Die Truppen sollen Sicherheit gewährleisten und Zivilisten schützen. Sorge vor weiteren Kämpfen und Opfern wächst.
Regierungstruppen rücken in Drusen-Ort Suwaida vor
Regierungssoldaten rücken in Syrien in den mehrheitlich von Drusen bewohnten Ort Suwaida vor, um die Gewalt in der Region zu stoppen. Anwohner und die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigten heute der Deutschen Presse-Agentur, dass die Truppen in den Ort im Süden des Landes eingerückt sind.
Ahmed al-Dalati, Kommandeur für innere Sicherheit in der Provinz, teilte mit, dass die Truppen Zivilisten beschützen und die Sicherheit wiederherstellen würden. Er kündigte an, dass ab 8 Uhr morgens eine Ausgangssperre im Ort verhängt werde und die Anwohner in ihren Häusern bleiben sollten.
Laut der Beobachtungsstelle wurden seit Sonntag mehr als 100 Menschen getötet und rund 200 weitere verletzt, darunter auch Kinder, bei den Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der drusischen Minderheit und sunnitischen Beduinen. Der Auslöser für die Gewalt in der südlichen Provinz war ein Raubüberfall auf einen drusischen Jugendlichen auf der Schnellstraße zwischen Damaskus und Suwaida. Dies führte zu weiteren Entführungen und schließlich zu Gewalt zwischen Drusen und sunnitischen Beduinen.
Die Sorge vor weiteren Kämpfen und Opfern wächst mit dem Versuch der Regierungstruppen, in der Region die Kontrolle zu übernehmen. Laut der Beobachtungsstelle, die das Konfliktgeschehen in Syrien von London aus mit einem Netzwerk aus Aktivisten verfolgt, haben die Truppen das Gebiet mit Raketen und Mörsern angegriffen, wobei einige in Wohngebieten niedergegangen sind.
Befürchtungen vor weiteren Opfern
Die Beobachtungsstelle warnte vor einer «Wiederholung des Szenarios an der syrischen Küste» – ein Verweis auf die Gewalt im März, als bei Kämpfen verschiedener Gruppen laut Beobachtungsstelle rund 1.500 Menschen getötet wurden, darunter viele Zivilisten.
Die geistliche Führung der Drusen in Suwaida begrüßte die Ankunft der Truppen. Drusische Milizen sollten die Waffen niederlegen und mit den Truppen zusammenarbeiten, forderte die geistliche Führung in einer Mitteilung. Würdenträger aus der Gegend bemühten sich, eine Waffenruhe durchzusetzen.
Vor sechs Monaten wurde der langjährige Machthaber Baschar al-Assad in Syrien gestürzt, der das Land 2011 in einen über zehn Jahre langen Bürgerkrieg geführt hatte. Die neue Regierung unter Präsident Ahmed al-Scharaa hat die Kontrolle in Damaskus übernommen und bemüht sich, Stabilität im Land herzustellen. Dennoch gab es in den letzten Monaten Kämpfe zwischen verschiedenen Volksgruppen und Milizen sowie Terroranschläge.