: Wie läuft die Papstwahl ab?

Das Konklave, die Versammlung der Kardinäle zur Wahl eines neuen Papstes, ist eines der geheimnisvollsten und traditionsreichsten Rituale der katholischen Kirche. Wenn die Purpurträger sich auf einen neuen Papst einigen konnten und weißer Rauch über der Sixtinischen Kapelle aufsteigt, warten die auf dem Petersplatz versammelten Massen und Millionen vor den Bildschirmen sehnsüchtig auf den erlösenden Satz: «Habemus papam». Ein Überblick:
Warum heißt es «Konklave»?
Das Wort kommt vom Lateinischen «cum clave», das heißt «mit Schlüssel» – sprich eingeschlossen. Die Kardinäle kommen zur Papstwahl noch heute ohne Kontakt zur Außenwelt zusammen. Sie schwören zu Beginn Geheimhaltung. Wer dagegen verstößt, riskiert die Exkommunikation – den Ausschluss aus der Kirche. Auch Ärzte, Sicherheitsleute und Reinigungskräfte, die beim Konklave im Hintergrund dabei sind, müssen einen Eid ablegen.
Das strenge Verfahren hat seinen Ursprung im 13. Jahrhundert. Erst seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts ist politische Einmischung ausdrücklich verboten. In dieser Zeit ist es Kardinälen nicht gestattet, Medien und Handys, einschließlich Internet und Kameras zu nutzen, es gibt lediglich ein Notfall-Telefon. Um Abhörversuche zu verhindern, werden Störsender eingesetzt und nach Wanzen gesucht. Im Jahr 2005 verriet eine undichte Stelle vor der offiziellen Bekanntgabe die Wahl von Joseph Ratzinger zum Papst Benedikt XVI.
Wo wird gewählt?
Die Sixtinische Kapelle nahe dem Petersdom ist das wohl schönste Wahllokal der Welt. Seit 1870, mit dem Ende des Kirchenstaats, ist der Bau aus dem 15. Jahrhundert der ständige Ort für das Konklave. Die Wände zieren unter anderem die berühmten Renaissance-Fresken Michelangelos, darunter das «Jüngste Gericht». Sonst drängen sich in der Kapelle – als Teil der Vatikanischen Museen – mehr als sieben Millionen Touristen pro Jahr. Beim Konklave sind die Fenster verhängt. Die Kapelle wird komplett umgebaut. Einfache Holzbänke weichen bequemen Stühlen und Tischen.
Wie leben die Kardinäle?
Früher waren die Kardinäle bei der Papstwahl in der Sixtinischen Kapelle und den Nebengebäuden eingeschlossen und übernachteten in spartanischen Kojen. Heutzutage speisen und schlafen sie streng abgeschottet im Gästehaus Santa Marta im Vatikan. Ihr Tag beginnt oft vor sechs Uhr morgens. Es gibt Regeln für die Mahlzeiten: Sie sollen einfach sein, um die Kardinäle nicht abzulenken, aber nahrhaft, um ihnen die nötige Energie zu liefern.
Der deutsche Kardinal Rainer Maria Woelki sagt über die Papstwahl: «Da müssen alle elektronischen Geräte, alle Handys abgegeben werden. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich beim letzten Mal mein eigenes Zimmer bezogen habe: Die Fenster waren versiegelt, die Fensterläden verschlossen. Ich hatte keine Möglichkeit, das Tageslicht zu sehen.»
Wie läuft die Wahl ab?
In der Theorie kann jeder katholische Mann, der geheim gewählt wird, gewählt werden. In der Praxis hatten seit dem Mittelalter nur Kardinäle realistische Chancen. Papst Franziskus hat viele Kardinäle aus nicht-europäischen Ländern ernannt, wie zum Beispiel aus Afrika und Asien. Dies erhöht nun die Vielfalt im Kollegium aus mehr als 60 Ländern.
Es gibt jedoch eine Altersgrenze: Nur Kardinäle, die beim Tod des Papstes unter 80 Jahre alt waren, sind wahlberechtigt. Dies sind derzeit mehr als 130. Jeder schreibt den Namen seines favorisierten Kandidaten auf einen Stimmzettel und faltet ihn zweimal. Es ist erlaubt, die eigene Handschrift zu verändern. Anschließend begeben sich die Kardinäle zur Wahlurne. Eine Zweidrittelmehrheit ist für die Wahl des Papstes erforderlich.
Feierlicher Dresscode
Während des Konklaves tragen Kardinäle eine scharlachrote Soutane. Es sind auch liturgische Gewänder wie die Mozetta, ein kurzer Umhang, ein quadratisches Birett und andere Kopfbedeckungen möglich. Der frisch gewählte Papst erhält sofort neue Gewänder, mit denen er später die Loggia des Petersdoms betritt. Sie werden vorsichtshalber in drei Größen für einen möglicherweise übergewichtigen Herrn angefertigt.
Schnell oder langsam?
Im Mittelalter hat es fast drei Jahre gedauert, bis Papst Gregor X. gewählt wurde. Im Jahr 1503 wurde Papst Julius II. bereits nach wenigen Stunden gewählt. Es wird jedoch behauptet, dass Bestechung die Abstimmung beschleunigt hat. Zuletzt hat das Konklave bis zu fünf Tage für seine Entscheidung gebraucht. Am ersten Tag gibt es nur einen Wahlgang, danach in der Regel vier pro Tag. Pausen sind möglich. Sollte nach dem 33. Wahlgang noch kein Papst feststehen, kann es zur Stichwahl der Kandidaten mit den meisten Stimmen kommen.
Wann kommt Rauch aus dem Schornstein?
Seit dem 19. Jahrhundert werden Stimmzettel und Notizen bei einem Konklave stets in gusseisernen Öfen verbrannt. Der Rauch aus einem Schornstein, mit Chemikalien gefärbt, ist ein Signal. Schwarz bedeutet: kein Ergebnis. Bei weißem Rauch ist ein neuer Papst gewählt. Nimmt er die Wahl an und nennt seinen Papstnamen, läuten die Glocken des Petersdoms. Später treten die Kardinäle und der neue Papst auf seinen mittleren Balkon. Dann heißt es «Habemus papam» (Wir haben einen Papst) und die Welt erfährt den Namen.