Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Globales Abkommen gegen Plastikmüll vorerst gescheitert

Über das Problem sind sich alle einig: Plastikabfall vermüllt die Welt und ist eine Gefahr für den Menschen. Bei den Lösungen scheiden sich die Geister.

Viele Länder exportieren Müll, auch Deutschland, der
Foto: K.M. Chaudary/AP/dpa

Die Vereinbarung über ein globales Abkommen gegen Plastikmüll ist vorerst gescheitert. Nach drei Jahren Verhandlungen konnten sich rund 180 Länder in der Abschlusswoche in Genf nicht auf einen Vertragstext einigen, wie mehrere Delegationen nach nächtlichen Konsultationen bei der abschließenden Plenarsitzung am frühen Freitagmorgen mitteilten. Es ist unklar, wie es nun weitergeht.

Bereits am Mittwoch wurde deutlich, dass die Standpunkte der Länder so weit auseinander lagen wie immer. Ein Vertragsentwurf, aus dem praktisch alle verbindlichen Verpflichtungen gestrichen worden waren, wurde von zahlreichen Ländern abgelehnt. Auch ein neuer Entwurf vom Freitagmorgen erhielt keine einstimmige Zustimmung, wie der Konferenzvorsitzende mitteilte.

«Kein Abkommen ist in diesem Fall besser als eines, das den Status quo auf UN-Ebene zementiert, anstatt eine echte Lösung für die Plastik-Krise zu sein», sagte Florian Tize von der Umweltstiftung WWF.

Die unversöhnlichen Positionen

Mehr als 100 Länder, darunter Deutschland, die EU und zahlreiche Länder in Südamerika, Afrika und Asien, gehören zur High Ambition Coalition. Diese Länder fordern eine Begrenzung der Produktion auf ein nachhaltiges Niveau. Ihr Ziel ist es, Einwegplastik wie Becher oder Besteck zu verbannen, die Mehrfachverwendung von Plastikprodukten zu fördern und eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren, in der die Rohstoffe recycelt und wiederverwendet werden.

Die Länder, die den Rohstoff für Plastik, nämlich Öl, besitzen, wie Saudi-Arabien, der Iran und Russland, bilden die Gruppe der Gleichgesinnten. Diese Länder streben hauptsächlich nach einer Verbesserung des Abfallmanagements.

Der Plan, den die UN-Mitgliedsländer sich 2022 gegeben hatten, war eigentlich eindeutig: Im Mandat steht, dass der rechtsverbindliche Vertrag den gesamten Lebenszyklus von Plastik abdecken soll, von der Herstellung über das Design bis zur Entsorgung.

Was Plastik mit Ökosystemen und Menschen macht 

Plastik verschmutzt Ozeane und die Umwelt, vergiftet Ökosysteme, tötet Fische und andere Lebewesen und stellt eine Gefahr für die menschliche Gesundheit dar. Untersuchungen haben ergeben, dass kleinste Partikel sowohl in Organen als auch im Gehirn nachgewiesen werden. Nano- und Mikroplastikpartikel können das Immunsystem beeinträchtigen, sich in Arterien ablagern und Entzündungen fördern.

Es gibt viele Daten zur Verschmutzung. Die folgenden stammen aus dem deutschen Umweltministerium: Die Produktion von Kunststoff hat sich von den 1970er Jahren bis 2020 auf 367 Tonnen im Jahr versiebenfacht und könnte ohne Maßnahmen bis 2050 fast 600 Millionen Tonnen im Jahr erreichen. Ein großer Teil davon sind Einwegprodukte, insbesondere Verpackungen. Insgesamt wurden bisher 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff produziert, von denen 6,3 Milliarden Tonnen zu Abfall wurden, der größtenteils auf Deponien landete. Schätzungen zufolge haben sich weltweit 152 Millionen Tonnen Plastikabfälle in Flüssen und Ozeanen angesammelt.

dpa